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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schritt. Ich werde versuchen, es ihm gleichzutun. Morgen stürmen wir den Steinhorst. Bessos muss besiegt werden. Wenn ich ihn nicht bezwingen kann, dann wird sein Beispiel andere ermutigen, ebenfalls zu rebellieren.« Er wandte sich an Ashot. »Du suchst mir fünfzig Männer, die mich oder den riesigen Haufen Gold, den sie bekommen werden, so sehr lieben, dass sie mir selbst in den Gelben Turm folgen würden. Es wird so viel Gold sein, dass sie in ihrem Leben nie mehr einer ehrlichen Arbeit nachgehen müssen, wenn sie keine Spieler oder Narren sind. Morgen bringen wir es zu Ende!«
    Ormu sah mit finsterer Miene auf ihn hinab. »Nur Narren werden Euch bei einem Angriff auf den Steinhorst folgen«, sagte er leise. »Ich werde mitkommen, um einst meinen Enkeln erzählen zu können, wie die Geister des Windes den Unsterblichen Aaron ins Verderben stürzten.«

W o Menschen welken
    Merob hatte ein schlechtes Gewissen. Sie kam zu spät. Viel zu spät … Sie hatte sich den ganzen vorangegangenen Tag unpässlich gefühlt. Ihr Herz hatte geschmerzt, die Beine waren schwer wie Blei gewesen. Sie war zu schwach gewesen, sich von ihrem Lager zu erheben, ja selbst zu schwach, um zu essen. Artiknos hatte sie dünne Suppe trinken lassen und ihr eine Schweineblase, gefüllt mit warmem Wasser, unter die Decke geschoben. Das hatte geholfen. Heute fühlte sie sich ein wenig besser. Doch Merob wusste, dass ihre Tage gezählt waren. Sie hatte zu lange tief im Fels verborgen gelebt. Menschen waren geschaffen für das Licht. Mussten sie sich fern des Lichtes verstecken, so erging es ihnen wie den Pflanzen – sie verwelkten vor der Zeit.
    Merob betrachtete die grob behauenen Wände des Tunnels, durch den Artiknos sie trug. Der Flötenspieler war dagegen gewesen, dass sie ihr Lager verließ. Doch diese Angelegenheit duldete keinen Aufschub mehr. Sie musste den Spitzel von seinen Fesseln befreien. Statt der einen geplanten Nacht hatte er ganze zwei an den geheimen Kristall der Großen Mutter gefesselt verbracht. Nicht dass er noch einen Unterschied spüren würde. Er war längst dem Wahn anheimgefallen, so wie die anderen Ungläubigen, die eine Nacht bei dem Kristall und den Grünen Geistern verbringen mussten. Die Angst löschte ihren Verstand – und wenn sie schließlich geholt wurden, waren sie sabbernde Idioten geworden, für die Werden und Vergehen keinerlei Bedeutung mehr hatten, da sie kein Empfinden für den Fluss der Zeit mehr besaßen. Doch würde der Priester inzwischen schrecklichen Durst leiden. Ihn unnötig zu quälen widersprach ihrem Glauben, in dem jedes Leben heilig war, selbst das ihrer Feinde.
    Plötzlich verharrte Artiknos. Jetzt hörte auch sie es. Spitzhacken! »Wo sind wir?«
    »Etwa unterhalb des Fischmarktes der Insulaner«, entgegnete er, wobei sie ihm deutlich anhörte, dass er sich nicht ganz sicher war.
    Die Insulaner. So nannten alle die seltsamen Bewohner der Schwimmenden Inseln, die das kleinste Viertel in der Goldenen Stadt unterhielten. Bislang hatten sie kaum in die Tiefe gegraben. »Wissen wir, was sie bauen?«
    Artiknos schüttelte den Kopf. »Keiner beachtet sie. Kaum jemand weiß, was sie treiben.«
    »Finde es heraus!«, befahl Merob entschieden. Jeder Keller, jeder Tunnel und jede Zisterne, die in den Fels des Steilhangs getrieben wurde, war eine Gefahr für sie.
    Sie benutzte natürliche Höhlen, vergessene Grüfte und gesperrte Abwasserkanäle, um ihre Anhänger um sich zu versammeln. Mit wenigen neuen Tunneln hatten sie ein verborgenes unterirdisches Netz erschaffen, das sie für ihre heimlichen Zusammenkünfte nutzten. Merob wusste nur zu gut, dass alle Statthalter und die meisten Priester ihre Anhängerschaft zumindest mit Misstrauen, meist jedoch mit Hass betrachteten. Dabei waren sie die Einzigen, die diese Welt wirklich verstanden, die begriffen hatten, dass die Grünen Geister die Kinder der Großen Göttin waren und dass der Tag kommen würde, an dem sich Nangog aus ihrer Gefangenschaft befreien würde. Und an dem Tag sollte man besser nicht ihr Feind sein. Was dann geschehen würde, hatte der Spitzel in der Höhle am eigenen Leib erfahren. Kurz lauschte sie noch auf die Geräusche im Fels, dann bat sie Artiknos darum weiterzugehen.
    Zu viele gruben in die Tiefe. Am schlimmsten trieben es die Besitzer der Lagerhäuser nahe der Goldenen Pforte. Da Bauplatz in der Nähe des magischen Portals selbst für die Reichsten unbezahlbar geworden war, vergrößerten die Handelsherren ihre

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