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Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)

Titel: Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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das sich einige seiner Krieger versammelt hatten. Sie alle blickten in seine Richtung.
    »Ihr wart tief in Gedanken, Herr?«
    »Ja …«, entgegnete er zögerlich. Dann begriff er. Er trug noch immer den Maskenhelm, der sein Antlitz hinter einer silbernen Fratze verbarg. Müde tastete er nach dem seitlichen Helmscharnier und befreite sich. Ashot hatte nicht erkennen können, ob er nur sinnend den Kopf gesenkt hatte oder aber eingenickt war.
    »Die Rebellen …«
    »Wir haben die meisten gestellt. Auch die entflohenen Streitwagen wurden inzwischen eingeholt und haben aufgegeben.« Ashot lächelte zufrieden. »Ihr habt ihnen Todesangst eingejagt, Herr. Sie mochten gar nicht mehr aufhören zu laufen. Mataan lagert mit dem Großteil unserer Männer ein Stück weiter nördlich. Dort sind auch die Gefangenen. Ich bin mit einer Handvoll Männer hier geblieben, um …« Plötzlich wirkte er verlegen, als scheue er davor zurück, dass Offensichtliche auszusprechen. »… um über Euch zu wachen.«
    »Danke.« Artax hatte Mühe zu sprechen. Sein Mund war staubtrocken. »Ich war eingenickt.«
    »Wir waren uns nicht sicher«, entgegnete Ashot ein wenig verlegen. »Ihr hättet nicht alleine vorpreschen dürfen. Wir dachten einen Moment lang …« Statt den Satz zu Ende zu führen, zuckte er nur mit den Schultern. »Aber Ihr seid ja unsterblich.« Diesmal lag ein Hauch von Kritik in seinen Worten.
    Artax musste schmunzeln. Das war ganz der Ashot, wie er ihn von früher aus dem Dorf kannte. Der Zweifler, der nie ein Blatt vor den Mund nahm. »Bessos?« Jedes Wort kratzte in seiner Kehle.
    »Ist entkommen«, gestand Ashot zerknirscht.
    Der Unsterbliche dachte an die Männer, die er auf dem steilen Pfad gesehen hatte. Er musste wissen, wohin dieser Weg führte. Müde hinkte er zum Lagerfeuer und ließ sich nieder. Noch schmerz te jedes seiner Glieder. Er bemerkte die Blicke seiner Männer, die ihn mit fast schon abergläubischem Staunen ansahen. »Sind schlechte Bogenschützen, diese Rebellen«, murmelte er und griff nach einer Kürbisflasche neben dem Feuer. »Bin froh, dass nicht ihr auf mich geschossen habt.«
    Die Worte hatten den Bann gebrochen. Die Krieger unterhielten sich wieder leise miteinander.
    Artax trank in langen, gierigen Zügen das schale Wasser in der Kürbisflasche, dann schickte er Ashot los, ihm einen Ortskundigen zu holen. Es dauerte lange, bis sein Gefährte zurückkehrte. Ihm folgte ein spindeldürrer Krieger mit rotem Bart, der den größten Bogen trug, den Artax jemals gesehen hatte.
    »Ormu, Herr«, stellte Ashot den Fremden vor. »Er ist ein Jäger und kennt sich hier aus.«
    Artax deutete auf den Berg, der im Licht eines schmalen Sichelmonds nurmehr ein Schattenriss vor dem Sternenhimmel war. »Dort gibt es einen Pfad. Wohin führt der?«
    »Zum Steinhorst.«
    »Was ist das?«, fragte Artax.
    »Eine kleine Fluchtburg. Uneinnehmbar. Meist ist sie verlassen, weil sie so abgelegen liegt. Keiner, der nicht auf der Flucht vor mächtigen Feinden ist, möchte dort einen Winter verbringen. Bessos wird dorthin gegangen sein, denn an diesem Ort können wir ihn nicht besiegen.«
    Artax betrachtete den Jäger skeptisch. Sein Antlitz war hager, vom Wetter gegerbt. Er wirkte nicht wie ein Mann, der schnell aufgab. »Warum können wir Bessos nicht besiegen? Er hat nur noch ein paar Dutzend Männer, die ihm treu sind.«
    »Der Steinhorst liegt auf einer Felsnadel. Eine Brücke führt hinüber, deren hölzerner Mittelteil eingezogen werden kann. Die Burg verfügt über Zisternen und ein großes Lagerhaus. Mit genügend Vorräten können dort hundert Männer ein Jahr ausharren, ohne Hunger leiden zu müssen. Wenn Bessos vorgesorgt hat und dort oben Proviant lagert, dann brauchen wir den Saumpfad gar nicht erst zu erklimmen. Der Steinhorst wurde schon oft belagert, aber noch nie erstürmt. Dort oben in den Felsen tanzen die Geister des Windes. Ihr eisiger Atem schneidet bis tief ins Gebein, und ihr Wispern in der Nacht lässt selbst die mutigsten Männer verzweifeln. Kein Belagerer hält es dort oben lange aus. Wenn die hölzerne Brücke einmal eingezogen ist, vermögen nur noch Adler in den Steinhorst zu gelangen.«
    Der Unsterbliche dachte an Volodi und an den Spitznamen, den seine Krieger dem Drusnier gegeben hatten. Er vermisste die unverzagte Art seines Hauptmanns. Er hätte sich von solchen Geschichten ganz gewiss nicht einschüchtern lassen.
    »Ich hatte einmal einen Kämpfer, der für mich über den Adlern

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