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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf.
     
     
    Zusammen mit Liisho und Abrynos begab sich Prinz Rajin in das Gewölbe, in dem Nya aufgebahrt lag.
    Der Magier ließ sich die Umstände schildern, unter denen Nya und ihr ungeborenes Kind in die Hände Katagis und des ihm willfährigen Magiers Ubranos geraten waren, der während des Kampfes in der zur Zitadelle von Kenda gehörenden Kathedrale des Heiligen Sheloo umgekommen war.
    „Euren Schilderungen nach war Ubranos ein Magier von durchaus überdurchschnittlichen Kräften“, sagte Abrynos schließlich. „Dies deckt sich mit den Angaben, die ich vom Großmeister erhielt. Offenbar waren wir richtig informiert.“
    „Heißt es nicht, nur minderfähige Magier seien abtrünnig und alle von außergewöhnlicher innerer Kraft im Kollegium der magischen Hochmeister vereint?“, fragte Liisho mit deutlich spöttischem Unterton.
    „Wie so häufig ist sowohl dies wie auch das Gegenteil zutreffend.“
    „So ist es nur hohle Propaganda, wie ich immer schon vermutete.“
    „Wahrheit ist ein Standpunkt, von dem aus man Dinge betrachtet, Weiser Liisho.“
    „Und Euer Standpunkt ist zufällig mit den offiziellen Verlautbarungen des Großmeisters und des von ihm beherrschten Kollegiums der magischen Hochmeister identisch, nicht wahr?“
    „Ihr mögt dem Großmeister diese Frage selbst stellen, sobald Ihr ihm gegenübersteht“, sagte Abrynos aus Lasapur. Er trat an den gläsernen Sarg heran, in dem Nya ruhte, und berührte ihn. Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, leuchteten sie zunächst grün. In Nyas leblosem, starrem Gesicht öffneten sich im selben Moment die Augen – und auch sie leuchteten wie grünes Feuer, wie es bei der Verbrennung spezieller Essenzen entstand, die man im Palast von Drakor bei gewissen Festen entzündete.
    Der Magier stieß einen Laut aus, der an das Knurren eines tajimäischen Einzahnberglöwen erinnerte. Rajin kannte diesen Laut aus dem Wissen über das Leben im Palast von Drakor, das ihm der Weise Liisho einst eingepflanzt hatte, als er noch unter dem Namen Bjonn Dunkelhaar unter den Barbaren des Winterlandes gelebt hatte. Ein Wissen, das ihn auf seine zukünftige Rolle als Kaiser von Drachenia hatte vorbereiten sollen und ihm schon wiederholt von Nutzen gewesen war, indem es den Prinzen beispielsweise die Sprache des Drachenlandes mit einer Geläufigkeit über die Lippen kommen ließ, als hätte er nie zuvor ein anderes Idiom gesprochen.
    Die tajimäischen Einzahnberglöwen waren eine gewaltige, grauweiße Katzenart, deren besonderes Kennzeichen ein einziger Reißzahn von der Länge eines drachenischen Kurzschwertes war, wie es von manchen Kämpfern neben dem Matana-Schwert als Zweitklinge benutzt wurde. Unter den Adeligen am Hof von Drakor galt es als schick, Einzahnberglöwen zu zähmen und als Symbole eigener Herrlichkeit zu halten. Besonders einflussreiche Mitglieder des Adels erwirkten dafür bisweilen sogar schon einmal eine Ausnahme des Luftschiffverbots innerhalb der Grenzen des Drachenlandes, um die widerspenstigen Ungeheuer vom Dach der Welt rund um den Vulkansee von Tajima sicher zum Palast transportieren zu können.
    Der Magier imitierte dieses Geräusch so täuschend echt, dass man hätte glauben können, eine dieser katzenartigen Bestien befände sich tatsächlich im Raum. Rajin nahm sogar den typischen, bisweilen etwas strengen Geruch wahr, den diese Tiere mitunter verströmten und gegen den selbst die Parfümeure aus Etana kein adäquates Mittel gefunden hatten.
    Nur für einen kurzen Moment begann sich der Körper des Magiers leicht zu verformen, aber dann stabilisierte sich seine Erscheinung wieder.
    Das Knurren und der Geruch – aber nicht die äußere Erscheinung eines Einzahnberglöwen, ging es Rajin durch den Kopf. Liegt es daran, dass die Illusionen dieses Magiers nur zum Teil Macht über meinen Geist zu gewinnen vermögen?
    Die Schulung der inneren Kraft, die Rajin bei Meister Liisho genossen hatte, schien nicht umsonst gewesen zu sein, auch wenn es dem Prinzen mitunter so schien, als würde er niemals dazu fähig sein, einen Brocken Drachenbasalt mit der Kraft seines in ein Schwert hineingegebenen Willens zu zerschlagen – geschweige denn, dass er hoffen konnte, schon bald stark genug zu sein, dem Urdrachen Yyuum den dritten Drachenring zu entwenden.
    Abrynos aus Lasapur zog seine Hand von dem Sarg zurück. Nya schloss wieder die Augen. Das grüne Feuer leuchtete noch ein paar Momente durch ihre geschlossenen Lider, ehe es verblasste und

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