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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schließlich nicht mehr zu sehen war. Gleiches geschah mit den Augen des Magiers.
    „Ich weiß jetzt etwas mehr“, sagte der Magier.
    „Etwas, dass meiner Hoffnung Nahrung geben könnte?“
    „Gewiss.“
    „Dann ist es wahr!“, stieß Rajin erregt hervor. „Nya und Kojan II. existieren noch! Ihre Seelen irrlichtern in den Weiten des Polyversums auf fremden, verwunschenen Existenzebenen, von denen auf unserer Welt wohl kaum jemand etwas ahnt!“
    „Zieht keine voreiligen Schlüsse, Prinz Rajin. Grausamer als die Hoffnungslosigkeit ist die enttäuschte Hoffnung.“ Die Hand des Magiers strich noch einmal über die Oberfläche des Sarges. Abrynos' Magierfalte trat erneut sehr deutlich hervor. Rajin glaubte einen grünlichen Schimmer zu sehen, der entlang dieser Falte kurz aufleuchtete.
    Er griff unter sein Wams und holte das zusammengerollte magische Pergament hervor. „Darauf erschien Nya mir bisweilen. Aber es ist mir zuletzt nicht mehr gelungen, mit ihr in Verbindung zu treten. Ich weiß nicht, ob ich zu schwach oder die Distanz zu groß ist.“
    „Es sind mannigfache Gründe denkbar“, erklärte der Magier und ließ sich das magische Pergament geben. Ein Lächeln der Erkenntnis spielte um seine Lippen. „Das dachte ich mir“, murmelte er.
    „Wovon sprecht Ihr?“
    „Das Pergament wurde aus der Haut eines magusischen Fünfhornbisons gefertigt, einem Geschöpf aus dem Land der Leuchtenden Steine …“
    Liisho mischte sich ein. „So nennt man die Gegend um Ktabor in Zentral-Magus“, stellte der Weise fest. „Die Leuchtenden Steine, die es dort gibt, sollen für die seltsamsten Eigenschaften unter den dort lebenden Geschöpfen verantwortlich sein.“
    „Diese Steine sind selbst für uns Magier in vielen ihrer Eigenschaften bis heute rätselhaft“, gab Abrynos in ungewohnt bescheidener Art und Weise zu. „Aber wir wissen sicher, dass sie jegliche Art von Magie, Zauberei oder ganz gewöhnlicher innerer Kraft erheblich verstärken können. Manchmal so sehr, dass es denjenigen tötet, der diese Stärke sucht. Aber dass das Leben weder für Magier oder Menschen noch für Prinzen des drachenischen Kaiserhauses voller Gefahren ist, wisst Ihr ja wohl.“ Abrynos entrollte das Pergament. Er fixierte es mit seinem Blick und sammelte die Kräfte seines Geistes durch eine Formel in alt-magusischer Sprache, die durch ihren Konsonantenreichtum und die Häufigkeit von Hauchlauten auffiel.
    Ein dunkler Fleck befand sich derzeit auf dem Mittelbereich des Pergaments. Er nahm etwa ein Drittel der Fläche ein, und anders als sonst waren nur Ahnungen von kleinen Farbresten erkennbar; alles andere war nichts weiter als dunkle, undurchdringliche Schwärze.
    Als Rajin das sah, erschrak er im ersten Moment, denn er hielt es für ein Zeichen dafür, dass die Seelen seiner Geliebten und ihres ungeborenen Kindes noch weiter hinaus in das Chaos des Polyversums getrieben waren und sich vielleicht schon auf Existenzebenen befanden, die von dieser Welt aus gar nicht mehr erreicht werden konnten – selbst mit der stärksten Magie und der mächtigsten Ballung an innerer Willenskraft nicht, zu der je ein Mensch seit den Zeiten des Urkaisers Barajans fähig gewesen wäre.
    Der Fleck geriet in Bewegung, so als würde er zerfließen. Es dauerte einige Momente, ehe wieder Farben und Formen sichtbar wurden. Zunächst wirkten sie wie eines jener Gemälde, die zu Zeiten des wahnsinnigen Kaisers Sanjon von Affen angefertigt und anschließend im Palast aufgehängt worden waren, woraufhin sich der Adel im ganzen Land Kunstwerke von Affen anfertigen ließ, was zahllose ehrbare Meistermalerwerkstätten in den Ruin trieb.
    Endlich bildeten sich aus den verschwommen Formen etwas heraus, das auch Rajin wiedererkannte: Nyas Gesicht!
    Und daneben das Gesicht eines Jungen von etwa zehn Jahren, dessen Ähnlichkeit mit dem Prinzen nicht zu leugnen war.
    Abrynos neigte das Pergament etwas, sodass Rajin deutlicher sehen konnte, was sich auf dessen Oberfläche tat.
    „Nya!“, murmelte er.
    Sie wandte den Kopf, so als hätte sie ihn gehört und suchte nach dem Ursprung dieser vertrauten Stimme.
    „Bjonn!“, nannte sie ihn bei dem Namen, den ihm sein Ziehvater Wulfgar Wulgarssohn aus Winterborg während seines winterländischen Exils gegeben hatte. „Mein geliebter Bjonn, bist du es?“
    Doch dann zerfloss das Bild wieder.
    „Sie existieren also noch“, stellte Abrynos fest. „Dessen könnt Ihr sicher sein. Und so seid Euch auch gewiss, dass Ihr

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