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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zwergenhaften Verwandten zu jagen. Oder die Eisraupen, die es schafften, sich selbst durch die dicksten Eisschichten hindurchzukämpfen und von denen manche sagten, sie wären eigentlich die Bewohner von verborgenen Seen, die Fjendur mit Eis zugedeckt hatte, weil alles Leben in ihnen nur ihm gehören sollte. Die Eisraupen wurden daher häufig vom jeweiligen Sippenoberhaupt dem Orakel des Fjendur als Opfer dargebracht. Damit gab man Fjendur ein Geschöpf zurück, auf das er Anspruch erhob, das ihm aber durch Groenjyrs schlampige Arbeit am Schicksalsteppich entwischt war.
    In jenen frühen Tagen hatte es viele Inland-Clans gegeben, die ganz von der Jagd zu Lande gelebt und mit den großen Raubtieren dieser Ödnis um die Beute gerungen hatten. Aber nach und nach waren sie alle an die Küste gezogen, da ihre Kinder zahlreicher wurden, die Beute hingegen immer knapper und das Klima rauer geworden war. Die Jagd auf das Seemammut und der Handel mit den Häfen des Festlandes waren allemal einträglicher und weniger entbehrungsreich als das harte Leben im Inneren Winterlands. Schon zur Zeit Wulfgar Eishaars hatte es keine Inland-Sippen mehr gegeben.
    Die letzte Gruppe, die das Leben im Inland aufgab, war die Sippe von Kragnjyr Eiswolftöter gewesen, den man später nur noch den Einfältigen Kragnjyr genannt hatte. Stärker als ein Eiswolf, aber so dumm wie ein Ballen Schneerattenwolle – so wurde er in den Legenden dargestellt, weshalb es niemanden gab, der seine Herkunft auf ihn zurückführen wollte. Dabei hatte er eine riesige Sippe angeführt, und so war es eigentlich undenkbar, dass sie gänzlich ausgestorben war. Doch seine Nachfahren hatten ihre wahre Herkunft aus Furcht vor Hohn und Spott geleugnet und hatten sich in ihren Erzählungen in die Stammbäume anderer Sippen eingeschmuggelt, bis sie schließlich vergaßen, wer eigentlich ihr Ahnherr gewesen war.
    Inzwischen gingen die Bewohner Winterlands nur noch dann zur Jagd ins Binnenland, wenn Njordir ihnen zürnte und die Seemammuts ausblieben oder wenn sich einer von ihnen einen besonders wertvollen Pelz beschaffen wollte, etwa den des Wechselhörnchens, das die Farbe seines Fells zu ändern und der Umgebung anzupassen vermochte. Es war nahezu ausgestorben, und eine Jagd auf dieses Tier, das mitsamt seinem buschigen Schweif nicht länger als der Unterarm eines Kindes war, lohnte kaum das Futter für die Riesenschneeratten.
    Gegen Mittag erreichten Rajin und Bratlor die ersten Berge. Bis dahin war das Land sehr flach. Immer wieder hatten sich die Gletscher vorgeschoben und wieder zurückgezogen, und eingefrorene Muscheln, Fische und Kraken, die man im Eis mitunter finden konnte, sprachen dafür, dass es sogar Zeiten gegeben hatte, da die Insel Winterland viel kleiner gewesen war und das Meer bis zu den ersten Anhöhen gereicht hatte. In ihrem ewigen Kampf hatten der kalte Fjendur und der nasse Njordir offenbar verbissen um dieses Land gerungen.
    Die Riesenschneeratten wurden unruhig, stießen schrille, stakkatoartige Laute aus und schnüffelten im hart gefrorenen Schnee herum. Rajin wusste, was das bedeutete. Sie hatten Hunger und rochen Sonnensucher, von denen sich auch ihre wild lebenden Verwandten ernährten.
    „Gönnen wir den Tieren eine Pause, um sich zu stärken“, schlug Bratlor vor und kletterte aus dem Sattel. Er rutschte am Fell der Riesenschneeratte nach unten und zog einen der dicken, mit Fell gefütterten Fäustlinge aus.
    Seine Riesenschneeratte scharrte mit den Pfoten und wühlte im hart gefrorenen Schnee. Ihre Laute wurden drängender, ungeduldiger. Bratlor stieg ebenfalls von seiner Riesenschneeratte, damit auch sie nach Sonnensuchern graben konnte. Mit einem Reiter auf dem Rücken hätte sie das nicht gewagt, selbst bei größtem Hunger nicht. Dazu waren die Riesenschneeratten aus den Pferchen des Kapitänsrats von Winterborg zu gut erzogen. Man achtete sehr auf die Ausbildung der Tiere, denn wenn die Reisen der Winterborger ins Binnenland auch seltener geworden waren, so konnte im Einzelfall doch das Leben des Betreffenden davon abhängen, wie diszipliniert das jeweilige Reittier war.
    Mit je einem kurzen Pfiff ließen Rajin und Bratlor ihre Riesenschneeratten frei. Das Gehör der Tiere war fein genug, um die Pfiffe einzelner Reiter genauestens voneinander unterscheiden zu können. Die beiden Ratten stoben ungestüm davon, die schnüffelnden Nasen dicht über dem Boden. Sie entfernten sich fast drei Schiffslängen weit, aber weder Rajin noch

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