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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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Gesicht ein blendend helles Licht auf. Auguste blinzelte, und bunte Flecken tanzten vor ihren Augen.
    Der Zwischenfall an sich dauerte nicht lange. Doch nachdem der Bann erst einmal gebrochen war, sprang die Idee zügig auch auf andere Elternteile über. Bald war Auguste von einer wuselnden Menschentraube umringt, aus der unablässig Kinder gereicht wurden und grelle Lichtblitze aufflammten.
    Später musste sie zugeben, dass es sich um eine Lappalie handelte. Doch vorher machte sie die Feststellung, dass Verwirrung einen idealen Nährboden für Ärger abgab – und von ihm hatte Auguste bereits ein gerütteltes Maß mitgebracht. Sie wusste nicht, was es mit den gelben und purpurnen Sternen vor ihren Augen auf sich hatte. Doch allmählich erfüllten sie diese mit profundem Unwillen.
    Als einer der Väter schließlich fragte, ob sein Sohn nicht kurz auf ihren Schultern reiten könne, war es dann soweit. Auguste spürte, wie ihre Geduld einem rasanten Ende zuging. Langsam und mit Genuss kramte sie in der mentalen Schublade für exklusive Flüche und Verwünschungen. Ihre Brauen zogen sich in die Höhe und krümmten sich, während ein leichtes Kribbeln über ihre Fingerspitzen tanzte. Das Ziel ihres Unmuts schien von alledem nichts zu bemerken. Die umstehende Menge jedoch machte einen instinktiven Schritt nach hinten. Mit ausgesuchter Höflichkeit ließ sie die beiden in einem privaten Kreis zurück, der bereit war, sich notfalls zügig zu vergrößern.
    Von den Haaren der Hexe stiegen Funken auf. Sie begann damit, Silben zu formen, deren Klang seltsames Ohrensausen erzeugte. Bilder einer nahen Zukunft, die nicht für alle Anwesenden sehr erfreulich sein würde, zogen an ihrem inneren Auge vorüber. Sorgfältig und liebevoll wurden sie mit ausgefallenen Details verziert.
    Plötzlich hielt sie inne.
    Auguste bemerkte zwei Gestalten, die am hinteren Ende der Menge zwischen zwei Buden standen. Beide musterten sie mit offenem Interesse, und für einen kurzen Augenblick begegneten sich ihre Blicke. Sie sogen sich aneinander fest. Auguste spürte etwas Lauerndes. Schließlich nickte ihr die Vordere der Gestalten aufmunternd zu. Als die Hexe ihre Aufmerksamkeit wieder auf den fragenden Vater lenkte, verursachte das Lösen dieses Blickkontaktes ein fast hörbares Schnappen.
    Sie rang mit sich.
    Magie tanzte durch ihre Adern und erfüllte sie mit einem Prickeln, das keineswegs unangenehm war. Es fühlte sich ausgesprochen verführerisch und lebendig an. Außerdem konnte sie nicht leugnen, dass die soeben entworfene Zukunftsvision einen gewissen Reiz besaß. Trotzdem. Auguste Fledermeyer spürte instinktiven Widerwillen. Sie hatte erlebt, wie sich Menschen jammernd zu Boden warfen. Wie sie klagten und um Gnade flehten.
    Niemand schenkte ihr ein aufmunterndes Nicken!
    Schließlich traf die Hexe eine Entscheidung.
    Gehorsam nahm sie das Kind entgegen, setzte es auf ihre Schultern und ließ sich ein weiteres Mal ablichten. Ein unbestimmtes, kollektives Seufzen ging von der Menge aus. Anschließend gab Auguste den Jungen zurück, fuhr auf dem Absatz herum und verschwand, so schnell es nur ging, in der Menge. Hastig bahnte sie sich ihren Weg durch die Scharen der Touristen. Wo sie nicht schnell genug Durchlass erhielt, nahm sie Ellenbogen und Stiefelspitzen zu Hilfe. In einigen erstaunten Gesichtern las sie die Frage, was denn nur plötzlich in sie gefahren sei. Doch das war jetzt unwichtig.
    Zwischen den Buden begann die hintere der beiden Gestalten eifrig auf ihren Begleiter einzutuscheln. Der wandte den Blick nicht von jener Stelle, an der Auguste soeben im Gewühl verschwunden war. Langsam regte sich in ihm ein überraschender, unangenehmer Gedanke, und seine Stirn legte sich in Falten. Das hier war falsch.
    Dann folgten sie ihr.
    Die Auslagen der Stände flogen an Auguste vorbei, ständig prallte sie gegen Passanten oder die Stützen von Markisen. Ein Schweif unwilligen Murrens säumte ihren Weg.
    Wie es aussah, hatte irgendjemand noch immer ein Auge auf sie. Generell hatte sie das Gefühl, ihre jüngste Vergangenheit sei ein wenig zu sehr durch fremde Absichten geprägt. Doch der Leibhaftige höchstpersönlich sollte sie holen, wenn sie es dabei beließ.
    Für einige Meter versuchte die Hexe, ihr Tempo noch einmal zu beschleunigen, dann bog sie unversehens in eine ruhigere Seitengasse. Dort verfiel sie in einen langsamen Trott und stellte sich im Gewirr einer der Buden an. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen

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