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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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päpstlichen Gesandten. Der Kardinal verfügte über schneeweiße, buschige Augenbrauen und ein Kinn, an dem sich die Gezeiten brechen mochten. Schlimmer jedoch war der stechende Blick blassblauer Augen, die so kalt und klar waren wie die Oberfläche eines Weihers am Mittwintertag. Bischof Korkenbaum verwünschte sich selbst dafür, dass er die beiden Männer zu ihm geführt hatte. Andererseits ließ es sich schwerlich vermeiden, dass der Legat irgendwann davon erfuhr.
    „Seine Heiligkeit, Anastasius XIII., wird in wenigen Tagen hier sein, und Sie haben das Versuchsobjekt verloren? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, sich an die Fersen einer verwirrten und orientierungslosen Frau zu heften!“
    Bischof Korkenbaum war versucht einzuwerfen, dass sich das Problem vermutlich nie gestellt hätte, wenn es sich bei benannter Dame tatsächlich um eine völlig gewöhnliche Frau handeln würde. Er hielt es aber für besser, die reuevolle Stille noch einen kleinen Moment andauern zu lassen. Erst als de Vendetta erneut anhob, schaltete er sich mit einem vermittelnden Hüsteln ein.
    „Eure Eminenz, ich bin sicher, diese Männer haben ihr Möglichstes getan. Gewisse Unwägbarkeiten waren immer Teil des Plans.“
    Mit steinerner Miene wandte sich der Legat um und musterte den Bischof aus schmalen Augen. Der Funkenregen eines nahen Schweißgerätes ließ einen gespenstischen Schein über sein Gesicht huschen. Korkenbaum verspürte einen plötzlichen Anfall von Beklommenheit.
    „Vermutlich wird das Versuchsobjekt binnen weniger Stunden von selbst wieder auftauchen!“
    Er hörte selbst, wie seine Stimme schwankte.
    „Ich hoffe, Sie prägen sich Ihre Worte gut ein, Korkenbaum. Wenn Seine Heiligkeit hier eintrifft und wir keine Ergebnisse vorweisen können, wird das ziemlich unangenehm.“
    Er verstummte einen Augenblick, als ein Presslufthammer in der Nähe seine ratternde Arbeit aufnahm. Die Nachricht vom Kommen des Papstes hatte Wunder gewirkt. Zunächst mussten alle Beteiligten den Schock überwinden, aber dann stürmten sie mit manischem Eifer an ihre Aufgaben. Niemand legte Wert darauf, Seine Heiligkeit auf einer Baustelle zu empfangen.
    „Sorgen Sie dafür, dass diese Hexe gefunden wird. In der Zwischenzeit beginnen wir mit Phase zwei.“
    „Aber, Eure Eminenz…“
    Der Kardinal bedachte Korkenbaum mit einem Blick, der sich ohne Umschweife bis zur Rückwand seines Kopfes durchbrannte.
    „Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Nichts, absolut gar nichts wird die ordnungsgemäße Durchführung unseres Projektes verhindern. Wenn unser erstes Versuchsobjekt verschwunden ist, werden wir eben auf andere Weise Ergebnisse produzieren.“
    „Aber…“
    Ein weiterer Blick aus schmalen Augen brachte den Bischof zum Schweigen.
    „Wie Sie meinen, Eminenz…“
    Langsam wandte de Vendetta sich zum Gehen und ließ die drei Männer zurück. Als er etwa die Hälfte der Arche durchquert hatte, drehte er sich noch einmal um.
    „Und Korkenbaum – an Ihrer Stelle würde ich bei der Wahl des neuen Suchers ausgesprochen sorgsam sein!“
    Der Bischof schluckte. Aber dann huschte für einen winzigen Augenblick ein Lächeln über sein Gesicht.
    „Keine Sorge, Eure Eminenz. Keine Sorge.“

Stolz schwoll die Brust Bruder von Schlupps, als er sich durch das Blattwerk arbeitete. Zugleich übte er sich in jenem mürrischen Gesichtsausdruck, den er eines wahren Abenteurers für würdig hielt. Nie hatte er geglaubt, dass ihm das geistliche Leben einmal solche Aufgaben bringen würde.
    Er hatte gebebt vor Erwartung, als man ihm für seine Mönchskutte diesen Tarnfleckdress gab. Und als er die Zipfel seines Stirnbands verknotete, war der Moment von stiller Andacht erfüllt.
    Nun hastete er im Laufschritt durch den Wald, und seine Augen glühten. Er würde den Bischof nicht enttäuschen. Er würde die in ihn gesetzte Erwartung tausendfach erfüllen und schließlich, nach getaner Arbeit, im Triumph heimkehren.

Zacharias Korkenbaum, der derweil über seinem Schreibtisch saß, war von geringerer Euphorie erfüllt. Allerdings verspürte er hinsichtlich des Kardinals eine gewisse Genugtuung. Leonardo de Vendetta war ein ehrgeiziger Mann, der aus einer Familie ehrgeiziger Männer stammte. Einer seiner Vorfahren war es gewesen, der zum ersten Mal diese Höhlen erkundet und den Grundstein für all das hier gelegt hatte. Darüber hinaus zweifelte Korkenbaum kaum daran, von wem die Idee für das aktuelle Projekt stammte. Es nun außer

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