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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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deckten ihn mit riesigen Blättern zu, um ihn gegen die Sonne zu schützen. »Ich werde bei ihm bleiben und ihn festhalten, Sir«, sagte Roland, und nicht einmal Temeraire erhob Einsprüche, als sie an Bord von Iskierka kletterte, um dafür zu sorgen, dass Granby abgeschirmt blieb und nicht ins Rutschen geriet.
    Sie wandten sich Richtung Süden, und innerhalb eines einzigen Tages erreichten sie Belém: eine kleine Stadt, die sich hinter ihren Mauern duckte und in wildem Alarm die Glocken läuten ließ, als die Drachen in Sichtweite kamen. »Flieg höher!«, schrie Laurence, der erst jetzt daran dachte: Die Bewohner der Stadt sahen lediglich vier Drachen von enormer Größe auf die Stadt zukommen, konnten aber keine uniformierten Truppen und keine Fahnen erblicken, und selbst die Züchtungen waren keine der leicht erkennbaren europäischen: Temeraire stammte aus China, Iskierka aus der Türkei, Churki von den Inka, und Kulingile war eine ganz neue Kreuzung, die noch vollkommen unbekannt war. »Temeraire, steig höher und sorg dafür, dass auch Iskierka hochzieht! Sie werden jeden Moment auf uns feuern.«
    Iskierkas einziger Gedanke galt momentan aber Granby, und so nahm sie Kurs auf den Marktplatz im Herzen der Stadt: Temeraire tauchte unter sie und drückte sie mit seinem Körper empor, außerhalb jeder Schussweite. In ebendiesem Augenblick donnerten die Kanonen in Dutzenden; dünne, schwarze Qualmwolken legten sich wie ein Leichentuch über die Mauern der Stadt. Dann wurde mittels der schmalen Kanonen mit den langen Läufen auf sie gefeuert, und kleine, stachelige Kugeln umschwirrten sie.
    Aber die Stadt hatte mehr Kanonen als Leute, die sie auch beladen konnten: Nachdem die ersten Salven verschossen waren, wurde es ruhig, und es dauerte beinahe zehn Minuten, ehe eine zweite Runde begann. Die Munition wurde in Richtung Drachen abgefeuert, obwohl sich keiner von ihnen mehr in Reichweite der Kanonen befand. Als auch diese Attacke verstummt war, legte Laurence Temeraire die Hand auf die Flanke, und sie landeten auf dem Platz, wo ein Regiment aufgeregt damit beschäftigt war, sich zu formieren, obwohl ganz offensichtlich die Hälfte der Soldaten fehlte.
    Â»Hören Sie damit auf«, sagte Temeraire wütend auf Französisch. »Wir sind doch gar nicht hier, um Sie anzugreifen. Wir sind Engländer, keine Tswana, und wir sind gekommen, um zu helfen.«
    Â»Eigentlich sollte ich viel dankbarer sein«, sagte Granby, »wenn ich sehe, wie ich ständig haarscharf am Unglück vorbeigeschrammt bin, und ich liege immer noch nicht in der Grube. Ich will mich ja nicht beklagen, aber das wird ziemlich lästig werden.« Damit antwortete er Laurence, der ihn dazu beglückwünscht hatte, wie rasch sein Armstumpf verheilte. Die Erleichterung bei der Bevölkerung, dass sie sich als Freund, nicht als Feind entpuppt hatten, hatte in der ganzen Stadt für eine Welle der Hilfsbereitschaft gesorgt. Ihnen war dabei auch zugutegekommen, dass Hammond sie dem örtlichen Gouverneur als Retter präsentierte, die gekommen waren, um die Einheimischen im Kampf gegen die drohende Invasion zu unterstützen. Laurence vermutete, dass er die veränderten Umstände im Reich der Inka noch nicht erwähnt hatte. Ein ausgezeichneter Arzt nahm sich ihrer an, und genug starker Rum wurde herbeigeschafft, um Granby noch weniger spüren zu lassen, als es aufgrund des hohen Fiebers ohnehin schon der Fall war. Mehrere Ordensleute kümmerten sich Tag und Nacht um ihn.
    Â»Ich weiß, dass es Burschen gibt, die damit ganz gut klarkommen«, fügte Granby hinzu. »Und ich vermute, ich kann mir ja auch einen Haken besorgen, also bitte hör mir gar nicht zu. Auf jeden Fall sollten wir schleunigst weiterfliegen, nicht wahr? Ich verstehe zwar nicht alles, was sie hier sagen, obwohl mein Spanisch eigentlich ganz gut geworden war, als ich in Gibraltar stationiert war, aber die portugiesische Sprache ist halt doch noch mal anders. Außerdem ist es ziemlich offensichtlich, dass wir am besten gestern schon in Rio hätten sein sollen, jedenfalls, wenn wir den Prinzregenten antreffen wollen.«
    Â»Wir werden noch ein paar Tage länger hierblieben«, sagte Laurence ruhig. Granby war bleich und fahrig vom Fieber. »Temeraire hat sich mit dem Priester hier vor Ort und einigen Händlern zusammengetan, um eine Route für uns auszuarbeiten. Wir werden nicht

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