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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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veränderte Licht gewöhnt hatten und er all diese Pracht ringsum sah, da bedauerte er Laurence’ Entschluss zutiefst. Noch betrübter wurde er, als der Gouverneur kam, um sie zu begrüßen: Hualpa war nicht so lang wie Temeraire selbst, aber auch nicht viel kleiner, und die Federschuppen an seinem Hals und auf den Schultern waren derartig aufgeplustert, dass er größer wirkte, als er eigentlich war.
    Auf jeden Fall hätten die Würdenabzeichen selbst einem geringeren Tier enorme Wichtigkeit verliehen. Ganz oben um seine Kehle war ein goldenes Band geschlungen, das in einen wollenen Kragen eingearbeitet war, der wiederum in einem leuchtend grünen Troddelrand endete, der sich auffällig vom tiefen Lila von Hualpas Schuppen abhob. Riesige, goldene Reifen baumelten an seinen Ohren und hingen ihm bis zum Kiefer hinunter. Weitere Goldringe zierten die unteren Enden seiner Flügel – eine Form des Körperschmucks, die Temeraire noch nie zuvor zu sehen bekommen hatte. Ganz bemerkenswert hübsch, wie er fand.
    Â»Man muss es Fremden und Gästen zugutehalten, dass sie mit den örtlichen Gepflogenheiten nicht vertraut sind«, fuhr Hualpa fort, »aber dies ist in der Tat doch seltsam: Erwarten Sie vielleicht von mir, dass ich Ihr Verhalten auch noch billige?«
    Er setzte sich auf seine Hinterläufe; die goldenen Ringe klimperten auf dem Steinfußboden, als er seine Flügel ausschüttelte und sie dann in einer hochmütigen, formvollendeten Bewegung auf dem Rücken zusammenlegte. Die eingelegten Smaragde fingen die Strahlen des Sonnenlichts auf, welche durch den großen Raum fluteten und strahlend grün aufflammten, sobald sie auf die Edelsteine trafen. »Es ist bekannt, dass die Männer vom Meer eingefleischte Lügner und Diebe sind«, fuhr er missbilligend fort, »und auch wenn ich mir habe sagen lassen, dies läge daran, dass Sie zu keinem Ayllu gehören, sind Sie doch zu mir gekommen und stellen sich mir vor, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, Ihre Schandtaten zu verschleiern.«
    Â»Aber die Bewohner waren doch alle tot«, protestierte Temeraire. »Die Lamas waren sich selbst überlassen und zogen ungehindert durch die Gegend …«
    Â»Ich spreche nicht von den Lamas«, sagte Hualpa. »Natürlich konnten Sie sich an den Lamas satt essen, wenn diese niemandem mehr gehörten und Sie hungrig waren. Mir geht es um den Mann.«
    Â»Ich habe nicht gewusst, dass es in diesem Land Sklaven gibt«, teilte ein sehr erschrockener Hammond Laurence mit, nachdem Temeraire den Wortwechsel übersetzt hatte. »Aber wenn es die Landessitte ist … Wenn es denn ihr Gesetz so vorsieht …«
    Mochte Hammond sagen, was er wollte, dachte Laurence grimmig. Er konnte sich kaum etwas vorstellen, was er mehr verabscheuen würde, als einen Mann in die Knechtschaft zu übergeben: Ob sein Besitzer dann ein Mensch oder ein Drache war, machte für Laurence kaum einen Unterschied. Die große Entfernung zwischen Tarucas Zuhause – aus dem er ganz sicher unfreiwillig gerissen worden war – und seinem jetzigen Aufenthaltsort hatte sich nun aufgeklärt, ebenso wie seine resignierte Reaktion darauf, ein weiteres Mal entführt worden zu sein. Ein Mann, der in die Sklaverei gezwungen worden war, stand einem Wechsel seines Besitzers gleichgültig gegenüber und dürfte auch keinen Grund haben, an eine ehrliche oder gnädige Gesinnung der Männer zu glauben, die ihn frisch aufgegriffen hatten.
    Â»Bitte fragen Sie diesen Gentleman«, sagte Laurence und würgte damit Hammonds ständiges Murren ab, »warum er aus seinem Heim geholt wurde. Hat er ein Verbrechen begangen?«
    Â»Kapitän, ich muss Sie daran erinnern, dass wir uns kein Urteil darüber anmaßen dürfen, wie man die Angelegenheiten hier handhabt …« Hammond stockte, als er Laurence’ Gesicht sah, und wandte sich an Taruca, dessen Entrüstung, als er Hammonds Frage zu verstehen begann, keinerlei Übersetzung benötigte.
    Â»Es gab keinen anderen Grund, als dass ich mich beim Spazierengehen zu weit von meinem eigenen, schützenden Ayllu entfernt hatte und deshalb ohne Entschädigungszahlungen mitgenommen werden konnte. Außerdem: Wer hätte mich schon haben wollen, wenn ich ein Verbrecher oder ein Dieb wäre?«, fragte Taruca und zögerte. Dann richtete er sich stolz auf und fügte hinzu: »Wenn Sie noch

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