079 - Die Dämonenstadt
Die Nacht hatte sich über Goodluck-Town gesenkt. In den Saloons der Goldgräberstadt grölten die Betrunkenen. Mädchen in knallroten Kleidern kreischten unter den derben Griffen der rauhen Männer auf.
Das Gesetz hatte in der Siedlung in den Bergen Arizonas noch nicht Einzug gehalten. Noch galt das Faustrecht.
Goodluck-Town war eine Stadt, in der Outlaws, Glücksritter und gescheiterte Existenzen Unterschlupf gefunden hatten.
Der junge Will Douglas war als Glücksritter gekommen.
Doch ehe diese Nacht um war, sollte er sie als Mörder und Verbrecher verlassen...
Nach Wochen härtester Arbeit und ungeheurer Entbehrungen waren sein Partner Sammy Bronston und er endlich auf die ersehnte Goldader gestoßen. Armdick hatte sie sich durch das Gestein gezogen. Geschuftet hatten sie wie die Pferde, um das kostbare Erz aus dem Fels zu schlagen. An diesem Abend hatten sie ihren neuen Reichtum zusammengerafft.
Und da war die Gier erwacht in den Augen des Will Douglas. Er konnte die ehrliche Freude seines Partners nicht mehr teilen. Douglas war es gewesen, der die Idee hatte, in die Berge von Arizona zu gehen. Deshalb war es sein Gold, das sie aus dem Fels geschlagen hatten.
Deshalb mußte Sammy Bronston sterben...
Es war dunkel, und die Straßen waren aufgeweicht vom Regen, der den ganzen Tag über gefallen war. Der Morast stand knietief in der Main Street. Und immer noch fiel unablässig neuer Regen aus den geöffneten Schleusen des Himmels über Arizona.
Wolkenverhangen standen die Berge rund um das Hochtal. Scharfe Felskanten zuckten im Licht der Blitze auf. Dröhnend brach sich der Donner an den Wänden.
Will Douglas kippte seinen dritten Whisky hinunter und bezahlte mit Goldstaub. Er war zusammen mit Nuggets die einzige Währung, die in Goodluck-Town galt. Die Wirte und Saloon Girls holten den Goldgräbern sofort wieder aus den Taschen, was sie sich tagsüber mühsam zusammengerafft hatten. Nur die allerwenigsten hatten das Glück, auf eine dicke Ader zu stoßen.
Die beiden jungen Männer waren übereingekommen, nichts von ihrem Fund zu sagen. Sie wären ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen. Die Colts saßen locker in der Stadt. Nur zu viele lauerten wie die Hyänen auf fündig gewordene Digger. Vom plötzlichen Reichtum war das Gesindel aus hundert Meilen Umkreis angelockt worden. Sie saßen wie die Schmeißfliegen herum und warteten nur auf eine Gelegenheit, sich ebenfalls ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden.
Sie hockten da wie Spinnen am Rande ihres Netzes: Spieler in schwarzen Anzügen, -verlebte Huren, Männer, die das Glücksrad drehten, Aufkäufer und eiskalte Mörder.
Will Douglas hatte genug. Drei Whiskys, mehr durfte er nicht trinken, wenn er nicht auffallen wollte. Ein mittelgroßer Mann mit stechenden Augen taxierte ihn schon seit einer ganzen Weile, leckte sich über die Lippen. Seine Hände ruhten ständig auf den Kolben seiner klobigen Colts.
»Na, Darling? Spendierst du mir einen Drink«
Eine vollschlanke Frau mit wogenden Brüsten wollte sich an Will her- anmachen, doch der junge Mann schob sie beiseite.
»Womit soll ich die Drinks bezahlen« fragte er und versuchte mißmutig dreinzuschauen. »Seit drei Wochen schuften wir umsonst.«
Die Frau verlor sofort ihr Interesse an dem jungen Mann, dessen Gesichtszüge unter einem wild wuchernden, schwarzen Bart verborgen waren.
Will Douglas hatte laut genug gesprochen, so daß die Umstehenden ihn hatten hören können. Der Mann mit den stechenden Augen und den tiefhängenden Colts wandte sich ab. Will Douglas konnte aufatmen.
Er drängte sich durch die dichtstehenden Menschen auf den Ausgang zu, atmete tief durch, als feuchte, kühle Nachtluft sein Gesicht umfächelte.
Wieder zuckte ein Blitz herab, tauchte die Main Street mit ihren Holzhäusern und Zelten in gespenstisches Licht, beleuchtete die tiefe Erde, in der die Spuren von Pferdehufen kleine Krater hinterlassen hatten.
Der Schlamm schmatzte an Douglas’ Stiefeln hoch, als er die Stadt in Richtung Norden verließ. Dort lag sein Claim. Und der Claim von Samuel Bronston.
Doch Bronston würde bald keine Besitzansprüche mehr geltend machen können. Was sollte dieser einfältige Narr auch schon mit so viel Geld anfangen?
Douglas erinnerte sich noch gut, wie er ihn kennengelernt hatte. Das war in einer Kneipe irgendwo unten am Mississippi gewesen. Sie hatten sich bei einem Spiel kennengelernt und beide ihr Geld an einen Kartenhai verloren, der sie ausnahm wie die
Weitere Kostenlose Bücher