Drachenklänge
Burg Fort und in der Harfnerhalle fungierte er als Schlichter.
Mitunter trommelte er eine Nachricht zum Benden
Weyr und bat F'lon um Hilfe – und erhielt Antworten, in denen sein Freund ihm von seinem Sohn Fallarnon erzählte. Manora, das ruhige, würdevolle Weyrmädchen, das Robinton an dem Tag kennen gelernt hatte, als S'loner und Maidir starben, nahm Fallarnon in Pflege. Robinton wunderte sich nicht, als er drei Planetenumdrehungen später erfuhr, dass sie F'lon einen zweiten Sohn geboren hatte – Famanoran.
F'lon wurde von zwei Sorgen geplagt. Er befürchtete, die träge Nemorth würde nie wieder ihr Ruhelager im Königinnenweyr verlassen und zu einem Paarungsflug aufsteigen. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, würde er nie Weyrführer werden, und die Leitung des Weyrs bliebe bis auf unbestimmte Zeit in den Händen der vier Drachenreiter C'vrel, C'rob, M'ridin und M'odon. Außerdem wurmte es ihn, dass niemand ihn ernst nahm, wenn er den Emporkömmling Fax,
diesen »Burgherrn von eigenen Gnaden«, als eine Bedrohung bezeichnete.
Jora schien C'vrel zu bevorzugen, was F'lon zusätzlichen Verdruss bereitete.
»Seit S'loner Lord Maidir ins Dazwischen mitnahm, hat C'vrel Angst, die Burgherren zu verprellen. Ich verstehe, dass er auf Raid Rücksicht nimmt – ein Idiot, wenn es je einen gegeben hat.« Er funkelte Robinton wütend an, als dieser halbherzig protestierte. »Raid macht alles so, wie es schon sein Vater tat – nur war Lord Maidir wesentlich toleranter und großzügiger.
461
Aber die Zehntzahlungen an den Weyr leistet er
pünktlich, wofür wir ihm sehr dankbar sind.« F'lon zog eine Grimasse. »Es geht mir gegen den Strich, Raid verpflichtet zu sein.«
»Den Tribut an den Weyr ist er euch schuldig«, hielt Robinton ihm entgegen. »Es gehört zu seinen Obliegenheiten als Burgherr, euch den zehnten Teil seiner Einkünfte abzutreten.«
F'lon furchte die Stirn. »Sowie ich Nemorth beflogen habe, sehen die Dinge anders aus.« Seine Miene verfinsterte sich. »Obwohl mir jetzt schon davor graut.
Jora ist eine fette Schlampe. Wir achten darauf, was Nemorth frisst, damit sie überhaupt imstande ist, die nötige Höhe für einen Paarungsflug zu gewinnen.
Aber sie trifft absolut keine Anstalten, sich in die Lüfte zu schwingen. Jora!« Frustriert warf er die Arme hoch und verdrehte die Augen. »Eine Weyrherrin mit Hö-
henangst – unvorstellbar!«
»Ich frage mich, wie es dazu kam«, sinnierte Robinton.
F'lon schnaubte durch die Nase. »Mein Vater hat sie aus mehreren Kandidatinnen ausgesucht. Es gab ja nur vier, so tief ist der Weyr in der Wertschätzung der Menschen gesunken. Und dabei ist es die Aufgabe des Weyrs, eben diese Leute vor einer Gefahr zu beschützen.«
Robinton horchte auf. »Kehrt der Rote Stern zurück?«
»Noch nicht.« F'lon winkte ab. »Erst in ungefähr dreißig Planetenumläufen ist es wieder so weit.«
»Dann bist du zu alt, um gegen die Fäden zu kämpfen.«
»Ich habe zwei Söhne, die meine Pflichten übernehmen können, sollte ich nicht mehr einsatzfähig sein …« F'lon grinste frech und bleckte die Zähne. »Sie werden wissen, wozu es die Weyr gibt.« Mit der Faust 462
schlug er sich gegen die Brust. »Ich bringe ihnen bei, was ein Drachenreiter leisten muss.«
»Was gibt es Neues von Fax?« Robinton benutzte
nie den Titel, den dieser Schurke sich widerrechtlich angeeignet hatte. Bis jetzt war keine Ratsversammlung einberufen worden, um Fax als Burgherrn zu legiti-mieren. Robinton fragte sich, ob Bargen, der älteste Sohn des verstorbenen Lord Faroguy, noch lebte.
»Ach, der ist sehr beschäftigt.« F'lon grinste boshaft.
»Er hat immer noch keinen Sohn, und er vögelt jedes Mädchen, das in seine Nähe kommt. Im Hochland
ist keine Frau vor seinen Nachstellungen sicher. Und dann erst die Duelle!« Wieder riss er die Arme hoch.
»Fax hat einen sicheren Weg gefunden, sich seiner Gegner zu entledigen. Er beleidigt einen Mann auf so schamlose Weise, dass dieser Genugtuung fordert, und Fax gewinnt jeden Zweikampf. Die so entstan-dene freie Stelle besetzt er mit einem seiner Handlanger, die ihm hörig sind, und kann sich auf diese Weise nach Herzenslust bereichern.«
»Das habe ich auch schon gehört.« Durch Nips regelmäßige Berichte an Meister Gennell war Robinton auf dem Laufenden.
»Was erzählt man denn so?« hakte F'lon nach.
»Dass er dauernd die Grenzen von Crom und Nabol
zu seinen Gunsten verschiebt. An Tillek oder Telgar hat er sich noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher