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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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grimmigem Lächeln. Sie beugte sich über Merelan, um sie zu untersuchen. »Sie hat wirklich einen Dammriss. Du kannst ihr jetzt etwas Fellis-Saft einflößen, Betrice. Sirrie, binde ihren Arm an der Schiene fest. Sie braucht Flüssigkeit. Ich wünschte, wir wüssten mehr 11
    über Bluttransfusionen. Denn was sie jetzt dringend brauchte, ist richtiges Blut. Du weißt ja wohl, wie du mit dem Nadeldorn eine Vene anstichst, Sirrie, doch wenn es Probleme gibt, frag mich ruhig.«
    Sirrie nickte und begann mit den Vorbereitungen, während Ginia den Dammriss behandelte. Das Pro-testgeheul des Babys war immer noch zu hören, trotz der Entfernung, die zwischen der Gebärstube und der Großen Halle lag.
    »Sie wehrt sich gegen den Fellis-Saft, Ginia«, verkündete Betrice besorgt.
    »Was sagt sie?«
    »Sie will ihr Baby.« Stimmlos formte Betrice die Worte, die Ginia ihr von den Lippen ablas. »Sie glaubt, dass sie sterben wird.«
    »Nicht, solange ich bei ihr bin!« entgegnete Ginia energisch. »Von mir aus holt das Kind. Es kann ihr nicht schaden, wenn sie es an die Brust legt, und durch das Stillen zieht sich die Gebärmutter zusammen. Auf jeden Fall trägt es dazu bei, sie zu beruhigen, und darauf kommt es mir im Moment am meisten an.«
    Betrice ging selbst in die Große Halle und brachte den lauthals schreienden Jungen zurück. Angesichts seines zähen Lebenswillens musste sie breit lächeln.
    »Sein Kampfgeist wird sich bestimmt auf sie übertragen«, meinte sie und legte das Baby neben die junge Mutter. Instinktiv nahm Merelan ihr Kind in den Arm.
    Der Junge fand sofort die Brust und begann zu saugen. Und Merelan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Ich wusste, dass es ihr hilft«, flüsterte Betrice und staunte über die plötzlich zurückkehrende Farbe in Merelans Wangen.
    »Ich habe schon seltsamere Dinge erlebt«, entgegnete Ginia und blickte hoch. »So. Mehr kann ich nicht tun …
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    außer Petiron ans Herz legen, dass sie nicht noch einmal schwanger werden darf. Vermutlich könnte sie gar nicht mehr empfangen, aber er muss sich beherrschen.«
    Die drei Frauen blickten einander an und lächelten, denn die ganze Burg wusste, wie sehr dieses Paar einander liebte. Auf ganz Pern kursierten Balladen, in denen besungen wurde, wie Merelan und Petiron sich gegenseitig anhimmelten.
    »Hierzulande gibt es genug musikalische Talente, so dass Petiron es nicht nötig hat, einen ganzen Chor zu zeugen«, stellte Ginia fest und stand auf.
    Die Frauen bezogen das Bett neu. Währenddessen
    rührte sich Merelan kaum. Ganz still lag sie da, ihr Neugeborenes im Arm. Als Ginia und Betrice den Eindruck gewannen, dass sie sie getrost in Sirries Obhut lassen konnten, war sie eingeschlummert, sah jedoch längst nicht mehr so blass aus.
    »Eines kann ich dir sagen«, vertraute Betrice der Heilerin an, »sie wird ganz und gar nicht begeistert sein, sich auf dieses eine Kind beschränken zu müssen.«
    »Sie kann ja welche in Pflege nehmen. Es ist ohnehin viel besser, wenn Kinder zusammen mit Geschwistern aufwachsen, vor allem, wenn man bedenkt, wie sehr Merelan ihren Sprössling verwöhnen wird. Nächstes Jahr kümmern wir uns darum.
    Das heißt, falls sie bis dahin wieder vollständig genesen ist.«
    Betrice schnaubte durch die Nase. »Sie soll sich anstrengen. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.«
    »Das geht uns doch allen so!«
*
    Petiron untersagte es seiner Frau jedoch, fremder Leute Kinder großzuziehen. Es fiel ihm schon schwer genug, 13
    Merelan mit ihrem gemeinsamen Sohn zu teilen, und er wollte nichts davon wissen, wenn andere ihm er-klärten, Robinton, so nannten sie ihren Jungen im Gedenken an Merelans Vater, Roblyn, sei ein artiges und anspruchsloses Kind.
    »Früher hielt ich Petiron immer für großzügig«, er-klärte Betrice ihrem Mann, dem Meisterharfner Gennell.
    »Und was hat deinen Meinungsumschwung bewirkt?« fragte Gennell mit gelindem Staunen.
    Sie legte eine Pause ein und schürzte die Lippen, denn sie war keine Tratsche. »Ich finde, er ist eifersüchtig, weil Merelan so viel Zeit mit Robie verbringt.«
    »Tatsächlich?«
    »Dabei schränkt sie sich noch ein, denn sie scheint seinen Unmut zu spüren und bemüht sich, ihn zu be-sänftigen. Dabei hat die junge Mardy trotz all meiner Warnungen schon wieder ein Kind in die Welt gesetzt, und ihr drittes ist noch nicht mal einen vollen Planetenumlauf alt.« Betrice seufzte resigniert. »Merelan könnte einspringen … wenn Petiron es ihr nur

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