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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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zu Kit.
Nachdem sie unter Rosamunds Decke getastet hatte, fluchte
Minna leise, denn sie hatte den Grund gefunden. Sie nahm Kit
beiseite.
»Dieses Baby kommt mit den Füßen zuerst«, vertraute sie ihr
vielsagend an, »nicht mit dem Kopf zuerst wie die meisten
Babys. Es ist eine Steißgeburt. Da kann man nicht sagen, wie
lange die Wehen noch dauern. Das ist nicht normal.«
Kit nahm Minnas Nachricht wie betäubt auf. Sie blickte zu
dem ersten Baby, das immer noch mit friedlich geschlossenen
Augen schlief. »Kannst du etwas tun?« fragte sie
hoffnungsvoll. »Ich kann es versuchen«, erklärte Minna
schlicht. »Aber Paladin muß mir beistehen.«
Die Stunden verstrichen. Die Geburt zog sich schon fast bis
Sonnenuntergang hin. Einmal begannen Rosamunds Augen
unkontrollierbar zu zucken. Ihr Gesicht lief tiefrosa an, und ihr
Körper wand sich ununterbrochen. Als Kit die Hand ihrer
Mutter berührte, war diese glühend heiß.
»Sie hat hohes Fieber. Ihr müßt etwas tun«, schrie Kit fast
anklagend.
Minna, die ernstlich besorgt war, ignorierte das Mädchen,
bat aber um mehr heißes Wasser, damit sie eine weitere Portion
»Nie versagenden Balsam« brauen konnte. Mit dieser Tinktur
hatte sie Rosamunds Bauch während der ersten Geburt schon
ständig abgewaschen.
Rosamund war jetzt die meiste Zeit bewußtlos. Kitiara
mußte ihre Mutter so gut wie möglich von hinten stützen.
Minna gab sich nicht einmal mehr die Mühe, Rosamund zum
Pressen aufzufordern.
Schließlich gab es einen Fortschritt, und Minna lebte auf.
»Ein Zeh, ich sehe einen Zeh. Wenn ich jetzt beide Füße
zusammen rauskriege, dann erleben wir die Geburt von diesem
störrischen Zwilling vielleicht doch noch.«
Irgendwann tauchten beide Füße auf, dann die Beine, dann
die Hüften – es war noch ein Junge. Während Kit immer noch
Rosamunds Rücken stützte, hörte sie Minnas aufgeregte
Kommentare zum Fortgang der zweiten Geburt. Über die
Schulter konnte sie sehen, daß die Augen ihrer Mutter
geschlossen waren. Rosamunds Atmung war flach und kam
stoßweise. Endlich, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, trat der
Kopf des Babys heraus. Kit hörte Minna fluchen.
»Bei den Göttern! Er atmet nicht, und deine Mutter blutet in
Strömen.«
Minna handelte schnell. Sie zog ein kleines Messer aus der
Tasche und schnitt die Nabelschnur durch. Dann legte sie das
Baby ans Bettende und widmete sich ganz der Mutter, die
bewußtlos dalag. Mit einer Hand massierte sie Rosamund den
Bauch, um die Nachgeburtswehen zu fördern, die helfen
würden, die Blutung zu stoppen. Mit der anderen Hand rührte
sie zerkrümelte Espenblätter in eine Tasse Wasser, um einen
gerinnungsfördernden Tee zu brauen.
»Ich habe jetzt mit deiner Mutter alle Hände voll zu tun. Hilf
du lieber deinem zweiten Bruder«, wies Minna Kit an. »Reib
ihm die Füße. Versuch, ihn zum Atmen zu bringen. Tu
irgendwas!«
Kit schlüpfte hinter Rosamund heraus und kletterte neben
dem Baby aufs Bett. Während sie ihre Angst zu bezwingen
suchte, schnappte sie sich ein paar saubere Tücher und fing an,
den kleinen Körper abzureiben, wie Minna es beim ersten Kind
getan hatte. Schließlich kam ein kratzendes Geräusch aus der
Brust von dem Kind, als es eine kleine Menge grüne
Flüssigkeit ausspuckte und ein paar armselige
Atemzüge
machte. Nach einer Minute setzte sein mühsames Atmen aus.
»Minna, was soll ich machen? Ich glaube, er atmet nicht
besonders gut«, drängte Kit die Hebamme.
Minna wiegte Rosamunds Kopf und flößte ihr mit einer
Pipette etwas von dem Espentee ein. Die Hebamme sah nur
kurz hoch, bevor sie sich wieder Rosamund widmete, die selbst
kaum noch am Leben war.
»Bring ihn ans Feuer und reib einfach weiter, besonders die
Fußsohlen. Wenn das nicht reicht, kannst du ihm in die
Bäckchen kneifen. Puste ihn vorsichtig in die Ohren. Was auch
immer. Aber denk dran, der zweite Zwilling hat oft wenig
Lebenskraft. Vielleicht ist er ein hoffnungsloser Fall.«
Bei dieser Bemerkung fuhr Kits Kopf herum, und sie
funkelte die dumme Hebamme einen Augenblick lang an.
Dann konzentrierte sie sich schnell auf die Rettung ihres
Halbbruders und rannte zum Herd. Mit den Füßen stieß sie
weitere Holzscheite ins Feuer, während sie das zarte Baby mit
einem Eifer zu rubbeln begann, den sie normalerweise nur für
das Üben mit ihrem Holzschwert aufbrachte. Endlich fing das
Baby wieder an zu atmen.
Schließlich gab das Baby ein paar unzufriedene Maunzer
über diese grobe Behandlung von sich. Wenigstens wurde

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