Drachenlanze - Der Bund der ...
Esel aushaken und ihn an diesem Baumstumpf
herumstehen lassen?
»Na schön«, meinte Bronk selbstzufrieden, »es freut mich,
daß du deinen Fehler einsiehst. Ich hatte immer gedacht, daß
wir… also, daß du und ich… ich meine, auch wenn ich deine
blöden Brüder nicht mag, hab’ ich immer gedacht, daß wir
zwei Freunde sein könnten. Mehr als Freunde.«
Das war eine für Bronk ausgesprochen lange und fast
ausgefeilte Rede gewesen. Und er wirkte danach erschöpft und
dazu verwirrt, als hätte er mehr verraten, als er ursprünglich
vorgehabt hatte. Wieder schössen seine Augen nervös herum.
Dann drückte Bronk Kit vorsichtig an sich.
»Was soll das heißen, >mehr als Freunde« fragte sie naiv
und klimperte mit den Wimpern. Wo waren ihre verdammten
Brüder? Aber Bronk, den nur sein nächster Zug beschäftigte,
bemerkte die angespannte Haltung ihrer Schultern nicht.
Sein Arm legte sich fester um sie. Kitiara lächelte ihn an und
hoffte dabei, er würde nicht merken, daß sie die Zähne
zusammenbiß.
Bitte! Viel länger konnte sie das nicht aushalten.
In diesem Moment hörten sie vom Weg her Jungenstimmen.
»Wer ist das denn?« fragte Bronk sichtlich verstimmt.
Die Stimmen wurden lauter, bis Kit und Bronk ein paar
Worte verstehen konnten.
»Das nimmst du sofort zurück«, schimpfte Caramon.
»Mein Bruder würde niemals – «
»Vielleicht glaubst du es ja, wenn du es selber siehst.« Das
war Raist.
Bronk hatte seine Hand von Kits Schultern genommen und
sah sie erneut argwöhnisch an. Als er schließlich gewahr
wurde, daß er wirklich Dunes Stimme hörte und dazu die
Zwillinge, regte er sich auf.
»He, was soll das?« fragte er Kitiara mit einem Schubs
gegen die Schulter.
Dune kam um die Ecke. Er war zwischen Caramon und
Raistlin eingeklemmt, die ihn regelrecht vorwärts schoben. Als
er seinen Bruder neben Kit stehen sah, riß er die Augen auf.
Dune war ein einfältiger kleiner Kerl, der seinen großen
Bruder vergötterte. Caramon und Raistlin hatten ihm erzählt,
daß Bronk heimlich Kit den Hof machte. Dune konnte nicht
glauben, daß sein Bruder um das Mädchen warb, über das
Bronk so viele gemeine Sachen gesagt hatte. Mit einer Wette
hatten die Zwillinge den Jungen zum Krystallmirsee gelockt,
um den beiden angeblichen Turteltauben aufzulauern und das
Verhältnis zu beweisen.
»Bronk!« schrie Dune entgeistert.
»Das ist eine ganz üble… verfluchte…« Bronk spie noch ein
paar Wörter aus, doch die waren nicht mehr zu verstehen.
Kit hatte vorgehabt, alle nah ans Wasser zu locken, doch
jetzt hielt sie es für richtig, gleich zu handeln, solange Bronk
noch durcheinander war. Sie huschte um den Stumpf und zog
an dem versteckten Seil.
Nichts.
Sie zog noch einmal fester. Diesmal merkte sie, wie am
anderen Ende etwas nachgab.
Kitiara gab Raist ein Zeichen, woraufhin der zurückblieb. Er
stand in seiner besten Zauberpose bereit.
Nach ein paar leisen Sätzen von Raist begann die Oberfläche
des Sees dicht bei dem Ufer, an dem sie standen, zu blubbern
und zu brodeln. Das merkwürdige Geräusch erregte Bronks
und Dunes Aufmerksamkeit. Auf der Stelle ließ das Interesse
der Brüder an ihrer Privatfehde nach. Sie erstarrten und
blickten wie gebannt auf den See.
»Was ist das?« flüsterte Bronk Kit ängstlich zu. Gut. Keiner
dachte mehr an Raistlin. Dunkle Rauchschwaden und hohe
Flammen loderten vom Sandufer hoch. Die Wasseroberfläche
kochte, und langsam erhob sich eine riesige Gestalt.
Im Rauch und im Zwielicht war schwer zu erkennen, was die
Gestalt wirklich darstellte. Etwas, ein Wesen,
menschenähnlich, aber viel größer, dem nasse Tentakel aus
schleimigen Pflanzen von den Seiten hingen. Plötzlich glühte
ein orangerotes Feuer aus den leeren Augenhöhlen, und seine
Arme begannen sich zu bewegen, als würde das schreckliche
Ding ans Ufer kommen.
»Das ist das Weib!« flüsterte Caramon Dune ins Ohr. »Das
Weib!« schrie Dune entsetzt. »Das ist das Weib!« Schreiend
vor Angst, rannten sich Bronk und Dune fast gegenseitig über
den Haufen, während sie den Pfad hochrasten. Die am See
Zurückgebliebenen konnten ihr Kreischen noch minutenlang
hören, ehe es in der Ferne verklang.
Kit, Raist und Caramon brachen lachend im Sand
zusammen. Dann lenkte sie ein lautes Zischen aus dem Wasser
ab. Als sie aufblickten, sahen sie, wie die schauerliche Gestalt
langsam in sich zusammenfiel.
»Ich hab’ mich schon gefragt, wie lange diese Schafblasen
die Luft wohl halten würden«, meinte Raist, der mit einem
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