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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Maschinen geweckt, sie gefüttert und auf den Weg gebracht. Nur zwei Tage von hier fressen sie sich schon durch die Berge. Die Feen werden sie noch eine Weile aufhalten, aber irgendwann sind sie hier, denn ihr Ziel ist euer Tal.« Die Drachen stöhnten auf, hoben die Köpfe und drängten sich noch dichter um den Felsen, auf dem Schieferbart stand. Lung hielt sich etwas abseits. Schwefelfell hockte auf seinem Rücken und knabberte an einem getrockneten Pilz herum. »Na, na, Ratte«, murmelte sie. »Hätte man das nicht etwas netter sagen können?«
    »Was heißt das?«, rief einer der Drachen. »Was wollen sie hier? Sie haben doch alles, da, wo sie sind?«
    »Sie haben nie alles, was sie wollen«, antwortete die Ratte.
    »Wir verstecken uns, bis sie wieder weg sind!«, rief ein anderer Drache. »So wie wir es immer gemacht haben, wenn sich einer von ihnen hierher verirrt hat. Sie sind doch so blind, sie sehen nur, was sie sehen wollen. Sie werden uns wieder für Felsen halten oder für abgestorbene Bäume.«
    Aber die Ratte schüttelte den Kopf.
    »Schon lange warne ich euch!«, rief sie mit schriller Stimme. »Hundertmal habe ich euch gesagt, dass die Menschen Pläne schmieden. Aber Große hören nicht auf Kleine, nicht wahr?« Ärgerlich sah sie sich um. »Ihr versteckt euch vor den Menschen, aber euch interessiert nicht, was sie treiben. Meine Sippe ist nicht so dumm. Wir gehen in ihre Häuser. Wir belauschen sie. Und deshalb wissen wir, was sie mit eurem Tal vorhaben.« Ratte räusperte sich und strich über ihren grauen Schnurrbart.
    »Jetzt macht sie es wieder spannend«, flüsterte Schwefelfell Lung ins Ohr, aber der Drache beachtete sie nicht.
    »Was haben sie vor?«, fragte Schieferbart müde. »Sag schon, Ratte.«
    Die Ratte zwirbelte nervös an einem Barthaar. Es machte wirklich keinen Spaß, schlechte Nachrichten zu überbringen. »Sie werden euer Tal fluten«, antwortete sie zögernd. »Hier wird bald nichts als Wasser sein. Eure Höhlen werden überschwemmt und von den hohen Bäumen da«, sie zeigte mit der Pfote in die Dunkelheit, »werden nicht einmal mehr die Spitzen aus dem Wasser ragen.«
    Sprachlos starrten die Drachen sie an.
    »Das ist unmöglich!«, stieß schließlich einer hervor. »Niemand kann das. Nicht einmal wir, obwohl wir größer und stärker sind als sie.«
    »Unmöglich?« Die Ratte lachte spöttisch. »Größer, stärker? Ihr versteht gar nichts. Sag du es ihnen, Schwefelfell. Sag ihnen, wie die Menschen sind. Vielleicht glauben sie dir ja.« Beleidigt rümpfte sie die spitze Nase.
    Die Drachen wandten sich zu Lung und Schwefelfell um.
    »Ratte hat Recht«, sagte das Koboldmädchen. »Ihr habt keine Ahnung.« Sie spuckte auf die Erde und zupfte an einem Stück Moos, das zwischen ihren Zähnen klemmte. »Die Menschen laufen nicht mehr in Rüstungen herum wie damals, als sie euch gejagt haben, aber gefährlich sind sie immer noch. Sie sind das Gefährlichste, was es gibt auf der Welt.«
    »Ach was!«, rief ein großer, dicker Drache. Verächtlich drehte er Schwefelfell den Rücken zu. »Lasst die Zweibeiner ruhig kommen. Ratten und Kobolde müssen sich vielleicht vor ihnen fürchten, aber wir sind Drachen. Was können sie uns schon anhaben?«
    »Was sie euch anhaben können?« Schwefelfell warf ihren angeknabberten Pilz weg und richtete sich auf. Jetzt war sie ärgerlich und mit verärgerten Kobolden ist nicht zu spaßen. »Du bist noch nie aus diesem Tal herausgekommen, du Hohlkopf!«, rief sie. »Du denkst bestimmt, Menschen schlafen auf Blättern, so wie du. Du denkst, sie können nicht mehr ausrichten als eine Fliege, weil sie kaum länger leben. Du denkst, sie haben nichts im Kopf als Fressen und Schlafen. Aber so sind sie nicht. O nein!« Schwefelfell schnappte nach Luft. »Die Dinger, die manchmal über den Himmel ziehen und die du Dummkopf Lärmvögel nennst, sind Flugmaschinen, die die Menschen gebaut haben. Sie können miteinander reden, obwohl sie nicht einmal im selben Land sind. Sie können Bilder machen, die sich bewegen und sprechen, Gefäße aus Eis formen, das nie schmilzt, ihre Häuser nachts zum Leuchten bringen, als hätten sie die Sonne eingefangen, sie, sie«, Schwefelfell schüttelte den Kopf, »sie können wunderbare Dinge tun - und abscheuliche. Wenn sie dieses Tal unter Wasser setzen wollen, dann werden sie es tun. Ihr müsst fort, ob es euch passt oder nicht.«
    Die Drachen starrten sie an. Auch der, der sich vorhin noch umgedreht hatte. Einige blickten

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