Drachenreiter
zu sehen.
»Du hast ein bisschen Sehnsucht, nicht wahr?« Vita beugte sich über den Tisch und griff nach seiner Hand.
Ben nickte.
»Nun«, Barnabas Wiesengrund goss sich noch einen Kaffee ein. »In acht Wochen beginnen eure Ferien und wir werden uns wieder auf die Suche nach dem Pegasus machen. Ich habe da eine interessante Spur entdeckt, unweit des alten Persepolis. Von dort ist es nicht allzu weit zu dem Dorf, in dem Subaida wohnt. Ich nehme an, Lung wird, wenn alles gut geht, mit den anderen Drachen in einem Monat im Himalaja sein. Wie wäre es, wenn ich unsere gute Freundin Lola Grauschwanz bitte, ihm eine Nachricht zum Saum des Himmels zu bringen, dass er uns in zwei Monaten bei Subaida treffen kann?« Der Professor drehte sich zu Ben um. »Du kennst dich doch gut aus mit seiner Reisegeschwindigkeit. Meinst du, das schafft er?«
»Vielleicht!« Ben stieß vor Aufregung fast seinen Kakao um. »Doch, wahrscheinlich! Hast du das gehört, Fliegenbein? Vielleicht treffen wir Lung in zwei Monaten.«
»Sehr erfreulich«, antwortete der Homunkulus und schlürfte Tee aus seinem Fingerhut-Becher. »Nur fürchte ich, dass wir bei dieser Gelegenheit auch Schwefelfell begegnen und dass sie mich wieder auf die unausstehlichste Weise ärgern wird.«
»Ach, das verbieten wir ihr«, meinte Guinever und gab ihm ein Stückchen Keks. »Beim ersten Ärgern nehmen wir ihr die Pilze wieder weg, die wir für sie gesammelt haben.«
Ben ging zum Fenster und sah hinauf zum blauen, blauen Himmel.
Zwei Monate. Vielleicht würde er in zwei Monaten wieder auf Lungs Rücken reiten. Er seufzte. Zwei Monate konnten lang sein. Unendlich lang.
»Komm«, sagte Guinever und lehnte sich neben ihm auf die Fensterbank. »Wir gehen raus und suchen Feenspuren, ja?«
Ben riss sich vom Anblick des leeren Himmels los und nickte. »Ich hab gestern welche unten am Teich gesehen«, sagte er.
»Gut«, Guinever zog ihn hinter sich her zur Gartentür. »Dann gehen wir da zuerst hin.«
»Zieht euch warm an!«, rief Vita Wiesengrund ihnen nach. »Man kann den Herbst heute Morgen schon riechen.«
»Wartet, ich komm mit!«, rief Fliegenbein und kletterte hastig am Tischbein herunter.
»Aber diesmal übersetzt du alles, was sie zu uns sagen«, sagte Guinever, während sie ihm seine Strickjacke anzog. »Versprochen?«
»Auch, wenn diese Feen wieder nur Dummheiten von sich geben?«, fragte Fliegenbein schnippisch.
»Trotzdem«, antwortete Guinever. »Ich will auch die Dummheiten hören.«
Ben grinste. Dann nahm er Fliegenbein auf den Arm und folgte seiner Schwester nach draußen. Ja. Zwei Monate konnten lang sein. Aber nicht mit Guinever.
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