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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Küche hinunter.
    »… Du könntest mir ebensogut die Wahrheit sagen«, meinte Angie eine Stunde später beim Frühstück an der hohen Tafel im Hauptraum der Burg. »Kurz bevor ich die Augen aufgemacht habe, ist irgend etwas passiert, und ich will wissen, was es war. Ich merke es ja doch jedesmal, wenn du etwas vor mir zu verbergen versuchst.«
    »Ehrlich, Angie«, setzte Jim gerade an, doch dann erübrigte sich die Antwort, da er sich abermals in einen Drachen verwandelte.
    »Iiiih!« schrie Angie aus vollem Hals.
    In dem Saal, der so groß war, daß er dreißig bis vierzig Personen beiderlei Geschlechts Platz bot, angefangen von den Dienstboten, die dem Baron und seiner Lady das Frühstück auftrugen, bis zu den acht Bewaffneten, die normalerweise anwesend waren, und einer Reihe anderer Bediensteter, darunter May Heather, mit ihren dreizehn Jahren die Jüngste und Rangniedrigste des Küchenpersonals, brach die Hölle los.
    Die Gefahr war für alle Teil des Lebens. Das Unerwartete war der Normalfall – allgemein gesprochen –, und in einer Behausung wie dieser waren alle möglichen Waffen leicht zu finden. Im Nu hielten alle scharfe oder spitze Gegenstände in Händen, bildeten eine Igelstellung mit den Bewaffneten an der Spitze und machten Anstalten, gegen den Drachen vorzugehen, der auf einmal im Palast aufgetaucht war.
    In diesem Moment nahm Angie, nachdem sie ihrer Bestürzung mit einem instinktiven, gesunden und ziemlich erfrischenden Schrei Luft gemacht hatte, sich der Angelegenheit an. Der Saum ihres weinroten Kleids fegte über den Boden, als sie sich in königlicher Haltung auf die Igelstellung stürzte.
    »Hört auf!« befahl sie in scharfem Ton. »Es besteht keinerlei Gefahr. Was ihr da seht, ist bloß euer Lord, der sein magisches Talent dazu benutzt hat, vorübergehend die Gestalt eines Drachen anzunehmen. May, häng die Streitaxt wieder an die Wand, und zwar auf der Stelle!«
    May hatte eine Streitaxt ergriffen, die dem ehemaligen Baron gehört hatte. Sie hatte sie geschultert wie eine Holzfälleraxt; und es war höchst zweifelhaft, daß sie etwas damit hätte anfangen können, selbst wenn es ihr gelungen wäre, sie von der Schulter herunterzubekommen, ohne sich zu verletzen. Eines aber mußte man May Heather lassen. Sie war guten Willens.
    Nun aber kehrte sie beschämt zu der Wand zurück, wo die Streitaxt ursprünglich gehangen hatte.
    Die übrigen Dienstboten und Gefolgsleute wandten sich wieder ihren eigentlichen Pflichten zu, bedeutsame Blicke wechselnd und im Geiste um die Anekdote reicher, wie Sir James sich beim Frühstück in einen Drachen verwandelt hatte.
    Zum Glück nahm er im nächsten Moment wieder menschliche Gestalt an, wenn auch sein Gewand zerrissen war und in Fetzen auf seine Füße herunterhing.
    »He, Bewegung!« schrie Angie in den Raum. »Ein neues Gewand für Seine Lordschaft!«
    Eine Weile wurde umhergehastet, bis man ein frisches, unversehrtes Gewand für Jim aufgetrieben hatte. Er schlüpfte dankbar hinein.
    »Und jetzt zu Euch, Theoluf!« sagte Angie zum Anführer der Bewaffneten. »Sorgt dafür, daß Sir James Pferd gesattelt wird, daß er verproviantiert und ausgerüstet wird; schafft seine leichte Rüstung herunter und bereitet alles für einen sofortigen Aufbruch vor.«
    Theoluf, der sich sogleich in Bewegung gesetzt hatte, wandte sich kurz um. Er war ein mittelgroßer Mann mit einem recht angenehmen Lächeln, wenn er denn einmal lächelte, doch war sein Gesicht von Pockennarben stark verunstaltet.
    »Bin schon unterwegs, Mylady«, antwortete er. »Wie viele Männer werden Seine Lordschaft mitnehmen?«
    »Niemanden!« dröhnte Jim, lauter als beabsichtigt. Er wollte auf jeden Fall vermeiden, daß die Leute, über die er herrschte, mitbekamen, wie er zwischen Menschen und Drachengestalt hin und her wechselte, und womöglich noch auf den Gedanken kamen, er habe die Verwandlung nicht im Griff.
    »Ihr habt gehört, was Euer Herr gesagt hat«, meinte Angela zu Theoluf.
    »Jawohl, Mylady«, antwortete der Krieger, der hätte taub sein müssen, um es nicht gehört zu haben. Er wandte sich zum Hinterausgang am Ende des Palas. Angie trat an Jims Seite.
    »Warum tust du das?« flüsterte Angie gereizt.
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, erwiderte Jim in nörglerischem, aber gleichfalls gedämpftem Ton. »Ich habe keinen Einfluß darauf, weißt du, sonst würde ich es nämlich lassen.«
    »Ich meine«, beharrte Angie, »was tust du, unmittelbar bevor du dich in einen Drachen

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