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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Handeln sei gekommen. Die ganze Zeit über hatte er geschnaubt und mit den Vorderhufen auf dem Boden gescharrt; nun kratzte er nicht mehr bloß daran, sondern schleuderte kleine Erdbrocken hoch. Anscheinend bereitete er sich auf einen Angriff vor. In diesem Moment schrie Jims Pferd buchstäblich auf und machte einen ebenso sprichwörtlichen Satz, so daß Jim auf den Erdboden plumpste.
    Beim Fallen verspürte er einen nahezu unerträglichen Druck, der mit einem Mal wieder nachließ. Er stellte fest, daß er die Szenerie aus einem leicht veränderten Blickwinkel wahrnahm.
    Er war wieder ein Drache. Im Verlauf der Verwandlung war er buchstäblich sowohl aus der Rüstung wie aus seinen Kleidern geplatzt – mit Ausnahme der Kniehose, die aus einem dehnbaren, gewirkten Material bestand und sich statt zu reißen lediglich an den Beinen abgerollt hatte. Jim bot nun den ziemlich lächerlichen Anblick eines Drachen, der von etwas behindert wurde, das der unteren Hälfe einer langen Unterhose mit Damenhalbstiefeln ähnelte.
    Doch darauf kam es im Moment nicht an. Wichtig war, daß der Eber immer noch da war.
    Dennoch hatte sich die Lage eindeutig verändert. Der Eber hatte aufgehört zu scharren und zu schnauben. Er war erstarrt und fixierte den Drachen, der nun vor ihm stand. Zunächst begriff Jim sein Glück noch gar nicht. Dann allmählich dämmerte es ihm.
    »Mach, daß du wegkommst!« brüllte er mit voller Drachenstimme den Eber an. »Verschwinde! Hau ab!«
    Der Eber war, wie alle Vertreter seiner Art, gewiß kein Feigling. In die Enge getrieben, und sei es von einem Drachen, würde er zweifellos angegriffen haben. Andererseits war ein Drache selbst für einen Eber nicht der ideale Gegner; zudem war dieser Drache aus dem Nichts aufgetaucht. Der Eber mochte zwar streitlustig sein, doch wie alle wilden Tiere besaß er einen Überlebensinstinkt. Er machte kehrt und verdrückte sich im Unterholz, wo der Rest seiner Familie verschwunden war.
    Jim hielt Ausschau nach seinem Pferd. Er entdeckte es in etwa zwanzig Metern Entfernung ein Stück abseits des Weges, wo es nach ihm ausspähte und, für seine teleskopischen Drachenaugen deutlich erkennbar, zitterte.
    Nachdenklich befreite Jim seine Hinterbeine aus der Kniehose. Er inspizierte sie. Zumindest würde sie sich noch verwenden lassen, was man vom Rest der Kleidung und der Rüstung nicht unbedingt sagen konnte. Selbst in Menschengestalt hätte er Mühe gehabt, sich mit den Fetzen und Bruchstücken um sich herum wieder anzukleiden und neu zu rüsten. Andererseits konnte er sie auch nicht einfach so liegenlassen. Er sammelte sie auf und stapelte alles auf einen kleinen Haufen, den er mit dem Schwertgürtel zusammenband. Die Rüstung war geborsten, als er sich in einen Drachen verwandelt hatte, doch die Einzelteile würden sich, wenn auch mühsam, wieder zusammenfügen lassen.
    Als er das Bündel so betrachtete, kam ihm der Gedanke, daß er es am besten auf dem Rücken transportieren könnte, wenn er den Gürtel zwischen ein paar der diagonal verlaufenden Knochenplatten hindurchführte, die an seinem Rückgrat und an den Schwanzspitze hochstanden.
    Er drehte sich zu seinem Pferd um und betrachtete es aus den Augenwinkeln, denn er wollte es nicht dadurch erschrecken, daß er ihm seine volle Aufmerksamkeit zuwandte. Es hatte aufgehört zu zittern, sein Fell glänzte allerdings von Schweiß. Mit Blanchard von Tours, Sir Brians noblem Streitroß, konnte es sich wirklich nicht messen. Doch es war ein wertvolles Tier, das beste in Jims Stall, und wenn er es jetzt hier im Wald zurückließ, würde er es wahrscheinlich abschreiben können. Andererseits fürchtete es sich vor ihm als Drachen ebensosehr wie eben noch vor dem Eber.
    Er setzte sich hin und dachte nach. Hätte er versucht, sich dem Pferd zu nähern, so würde es gescheut haben. Wenn er mit ihm spräche, so würde es seine Drachenstimme vernehmen und ebenfalls erschrecken. Das Problem bereitete ihm Kopfzerbrechen.
    Plötzlich hatte er eine Idee. Das Pferd – in einer nostalgischen Anwandlung hatte Jim den kräftigen braunen Wallach ›Gorp‹ getauft, nach dem alten Automobil, das Angie und er sich damals, als Graduierter in der Welt des zwanzigsten Jahrhunderts, gerade so eben hatten leisten können – war wirklich nicht so ausgebildet wie Blanchard von Tours. Sir Brian hatte jedoch gemeint, ein gewisses Training könne nicht schaden.
    Eine der grundlegendsten Lektionen, mit der zu beginnen Sir Brian Jim empfohlen hatte,

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