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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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im Innern der Klippen befunden; hier dagegen ragten gemauerte Gebäudeflügel aus den Felsen und schlossen sich zu trotzigen Vierecken wie die Harfnerhalle. Zu beiden Seiten der Rampe und entlang der Straße reihten sich kleinere Hütten. Die Straße selbst war viel befahren; sie führte nach Süden zu den Feldern und Wiesen, nach Osten in ein Tal und weiter ins Vorgebirge und nach Westen zu einem Pass in den Klippen, welcher den Zugang zum Zentral-Massiv von Fort bildete.
    Silvina brachte Menolly zu einer größeren Hütte, die im oberen Geschoss fünf mit schweren Läden verriegelte Fenster besaß. Das Bauwerk schmiegte sich gegen den Hang der Rampe. Als sie näher kamen, merkte Menolly, dass die Hütte ein ehrwürdiges Alter hatte. Und die Tür war ganz aus Metall! Unglaublich! Silvina schob sie auf und rief nach Dunca. Menolly sah gerade noch, dass der Mechanismus der gleiche war wie in der Harfherhalle - ein kleines Handrad, mit dessen Hilfe schwere Stäbe in Nuten entlang der Decke und des Bodens gekurbelt wurden.
    »Menolly darfich dir Dunca vorstellen, die Hauswirtin unserer Gastschülerinnen?«
    Menolly begrüßte pflichtschuldig die beleibte kleine Frau. Schwarze Augen blinzelten ihr aus den Speckfalten des Gesichts entgegen. Dunca warf dem Mädchen einen scharfen Blick zu,
der gar nicht zu ihrem gemütlichen Aussehen passen wollte. Es schien, als messe sie Menolly an dem Klatsch, den sie bereits von ihr gehört hatte. Dann sah die Frau Prinzesschen aus Menollys dichtem Haar hervorspitzen. Sie stieß einen schrillen Schrei aus und wich zurück.
    »Was ist denn das?«
    Menolly griff nach der Echse, die zu zischen begann und mit den Flügeln schlug.
    »Aber Dunca!« Silvinas Stimme klang tadelnd. »Sie wussten doch sicher, dass Menolly neun Feuerechsen besitzt.«
    Menollys scharfes Ohr vernahm Silvinas unterdrückten Ärger; auch der kleinen Königin entging er nicht, denn ihre Augen kreisten wild. Menolly schickte der Echse ein paar beruhigende Gedanken zu.
    »Ich hatte das eine oder andere Gerücht gehört«, sagte Dunca. »Aber darauf gebe ich im Allgemeinen nichts.« Sie stand am Ende der Diele und trat keinen Schritt näher.
    »Eine kluge Einstellung«, erwiderte Silvina. Ihr spöttischer Blick verriet, dass sie keine allzu hohe Meinung von der kleinen Pensionswirtin hatte. »Sie haben doch ein Zimmer mit Fenstern frei, nicht wahr? Ich halte es für das Beste, wenn wir Menolly da unterbringen.«
    »Nein! Ich will nicht wieder so ein hysterisches Ding im Hause, das während der Sporenregen in Panik gerät und den anderen Mädchen einredet, die Fäden könnten ins Innere der Hütte gelangen!«
    Silvinas Augen blitzten belustigt. »Da kann ich Sie beruhigen, Dunca. Menolly ist die jüngste Tochter von Yanus, dem See-Baron in der Halbkreis-Bucht. Das Leben am Meer härtet ab.«
    Duncas scharfe Äuglein musterten Menolly von Neuem. »Dann kanntest du Petiron, ja?«
    Menolly nickte.
    Die Pensionswirtin murmelte etwas und drehte sich so rasch
um, dass ihr weiter Rock bei jedem Schritt wippte. Sie ging zu einer Steintreppe, die in die hintere Wand der Eingangsdiele gehauen war. Ächzend stieg sie nach oben.
    Zwei schmale Gänge, an jedem Ende durch schwache Leuchten erhellt, führten rechts und links von den Stufen ab. Dunca wandte sich nach rechts, führte sie ganz nach hinten und öffnete die letzte Tür zur Außenfassade.
    »Faule Schlampen«, murmelte sie schlecht gelaunt und trat an den Leuchtkorb heran. »Alles leer!«
    »Wo verwahren Sie die Leuchten?«, fragte Menolly um der Pensionswirtin ihren guten Willen zu zeigen. Flüchtig überlegte sie, ob sie ihr Leben lang nicht davon loskommen würde, Leuchten durch enge Korridore zu schleppen und auszuwechseln.
    »Wo ist Ihre Magd, Dunca? Sie hat für die Leuchten zu sorgen, nicht Menolly«, meinte Silvina, während sie an Dunca vorbeiging und die Fensterläden aufstieß. Helles Sonnenlicht durchflutete den Raum.
    »Silvina! Was machen Sie da?«
    »Nun seien Sie doch vernünftig, Dunca! Wir rechnen in frühestens zwei Tagen mit einem Sporenregen. Das Zimmer riecht muffig.«
    Duncas Antwort war ein Kreischen, als die übrigen Feuerechsen durch das offene Fenster hereinschwirrten und aufgeregt im Zimmer umherflatterten. Da die Wände kahl und außer einem Bettrahmen kaum Möbel vorhanden waren, suchten sie vergeblich nach Landegelegenheiten. Die beiden Tantchen und Onkelchen kämpften um einen Platz auf dem Hocker, jagten aber wieder davon, erschreckt durch

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