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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Begleitung aufpolieren und die Lyrik etwas kompakter gestalten. Du hättest das wahrscheinlich selbst noch getan, wenn du dazugekommen wärst. An der Melodie dagegen habe ich keinen Ton verändert... Was ist denn los, Menolly?«
    Menolly hatte ihn ungläubig angestarrt. Ihr wollte nicht in den Kopf, dass er ein albernes Liedchen, das sie ganz nebenbei niedergekritzelt hatte, so sehr lobte. Schuldbewusst senkte sie den Blick auf die Wachstafel.
    »Ich hatte nie Gelegenheit, es zu spielen... ich durfte in der Burg meine eigenen Sachen nicht spielen. Das hatte mir mein Vater verboten. Deshalb - deshalb...«
    »Menolly!«
    Verwirrt über seinen strengen Tonfall, schaute sie auf.
    »Du bist ab jetzt mein Lehrling, und ich verlange, jawohl, ich verlange, dass du jede Melodie, die dir in den Sinn kommt, aufschreibst. Und ich verlange ferner, dass du sie so oft spielst, bis sie den letzten Schliff hat... Begreifst du mich? Deshalb habe ich dich nämlich hergeholt.« Er wies von Neuem auf die Wachstafel. »Das hier war eine herrliche Komposition, noch ehe ich sie in die Finger bekam. Wir brauchen dringend Talente wie dich!
    Was ich anfangs über die Veränderungen sagte, betrifft uns Harfner nämlich mehr als alle anderen Gilden, weil wir die Aufgabe haben, den Wechsel in die Wege zu leiten. Genauso, wie wir mit unseren Balladen das Wissen um die Vergangenheit aufrechterhalten, helfen wir den Leuten, neue Ideen anzunehmen und notwendige Wandlungen zu bejahen. Deshalb suchen wir Talente wie dich...
    Noch muss ich mich streng an die Grundsätze und Richtlinien unserer Gilde halten - ganz besonders in deinem Fall, der ohnehin nicht in den Rahmen des Gewohnten passt. Sobald jedoch die Formalitäten überwunden sind, kannst du selbst das Tempo deiner Ausbildung bestimmen. Jedenfalls gehört ihr hierher, Menolly,
du und deine singenden Feuerechsen. Es war ein Genuss heute Morgen, euch anzuhören. Hallo, Silvina, einen guten Morgen - und da ist ja auch Meister Oldive...«
    Menolly wusste, dass es ungezogen war, andere Leute anzustarren, und so wandte sie sich rasch ab, als sie sich dabei ertappte, aber Meister Oldive zog wohl oft neugierige Blicke auf sich. Er war kleiner als sie, jedoch nur, weil sein Kopf schief auf dem Hals saß. Sie hatte den Eindruck eines großflächigen und doch hageren Gesichts, in dem riesige dunkle Augen brannten.
    »Stören wir, Meister Robinton?« Silvina blieb zögernd auf der Schwelle stehen.
    »Ja und nein. Ich fürchte, dass ich Menolly mit meinen Argumenten noch nicht ganz überzeugen konnte, aber so etwas braucht wohl seine Zeit.« Der Meisterharfner nickte dem Mädchen zu. »Geh jetzt mit Meister Oldive, Menolly! Er wird sein Bestes tun. Sie muss wieder spielen können, Oldive.« Seine Worte drückten großes Vertrauen zu dem Heiler aus. Mit einem Lächeln wandte er sich an die Wirtschafterin. »Pass auf, Silvina! Menolly schätzt zwar, dass mein Echsen-Ei erst in vier oder fünf Tagen so weit ist, aber könntest du vielleicht doch jemanden...«
    »Warum nicht Sebell? Er muss sein Echsen-Ei ja auch im Auge behalten, oder? Und wenn das Mädchen bei uns bleibt... Mehr hörte Menolly nicht, denn Meister Oldive schob sie aus dem Zimmer und schloss die Tür.
    »Ich will mir mal deine Füße ansehen«, meinte der Mann und gab Menolly durch einen Wink zu verstehen, dass sie in ihr Zimmer vorausgehen solle. Die Stimme des Heilers war unerwartet dunkel. Und trotz des verwachsenen Rumpfes hielt er leicht Schritt mit ihren langen Beinen.
    »Bei meinem Leben!«, rief Oldive aus, als Menolly die Tür öffnete und plötzlich im Sonnenlicht stand. »Im ersten Moment dachte ich, du wärst mit dem gleichen Buckel geschlagen wie ich. Das ist eine Feuerechse, nicht wahr?« Er lachte leise. »Da hast du
mich aber schön hereingelegt. Ist die Kleine friedlich?« Er blinzelte zu Prinzessin hinauf, die sich angesprochen fühlte und zu schnalzen begann. »Aha, ich verstehe - du tust mir nichts, solange ich nett zu deiner Herrin bin, was? Menolly, du wirst deiner Feuerechsen-Ballade noch einen Vers anfügen müssen, der die sanfte Natur dieser kleinen Geschöpfe beschreibt.« Der Heiler deutete auf das Kopfende des Bettes. Menolly setzte sich und Oldive zog einen Hocker heran.
    »Oh, das ist nicht meine Ballade«, widersprach sie, während sie aus den Pantoffeln schlüpfte.
    Meister Oldive zog die Stirn kraus. »Nein? Robinton nennt dich aber stets als Urheberin.«
    »Er hat das Lied umgeschrieben... das erzählte er mir

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