Drachenruf
Wachdrache von der Burg seinen Willkommensgruß
und die vier Neuankömmlinge erwiderten ihn. Prinzessin und ihr Schwarm zirpten aufgeregt.
»O nein!«, stöhnte Piemur. »Sie landen auf dem Feld und das haben wir heute erst in Ordnung gebracht!«
»Drachen sind keine Zugtiere«, wies Menolly ihn zurecht. »Und stopf die Echsen nicht so voll, sonst ersticken sie noch! Du siehst die Drachenreiter früh genug, wenn sie die Gesellen abholen.«
Piemur war nicht der einzige Lehrling mit scharfen Augen. Bald drängten sich auf dem Hof Gruppen von neugierigen Jungen. Die Drachenreiter traten aus dem Schatten des Torbogens, und Menolly erkannte die Farben von Istan, Igen, Telgar und Benden auf den weiten Umhängen der Männer. Keiner von ihnen kam aus Boll. Dann sah sie, dass der Reiter vom Benden-Weyr T’gellan war.
»Menolly!«, rief er und schwenkte ein unförmiges Bündel über dem Kopf. »Ich habe etwas für dich!« Während seine Gefährten auf die Stufen der Halle zugingen, wo Domick, Talmor und Sebell sie empfingen, lief T’gellan ihr entgegen. Menolly erkannte, dass er ein Paar Stiefel an den Bändern hochhielt: hellblaue Harfnerstiefel mit Stulpen aus dunkelblau eingefärbtem Wildwherleder. »Hier, Menolly. Felena machte sich schon Sorgen, dass du barfuß laufen müsstest. Na, wenn ich deine Pantoffeln so anschaue - viel hat nicht mehr gefehlt. Die lassen dich wohl ganz schön rumrennen, was? Aber gut siehst du aus. Und deine Feuerechsen wachsen.« Er strahlte Menolly an und winkte dann Piemur und Camo zu, deren Blicke wie gebannt an dem Bronzereiter hingen. »Ein Glück, dass du so tüchtige Helfer hast.«
»Das hier sind Piemur und Camo, und ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne sie anfangen würde.«
»Mit anderen Worten - der Kleine hier bekommt eines Tages eine junge Echse von dir, was?« T’gellan blinzelte Menolly zu.
»Deshalb hilft er ja so eifrig.« Menolly konnte es sich nicht verkneifen, Piemur ein wenig zu necken.
»Menolly!« Piemur wurde rot, schlug die Augen nieder und machte ein so tieftrauriges Gesicht, dass Menolly ihre Worte sofort leidtaten.
»Nein, im Ernst, T’gellan, Piemur hat mir das Eingewöhnen sehr erleichtert. Ohne ihn und Camo wäre ich mit meiner Schar kaum fertig geworden.«
»Camo schöne Kleine füttern. Camo gut füttern. Viel füttern.«
T’gellan warf Menolly einen erstaunten Blick zu, aber dann klopfte er dem Schwachsinnigen freundlich auf die Schulter. »Du bist ein tüchtiger Kerl, Camo. Hilf Menolly nur weiter beim Füttern!«
»Schöne Kleine noch hungrig?« Camo horchte auf.
»Nein, jetzt nicht mehr, Camo«, sagte Menolly hastig. »Die Kleinen sind satt.«
»Kannst du Camo wieder entbehren, Menolly?« Abuna erschien an der Küchentür. »Oh...« Sie war überrascht, in welcher vornehmen Gesellschaft sich der Knecht befand.
»Camo, hilf jetzt Abuna! Die Kleinen sind satt, Camo. Du sollst Abuna helfen, verstehst du?« Menolly drehte ihn herum und schob ihn zur Küche.
»Komm, Menolly, setz dich auf die Stufen«, drängte T’gellan, »und probier die Stiefel an! Felena bat mich ausdrücklich, darauf zu achten, dass sie auch passen.«
»Das müssten sie eigentlich, denn der Gerber von Benden hatte eigens Maß genommen.« Menolly streifte die zerrissenen Pantoffeln ab und schlüpfte in die Stiefel. »Da, sie passen! Wie angegossen! Und innen sind sie mit einem ganz weichen, dünnen Leder gefüttert!«
»Du kannst den doppelten Schutz gebrauchen, Menolly«, sagte T’gellan grinsend. »Vor allem wenn du in nächster Zeit wieder einen Wettlauf beabsichtigst...«
»Bestimmt nicht«, versicherte Menolly und schob den Gedanken
an Baron Sangel und Pona ganz weit von sich. »Richte Felena und Manora meinen Dank aus und grüße Mirrim und die anderen...«
»He, Moment! Ich bin doch eben erst angekommen. Wir sehen uns sicher noch im Laufe des Abends.«
»Ein Drachenreiter...«, flüsterte Piemur ehrfürchtig, als T’gellan sich zum Gehen gewandt hatte. »Ein Bronze-Reiter bringt dir blaue Stiefel...«
»Na ja, erst sollte ich doch im Weyr bleiben«, erklärte Menolly. »Und da das Leder schon mal zugeschnitten war, wollten sie es sicher nicht verschwenden.«
Dennoch war auch sie tief gerührt von dem Geschenk. Sie strich über das feine Leder. Und ausgerechnet Blau, die Farbe der Harfner!
Der Gong zum Abendessen ertönte und die Trauben neugieriger Lehrlinge lösten sich auf. Als Menolly mit Piemur zum Speisesaal ging, sah sie im Korridor Gepäck und
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