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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Professor so großes Vertrauen in sie hatte, war keine Schlacht zu gewaltig, keine Herausforderung zu groß, als dass sie sie nicht bestehen könnte.
    Während Sofia sich nun mit einer Art schüchternen Kühnheit ihrer Höhenangst stellte, dachte sie an diese Worte zurück und hatte das Gefühl, sie noch besser verstehen zu können, während sie Schwindel und Übelkeit zu vertreiben versuchte. Sie stand in einem Kampf, der nie zu Ende sein würde. Und dabei ging es nicht nur darum, Nidhoggr in Schach zu halten. Zweifellos stand er für das, was ihr die größte Furcht einjagte. Nidhoggr war ein Schatten, der sich über ihr ganzes Leben gelegt hatte und jeden Tag wieder alle Farben um sie herum ein wenig verdüsterte. Letztendlich war er die bestimmende Figur, so wie sie ihn in der römischen Villa gesehen hatte, riesengroß und entsetzlich. Kein Wunder, dass sie ständig an ihn dachte. Aber der Kampf bestand auch noch in etwas anderem. Es war die unablässige Auseinandersetzung mit ihren eigenen Ängsten, die nie ganz überwunden waren. In der Villa hatte sie es geschafft, sie hinter sich zu lassen und die Panik niederzuhalten, aber sie wusste auch, dass dies nur der erste Schritt war. Auch während sie dort oben auf dem Dach saß, konnte sie die Höhenangst, die Angst, ins Leere zu fallen, keinen Augenblick vergessen. Aber sie setzte sich mit ihr auseinander. Dies war ein weiterer kleiner Schritt auf ihrem Weg, der aber niemals enden würde. Sie wusste, dass sie es immer mit ihren Schwächen zu tun bekam: Sie würden ihr auch in Zukunft auflauern, sich immer hinterlistiger, unterschwelliger äußern und damit Nidhoggrs verlässlichste Verbündete sein. Und jedes Mal würde eine enorme Kraftanstrengung nötig sein, um sie zu überwinden, und kein Sieg würde endgültig sein.
    Sie seufzte, während sie in den Himmel blickte, und beobachtete, wie er immer neue Farben annahm. Es war ihr noch nie aufgefallen, wie rasch er um diese Tageszeit sein Gesicht veränderte. Zu rasch vielleicht. Das funkelnde Rot war bereits verschwunden und einem immer dunkler werdenden Violett gewichen. Der Zauber, der sie gerade noch gefangen genommen hatte, als sie oben angekommen war und sich umgesehen hatte, war fast schon verflogen, ähnlich wie die Wolken, deren klar gezeichnete Formen sich nun auflösten. Eine Wahrheit steckte darin, so dachte sie, eine Wahrheit, die bitter war, aber nicht verleugnet werden durfte.
    » Nun, was sagst du? Gefällt’s dir?«
    Sofia riss sich aus ihren Gedanken, ergriff Lidjas Hand und drückte sie ganz fest. » Ja, es ist schön.«
    » Das hört sich ja nicht sehr begeistert an.«
    » Doch, aber ich habe gerade daran denken müssen, was noch alles auf uns zukommen wird, die Kämpfe …«
    » Das solltest du nicht. Genieß lieber die Waffenruhe. Wir haben sie uns hart erkämpft und sollten den Sieg auskosten. An die nächste Schlacht denken wir erst, wenn es so weit ist.«
    Wie schaffte es Lidja bloß, immer so vernünftig zu sein? Sie war wirklich reifer als sie selbst. » Vielleicht hast du recht«, antwortete sie mit einem Hauch Trauer in der Stimme. » Und jetzt lass uns wieder hinunterklettern, ich denke, meine Mutprobe hat jetzt lange genug gedauert«, sagte sie dann, während sie sich mit beiden Händen am Dach festhielt und Mühe hatte, einen Brechreiz zu unterdrücken.
    Lidja brach in schallendes Gelächter aus. » Aber du warst doch gerade mal zwei Minuten hier oben.«
    » Bitte, Lidja, lass uns nicht darüber streiten …«
    » Soll ich vorgehen?«
    Sofia antwortete, indem sie die andere flehend anblickte.
    » Waschlappen«, zischte Lidja, lachte aber dabei.
    Und obwohl sie rot anlief, musste auch Sofia lachen, zaghaft zunächst, aber dann immer lauter.
    Alles hatte seine Zeit, auch die Kämpfe und die traurigen Gedanken. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen aus dem Waisenhaus, das zu nichts zu gebrauchen war. Sie war jetzt eine Art Heldin, wenn auch eine Heldin, die nichts Heldenhaftes hatte, sondern ständig an sich zweifelte. Hätte sie wählen dürfen, hätte sie sich dieses Schicksal nicht ausgesucht. Doch niemand hat einen Einfluss darauf, was das Geschick einem zugedacht hat. Jetzt kam es für sie darauf an, sich über die Zuneigung des Professors und die Freundschaft mit Lidja zu freuen. Diese beiden Erfahrungen kannte sie von früher nicht und deshalb wollte sie sie jetzt in vollen Zügen genießen. Sie warf einen letzten Blick zum Horizont, und einen Moment lang spürte sie weder

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