059 - Der Folterknecht
Liebe Mit-Vampire!
Leben, beziehungsweise irgendeine Existenz nach dem Tode, ist längst nicht nur religiöses Gedankengut. Die Spiritisten sind davon überzeugt, daß mit dem Tod nicht alles endet, und die Reinkarnationstheorie verspricht uns gar eine kontinuierliche Folge von Wiedergeburten, nicht immer nur als Mensch.
1956 erschien das Buch Far Memory (Rückerinnerung), eine Autobiographie von Joan Grant, eine Frau, die die besondere geistige Gabe besitzt, es wenigstens behauptet, sich an vergangene Leben zu erinnern. Sie schreibt selbst: „Während der letzten zwanzig Jahre habe ich sieben Romane geschrieben, die als historische Romane veröffentlicht wurden. Aber für mich sind es Biographien vergangener Leben, an die ich mich erinnere.“ Vier der Romane spielen in verschiedenen Perioden des alten Ägypten, einer bei einem prähistorischen Indianerstamm Nordamerikas, einer im klassischen Griechenland und der letzte im Italien des 16. Jahrhunderts.
Faszinierend und interessant, selbst wenn man dem Gedanken der weltlichen Wiedergeburt skeptisch oder gar als Gegner gegenübersteht. Rein literarisch betrachtet ist die Reinkarnation jedenfalls eine fesselnde und phantasieanregende Idee. Wiedergeboren werden – das bedeutet ein Zwischenstadium in irgend einer Art von jenseitiger Welt, mit der es vielleicht auch eine Form von Kommunikation geben könnte. Jeder Gedanke ist denkbar! Jede Idee hat ihre Träumer und Narren.
Der Tod spielt in unserem modernen Leben eine größere Rolle, als uns bewußt wird. Wir hören täglich von ihm, oftmals konfrontieren uns Gefahren des hektischen Alltags mit ihm. Wir fürchten ihn. Manchmal sehnen wir uns nach ihm. Seine Unausbleiblichkeit ist die Ursache für unsere Risikobereitschaft. Wären wir plötzlich unsterblich, würde keiner mehr ein Wagnis eingehen, das sein kostbares Leben in Gefahr bringen könnte. Der Tod ist ein wichtiger Faktor für unser Verhalten.
Jean-Baptiste Delacour, bekannt durch verschiedene parapsychologische Veröffentlichungen, hat sich in seinem neuesten Buch Aus dem Jenseits zurück – Berichte von Totgeglaubten eingehend mit dem Tod auseinandergesetzt, beziehungsweise mit Menschen, die klinisch tot waren und durch ärztliche Hilfe wieder zum Leben erwachten. Sie berichten, was sie während dieser Zeit erlebten, unter ihnen auch der berühmte Chansonsänger Charles Aznavour. Der Autor läßt sich zu keinen eigenen Stellungnahmen verleiten. Er zitiert nur namhafte Gelehrte und deutet Vermutungen an. Unter ihnen Dr. Ben Roberts, ein amerikanischer Psychologe, der den Prozeß des Sterbens intensiv studiert hatte und zu folgenden Schlüssen kam: „Die Menschen an der Schwelle zum Tod scheinen etwas zu wissen, was wir, die wir gesund sind und dem Tod noch nicht ins Auge sehen, nicht begreifen können. Man könnte daran glauben, daß sich der Patient in den letzten Minuten seines Lebens bei vollem Bewußtsein in zwei Welten befindet: in jener, die wir kennen, und in jener, die wir das Weiterleben nach dem Tod nennen.“ Auch sein kanadischer Kollege, Dr. Isaac Simons, vertritt eine ähnliche Auffassung: „Der Mensch hat ein wenig davon gelernt, wie unser physischer Körper funktioniert, aber er war bisher unfähig, die wirkliche Grundlage des Lebens zu erfassen. Nenne man es, wie man will – übernatürliche Kraft, eine Form von Energie, Schwingungen oder Seele –, jedermann muß zugeben, daß der Mensch aus mehr als Fleisch und Knochen und Muskeln besteht. Es ist durchaus vorstellbar, daß das, was wir Leben nennen, existieren konnte, bevor unser irdischer Körper geboren wurde und nach dem Tod des Körpers weiterhin existiert.“ Seine Starpatientin, eine dreißigjährige Frau, die mit ihrem Mann im Wagen verunglückte, erlag im Krankenhaus ihren schweren inneren Verletzungen. Für mehrere Minuten stand ihr Herz still. Ein Spezialistenteam erweckte sie wieder zum Leben.
Dr. Simons hegte schlimmste Befürchtungen für ihren Zustand, wenn sie vom Tod ihres Mannes erführe. Als er aber in ihr Zimmer kam, flüsterte sie zu seiner Verblüffung: „Dr. Simons, es ist schon gut, ich weiß, daß mein Mann – tot ist.“
Und sie erklärte ihm: „Ich wußte, daß ich gestorben war, weil ich fühlte, wie mein Herz zu schlagen aufhörte. Ich erinnere mich an meinen Gedanken: „Das ist das Ende.’ Dann schwebte ich weiter und weiter fort. Plötzlich befand ich mich auf einem Wiesenweg, hatte aber das Gefühl, daß beim Schreiten meine Füße
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