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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ist es ja wahr.«
    Connie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie öffnete die Kühlschranktür, stellte die nicht aufgerissene Bierdose zurück und sagte: »Vielleicht sollten zwei für heute mein Limit sein.«
    Er musste sie dringend überzeugen. Ihm war bewusst, wie schnell die Nacht vorbeiging, wie nah das Morgengrauen war.
    Sie wandte sich vom Kühlschrank ab und sagte: »Wo hat er diese erstaunlichen Fähigkeiten her?«
    »Wer weiß? Vielleicht hat er zu lange unter einer Hochspannungsleitung gelebt und die magnetischen Felder haben Veränderungen in seinem Gehirn bewirkt. Vielleicht war zuviel Dioxin in seiner Milch, als er ein Baby war, oder er hat zu viele Äpfel gegessen, die mit irgendeinem seltsamen chemischen Gift verseucht waren, sein Haus steht direkt unter einem Loch in der Ozonschicht, Außerirdische experimentieren mit ihm, um dem National Enquirer eine gute Story zu liefern, er hat zu viele von diesen verdammten Twinkie-Kuchen gegessen oder zuviel Rap-Musik gehört! Scheiße, woher soll ich das wissen?«
    Sie starrte ihn an. Zumindest sperrte sie den Mund nicht mehr auf. »Du meinst das ganz im Ernst.«
    »Yeah.«
    »Das muss so sein, weil du zum ersten Mal in den sechs Monaten, die wir zusammenarbeiten, geflucht hast.«
    »Oh. Das tut mir leid.«
    »Natürlich tut’s dir leid«, sagte sie, und selbst in dieser Situation gelang ihr noch eine Spur von Sarkasmus. »Doch dieser Kerl… der ist bloß ein Penner.«
    »Ich glaube nicht, dass er in Wirklichkeit so aussieht. Ich glaube, er kann alles sein, was er will, sich in jeder beliebigen Form materialisieren, denn diese Form, das ist er nicht wirklich… es ist eine Projektion, etwas das wir sehen sollen.«
    »Kommt das nicht einem Geist sehr nahe?« fragte sie. »Und hatten wir uns nicht geeinigt, dass wir beide nicht an Geister glauben?«
    Er schnappte sich den Zehn-Dollar-Schein vom Tisch. »Wenn ich so vollkommen unrecht habe, wie erklärst du dann das?«
    »Selbst wenn du recht hast… wie erklärst du es?«
    »Telekinese.«
    »Was ist das?«
    »Die Fähigkeit, ein Objekt nur durch die Macht des Bewusstseins durch Zeit und Raum zu bewegen.«
    »Warum habe ich dann den Schein nicht durch die Luft in meine Hand flattern sehen?« fragte sie.
    »Weil das so nicht funktioniert. Mehr wie Teleportation. Etwas geht von einem Ort zum anderen, puff, ohne die Strecke dazwischen im physikalischen Sinne zurückzulegen.«
    Sie warf entnervt die Hände hoch. »Beam mich hoch, Scotty!«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. 20:38. Ticktack… tick-tack…
    Er wusste, er hörte sich an wie ein Verrückter, der besser in eine nachmittägliche Talkshow-Runde im Fernsehen gepasst hätte oder in eine nächtliche Radiosendung, bei der die Hörer anrufen können, als zur Polizei. Aber er wusste auch, dass er recht hatte, dass er zumindest der Wahrheit sehr nahe kam, wenn er auch noch nicht zu ihrem Kern vorgedrungen war.
    »Sieh mal«, sagte er, nahm die versengte Zeitung und wedelte damit vor ihr herum. »Ich habe sie noch nicht gelesen, doch wenn du diese Zeitung durchsiehst, findest du bestimmt ein paar Geschichten für deine verdammte Sammlung, Spuren des neuen finsteren Mittelalters.« Er ließ die Zeitung fallen, und der Brandgeruch strömte aus ihr heraus. »Mal überlegen, was für Geschichten hast du mir in letzter Zeit erzählt, Sachen, die du aus anderen Zeitungen oder aus dem Fernsehen aufgeschnappt hast? Ich kann mich bestimmt an ein paar erinnern.«
    »Harry…«
    »Nicht dass ich mich daran erinnern möchte. Ich würde sie, weiß Gott, lieber vergessen.« Er begann, mehr oder weniger im Kreis zu laufen. »War da nicht eine über einen Richter in Texas, der einen Typ zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt hat, weil er eine Dose Corned Beef gestohlen hatte? Und zur gleichen Zeit haben oben in Los Angeles ein paar Randalierer einen Mann auf der Straße totgeschlagen, alles von Reportern auf Video aufgenommen, aber man möchte den Frieden nicht noch mehr stören, indem man die Mörder verfolgt und zur Rechenschaft zieht, weil die ganze Aktion ein Protest gegen Ungerechtigkeit gewesen ist?«
    Sie ging zum Tisch, zog einen Stuhl vor, drehte ihn um und setzte sich. Sie starrte auf die verbrannte Zeitung.
    Er lief weiter im Kreis herum und sprach mit immer größerer Eindringlichkeit: »Und war da nicht eine über eine Frau, die ihren Freund dazu brachte, ihre elfjährige Tochter zu vergewaltigen, weil sie ein viertes Kind haben wollte, aber keins mehr kriegen konnte

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