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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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genau das, was wir brauchen. Bonaparte ist Preußen zu Kopf gestiegen, nehme ich an, und er dachte, er könnte uns auch ohne seine gesamte Streitmacht schlagen.«
    »Ich frage mich nur«, sagte Temeraire einen Augenblick später, »was du glaubst, wo seine Grand Chevaliers stecken. Und Marschall Davout; seine Standarte habe ich auch nirgendwo auf dem Feld gesehen.«
    »Nach Frankreich zurückgekehrt, schätze ich, oder er schafft noch immer seine Männer an Land«, entgegnete Laurence. »Und Davout…«
    »In Portugal, letzten Berichten zufolge«, sagte Jane.
    »Nun ja«, wandte Temeraire ein, »immerhin befinden sich zwei der Drachen westlich von hier; wir haben ihre Schweine gestohlen, aber sie hatten trotzdem noch mehr als genug Vorräte. Und Davout ist auf keinen Fall in Portugal. Wir haben ihn vor zwei Tagen nördlich von London gesehen.«
    »Wie bitte?«, schrie Jane, wartete jedoch keine Antwort ab. Sie rannte sofort zu Excidium, brüllte Befehle, sprang hoch und griff
nach dem Geschirr und ihrem Sprachrohr. Excidium stieg auf, während sich ihre Fähnriche noch einhakten. »Alarm!«, hörte Laurence sie rufen, »schlagt Alarm, der Feind ist im Norden.« Alle Drachen setzten die Flaggen, sobald ihre Besatzungen das Signal auf Excidiums Rücken erkannt hatten.
    Temeraire setzte sich auf. »Warum macht sie sich denn plötzlich solche Sorgen?«, fragte er und warf Laurence einen beinahe empörten Blick zu. Laurence jedoch ahnte Schlimmstes. »In die Luft«, schrie er, »los, wir müssen losfliegen, so schnell du kannst.« Und als Temeraire hoch genug aufgestiegen war, sodass die Bäume, Hügel und Bauernhäuser in der Weite der Landschaft zusammenschmolzen, bremste er seinen Flug ab und blieb in der Luft stehen. Mit erstickter Stimme flüsterte er: »Ja, ich kann sie auch sehen.«
    Davout näherte sich, direkt in ihrem Rücken, mit dreißig Drachen und zwanzigtausend Mann.

9
    In einer weiteren Stunde würde es nichts weiter zu tun geben, als dazustehen und sich von beiden Seiten aus in kleine Stücke schießen zu lassen. Wenigstens sorgte die vorzeitige Warnung dafür, dass man versuchen konnte, sich aus dem Kampfgeschehen zu lösen, und Dalrymple gab sofort den Befehl zum Rückzug. Wellesley lieferte ein brillantes Nachhutgefecht, wenn auch mit entsetzlichen Verlusten; er streckte die Kampflinie seiner Männer so, dass sie die volle Breite von Napoleons Reihen aufhielten, während der Rest der Engländer hinter diesem Schutzschild abrücken konnte.
    Und trotzdem endete der Rückzug im Chaos: Zehntausend Mann gerieten ins Marschland, wo sie gefangen genommen werden konnten, und die restlichen stolperten schmählich Richtung Norden durch die Landschaft, wobei sie kaum mehr bei sich hatten als ihre Musketen und Stiefel, und manchmal nicht einmal die. Die Drachen trugen niedergeschlagen die Kanonen, und hin und wieder sah Temeraire mit bebender Halskrause über die Schulter hinweg zurück aufs Schlachtfeld, von dem sie geflohen waren, und zu den Drachen, die ihnen in der Ferne hinterherjagten. Er schlug nicht vor, noch einmal umzudrehen, sondern wandte den Kopf wieder nach vorn und ließ ihn dann hängen, während er mit zusammengebissenen Zähnen weiterflog.
    Schließlich, kurz vor dem Abend, fielen Bonapartes Verfolger zurück. Die französischen Drachen hatten den ganzen Tag über in der Schlacht gekämpft oder Davouts Männer zum Kampfgeschehen hingetragen, sodass sie nun an ihre Grenzen gestoßen waren. Einer nach dem anderen ließen sie sich abschütteln und verschwanden tiefer in der Dämmerung, bis man ihnen den Befehl zum Umkehren gegeben
zu haben schien, denn man konnte erkennen, wie auch die letzten abdrehten.
    Laurence legte Temeraire eine Hand an den Hals. »Wir sind aus der Falle entwischt«, sagte er leise. »Wenigstens das hast du uns ermöglicht.«
    »Ich denke immer noch, dass wir lieber wieder zurückkehren sollten«, bemerkte Iskierka, die neben ihnen flog, missmutig; sie war sehr verärgert darüber gewesen aufzuwachen, um dann festzustellen, dass sie gar nicht mehr kämpfen würde. Temeraire war es nur mit Mühe gelungen, sie teils zu überzeugen, mit dem Rest mitzufliegen, teils sie dazu zu zwingen. »Ich bin hungrig, und ich habe keine Lust, diese Kanone zu tragen; mein Nacken tut davon weh.«
    »Wir sind alle hungrig«, fuhr Temeraire sie hitzig an, »also hör bitte auf, dich zu beschweren, und sei nicht so anstrengend.«
    »Bin ich nicht«, rief sie empört. »Nur weil du nicht kämpfen

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