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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gehöre zur Handelskarawane«, zischelte sie.
    »Als ich an unserem vereinbarten Treffpunkt ankam, warst du nicht da!«, fuhr er fort.
    Nuella nickte. »Während ich auf dich wartete, traf ich Kindan. Wieso hast du dich verspätet?«
    Zenor zuckte die Achseln. »Ich musste helfen, das
    Podium aufzustellen.«
    »Kindan sagte mir, dass dort getanzt würde«, sagte Nuella mit einem Anflug von Wehmut.
    Zenor sah sie verdutzt an. »Was hast du vor?«
    »Nun ja, ich habe nie tanzen gelernt«, gab sie zu.
    »Ich wüsste gar nicht, was ich tun sollte.«
    »Wenn du dich unter die Tanzenden mischst, könnte
    jemand bemerken, wie sehr du Dalor gleichst und vielleicht herausfinden, dass er dein Zwillingsbruder ist«, mutmaßte Zenor.
    »Sehen wir uns wirklich so ähnlich?«
    »Und wie! Ihr habt das gleiche blonde Haar und
    blaue Augen. Du ähnelst deinem Bruder so sehr, dass du dich notfalls für ihn ausgeben könntest.«
    Nuellas Miene erhellte sich. »Du bringst mich auf
    eine Idee! Wir tauschen einfach die Rollen, und ich tue so, als sei ich Dalor.«
    »Falls du darauf erpicht bist, mit Kindan zu tanzen, dann mach dich auf eine Enttäuschung gefasst«, warf Zenor lachend ein. »Ich glaube nicht, dass er Dalor zum Tanzen auffordern wird.
    Nuella zog eine Schnute. »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei. »Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Trotzdem«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Kindan hält mich für eine Mitreisende der Handelskarawane.
    Vielleicht wäre es doch möglich ...«
    Brüsk schnitt Zenor ihr das Wort ab. »Kommt gar
    nicht in Frage, dass ich meinen Freund belüge«, stellte er klar.
    »Das hätte ich auch nie von dir verlangt. Er braucht nur nicht zu wissen, wer ich in Wirklichkeit bin.«
    »Niemand darf es jemals erfahren«, betonte Zenor.
    Dieses Thema hatten die beiden schon oft durchdiskutiert.
    »Es liegt nicht an mir, sondern an meinem Vater«,
    entgegnete Nuella traurig. »Er hat Angst, dass - du weißt schon, was er befürchtet.«
    »Dein Vater hat Unrecht«, ereiferte sich Zenor. »Was er macht, ist verkehrt. Und was noch viel schlimmer ist, eines Tages muss es herauskommen. Du kannst dich doch nicht den Rest deines Lebens verstecken.«
    »Bis jetzt hat es geklappt.«
    »Nicht hundertprozentig. Ich habe dich gefunden,
    nicht wahr?«, widersprach Zenor.
    »Es war wohl eher umgekehrt. Ich habe dich aufgestöbert.«
    »Du bist jetzt seit knapp sechs Monaten hier ...«
    »Genau so lange wie alle anderen.«
    »Und ich bin bereits in dein Geheimnis eingeweiht«, beendete Zenor unbeirrt den Satz. »Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis jemand anders herauskriegt, dass Dalor eine Zwillingsschwester hat, die vor dem Rest des Camps versteckt wird? Einen Monat? Eine Siebenspanne*?«
    Nuella furchte die Stirn. »Wenn Vater erst durchgesetzt hat, dass Camp Natalon offiziell zur Zeche erklärt wird ...«
    »Psst! Er kommt zurück«, warnte Zenor.
    Nuella tastete nach Zenors Hand und drückte sie zum Dank.
     
    * Das Äquivalent einer Woche auf Pern - Anm. d. Übers.
    »Weißt du was?«, raunte Zenor dem Mädchen ins
    Ohr. »Ich könnte dir das Tanzen beibringen.«
    »Nicht heute Abend«, wisperte sie kaum hörbar.
    »Lieber ein anderes Mal. Aber ich freue mich schon darauf.« Sie legte eine kleine Pause ein und fügte dann leise hinzu: »Du bist mein bester Freund.«
    Zenor lächelte in der Dunkelheit.
*
    Die meisten Speisen waren vertilgt, als Kindan sich den vierten Nachschlag holte. Vor lauter Müdigkeit musste seine Aufmerksamkeit erlahmt sein, denn er
    bemerkte Kaylek erst, als sein älterer Bruder ihn unsanft bei der Schulter packte und schmerzhaft zudrückte.
    »Wieso bist du noch hier?«, knurrte Kaylek. »Ich
    hatte dich doch schon längst nach Hause geschickt. Du müsstest bereits im Bett liegen.«
    »Ich wollte gerade gehen«, flunkerte Kindan und
    entwand sich aus dem Klammergriff seines Bruders. Er konnte fast spüren, wie Kaylek seinen Rücken mit Blicken durchbohrte, als er sich auf den Weg machte, deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als den Trampel-pfad einzuschlagen, der vom Festplatz bergauf zu ihrem Cottage führte.
    Seine Beine taten ihm weh, als er den sanft geböschten Hang in Angriff nahm, und als er endlich vor ihrem Häuschen anlangte, hatte er die richtige Bettschwere. Er hüllte sich in ein paar Decken und schlummerte im Nu ein.
    Früh am nächsten Morgen erwachte er und fröstelte
    vor Kälte. Den Grund für seine Unterkühlung fand er sehr schnell heraus. Sein Bruder Jakris

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