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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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bitten.
    Kalyek war gewitzt genug um einzusehen, dass die
    Arbeit in einem Bergwerk gefährlich war, und dass man ein fundiertes Fachwissen benötigte, um die Risiken zu minimieren. Also beugte Kaylek seinen Stolz - so weit es ihm möglich war - und ließ sich von seinem jüngeren Bruder Nachhilfeunterricht geben.
    Dann kam der Tag, an dem Kaylek zum ersten Mal
    mit seinem Vater und seinen Brüdern in die Grube einfahren sollte. Kindan staunte nicht schlecht, als Kaylek ihn mitten in der Nacht weckte und ihm einen Becher mit heißem Klah in die Hände drückte.
    »Ich dachte mir, du möchtest vielleicht bis zum
    Schachteingang mitkommen«, erklärte Kaylek ein bisschen verlegen.
    Kindan wusste, das dies einem Friedensangebot
    gleichkam und sprang behände aus dem Bett. »Na klar begleite ich euch«, rief er.
    Draußen war es stockfinster. Kayleks Schicht begann nach Einbruch der Dunkelheit und dauerte bis zum Morgengrauen. Man bezeichnete sie als »Wachwher—Schicht«, denn um diese Zeit waren die nachtaktiven Geschöpfe wach.
    Ganz leise, um Jakris und Tofir nicht zu stören, zog Kindan seine Sachen an und folgte Kaylek, der schon in die Küche gegangen war.
    »Dass du dabei sein sollst, hat Dad aber nicht gesagt«, gab Dakin zu bedenken, als er Kindan gewahrte.
    »Ich komme nur bis zum Eingang mit«, beschwichtigte Kindan seinen Bruder.
    Dakin zuckte die Achseln. »Von mir aus«, entgegnete er. »Sis ist auch manchmal mitgekommen.«
    »Wo ist Dad?«, fragte Kaylek und sah sich in der
    Küche um.
    »Bei Dask im Stall, wo denn sonst?«, antwortete
    Jaran, der Zweitälteste Sohn der Familie, in sachlichem Ton.
    »Wir gehen zu ihm und fragen ihn, ob wir ihm be—
    hilflich sein können«, wandte sich Kaylek an Kindan.
    »Passt bloß auf, dass Dask euch nicht beißt«, warnte Kenil. Kaylek machte ein verdutztes Gesicht. Mit fragender Miene wandte er sich an Jaran und Dakin. Beide Jungen nickten bestätigend.
    »In letzter Zeit ist er ziemlich gereizt«, erläuterte Dakin. Er furchte die Stirn. »Das gefällt mir überhaupt nicht, und ich weiß, dass sich auch Dad deshalb Sorgen macht.«
    »Aber es ist nicht das erste Mal, dass Dask aggressiv wird«, sagte Jaran. Offenbar hatte er sich schon eine geraume Weile mit einem seiner Brüder über dieses Thema unterhalten, doch Kindan bekam nur den letzten Satz mit.
    »Auf geht's, Jungs, die Zeit drängt!«, rief Danil von draußen.
    Die Jungen stellten ihre Klahbecher in den Spülstein und trotteten zur Tür. Kindan folgte ihnen als Letzter.
    Das Grüppchen begab sich zum Eingang der Grube,
    wo die anderen Kumpel bereits warteten. Zu Kindans Verwunderung befand sich Zenor unter ihnen.
    »Sag mal, was machst du denn hier?«, sprach er seinen Freund an.
    »Ich fahre mit ein - als Helfer. Mein Vater hat es mir erlaubt«, erwiderte Zenor voller Stolz. Talmaric, der Vater, nickte.
    »Aber nur heute, ausnahmsweise«, fügte Zenor hinzu, als er Kindans besorgten Blick auffing. Sofort erhellte sich Kindans Miene.
    »Wünsch mir viel Glück«, rief Kaylek Kindan zu, als er sich in die Grube begab.
    »Glückauf*!«
    »Was soll das Gefasel von Glück?«, protestierte
    Kenil. »Bergleute brauchen kein Glück, sie müssen nur vorsichtig sein und ihre Arbeit verstehen.«
    »Wenn du meinst«, murmelte Kaylek.
    Die Kumpel betraten den Eingangsschacht, und Kindan lief nach Hause zurück, wo er sich gleich wieder ins Bett legte.
    *
    Es begann mit einer Totenstille. Die Kinder
    bemerkten, dass die normalen Geräusche des
    Bergwerksbetriebs plötzlich verstummten und liefen zum Fenster. Meister Zist, dem nichts Ungewöhnliches aufgefallen war, verstand nicht, wieso seine Schüler plötzlich von ihren Stühlen sprangen und nach draußen starrten. Ihrem Lehrer schenkten sie keinerlei Beachtung mehr.
    »Begebt euch sofort wieder auf eure Plätze zurück!«, donnerte Meister Zist. Die erste Unterrichtsstunde dieses Vormittags hatte soeben erst angefangen. Ein Kind drehte sich kurz nach dem aufgebrachten Meister um, ohne jedoch etwas zu sagen.
    Zist stieß einen knurrenden Laut aus und stürmte zum Fenster. Notfalls hätte er jeden einzelnen Schüler gepackt und ihn auf seinen Stuhl zurückbefördert. Doch als er ihre angespannten Mienen gewahrt, stutzte er. Er schaute in die Richtung, in die alle wie gebannt blick-
     
    * Gruß der Bergleute - Anm. d. Übers.
    ten, und erkannte, dass dort der nördliche Schacht lag.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, antwortete ein Mädchen. »Aber

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