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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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irgendetwas ist passiert.«
    »Woher wollt ihr das wissen?«, hakte Meister Zist
    verblüfft nach.
    Eines der Kinder schüttelte den Kopf und legte den Finger an die Lippen, zum Zeichen, Meister Zist möge leiser sprechen. »Fällt dir nichts auf? Es ist viel zu still da draußen.«
    Mit einem Mal verdunkelte sich der Morgenhimmel.
    Meister Zist hob den Blick und sah eine dünne Staub-säule, die über der Hügelkuppe aufstieg, sich langsam herniedersenkte und sich wie eine Wolke über dem See verteilte. Es war kein Rauch, es handelte sich um Kohlenstaub.
    »Mein Vater ist da unten!«, weinte ein Kind.
    »Und mein Bruder!«
    »Psst!«, zischte ein älteres Kind, legte den Kopf
    schräg und lauschte angestrengt, während es keine
    Sekunde lang die Staubsäule aus den Augen ließ, die weiterhin aus dem Schacht herausquoll.
    »Hat es einen Unfall gegeben?«, wollte Zist wissen.
    Sein Blick fiel auf Kindan. Der Junge stand wie erstarrt da, Mund und Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
    Just in diesem Moment löste jemand den Alarm aus,
    der allen Bewohnern des Camps Bescheid gab, dass es ein Grubenunglück gegeben hatte. Türen wurden aufgerissen, aufgeregte Menschen stürzten aus ihren Häusern und rannten zum Bergwerkseingang.
    Kindans Beine versagten ihren Dienst. Er ließ sich auf die Kante seines Schreibpults plumpsen.
    »Sind dein Vater und deine Brüder auch auf dieser
    Schicht, Kindan?«, erkundigte sich Meister Zist. Kindan schüttelte den Kopf, aber nicht, um diese Frage zu verneinen, sondern um die Lähmung zu überwinden, die von ihm Besitz ergriffen hatte.
    »Ja, Meister Zist. Mein Dad ist Schichtleiter, und heute hat er Dask mitgenommen«, stieß Kindan hervor.
    »Wir müssen alle hin und sehen, ob wir helfen können«, fügte er hinzu. »Jeder, der zwei gesunde Hände hat, wird gebraucht. Und wenn er nur die Steinbrocken weg-schleppt, die einen eingestürzten Stollen versperren.«
    Er rutschte wieder von dem Pult herunter und schloss sich den älteren Kindern an, die aus dem Klassenzimmer stürmten und zum Schachteingang hetzten. Während Meister Zist noch überlegte, was er in dieser Situation tun konnte, sah er, wie Natalon sein Haus verließ. Der Obersteiger war noch dabei, seine Jacke überzustreifen, doch er erteilte bereits die ersten Befehle. Offenkundig hatte er die Lage im Griff. Männer und Frauen schleppten die verschiedensten Werkzeuge und Gegenstände an - Spitzhacken, Schaufeln, Körbe, Tragbahren - und eilten zur Grube. Der dünne Schleier aus Kohlenstaub, der anfangs den Himmel verdunkelt hatte, ballte sich nun zu fettig schwarzen Wolken zusammen.
    Je näher Kindan der Grube kam, umso schneller lief er. Zum Schluss rannte er, was seine Beine hergaben.
    Meister Zist sah sich im Klassenzimmer um. Sämtliche älteren Kinder, die kräftig genug waren, um zu helfen, hatten sich davongemacht. Jofri hatte ihn nicht instru-iert, welche Pflichten ein Harfner in einer Notsituation wie dieser hatte, doch auf alle Fälle mussten die jüngeren Schüler beschäftigt werden. Im Handumdrehen stellte Meister Zist wieder die Ruhe im Schulzimmer her. Durch das Fenster spähend, sah er eine Gruppe von Bergleuten, die mit Fackeln und Glühkörben ausgerüstet in den Schacht einfuhren.
    »Mein Dad ist auf dieser Schicht, Meister Zist. Darf ich auch gehen?«
    Das Mädchen war noch keine acht Planetenumläufe
    alt und sehr schmächtig. Zist konnte sich nicht vorstellen, in welcher Weise die Kleine helfen wollte.
    »Wüstest du denn, was du zu tun hast?«, fragte er
    freundlich.
    »Sie kann nicht helfen, dafür ist sie noch viel zu klein«, erklärte einer der Jungen in resolutem Ton. »Ich darf ja auch nicht hin. Man muss mindestens acht sein, wenn man mit anfassen will. Und auf alle Fälle größer und stärker als Sula.«
    »Ich kann helfen. Meine Mom hat mir viel beigebracht«, wehrte sich Sula pikiert. »Sis hat meiner Mom gezeigt, wie man Wunden behandelt, und ich habe zugesehen.«
    Zist wusste, dass Sulas Mutter eine der Heilerinnen des Camps war. Er ging zu der Kleinen und drückte sie sanft auf ihren Platz zurück. »Ich bin sicher, dass du eine große Hilfe sein wirst, falls es Verletzte gegeben hat. Aber noch wissen wir nicht einmal, was vorgefallen ist. Bis wir mehr erfahren, musst du hier bleiben, Sula.«
    Ermutigend tätschelte er ihre schmalen Schultern,
    dann stellte er sich wieder vor die Klasse und begann mit dem Unterricht. Er hatte beschlossen, den Kindern eine neue Ballade beizubringen. In

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