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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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wie ein samtiger, vollmundiger
     Wein mit einer wunderbar dunklen scharfen Note. Es war Ambrosia. Ich hatte das Gefühl, nie genug davon trinken zu können.
     Während ich saugte, hörte ich, wie er vor Wonne leise stöhnte. Mit einer Hand hielt er meinen Hinterkopf fest umschlossen,
     drängte mich, weiterzutrinken, während seine andere meine beiden Hände liebevoll umfasste.
    Während ich sein Blut trank, spürte ich, wie mich ein fiebriges Glühen erfasste, das noch stärker war als jenes herrliche,
     pulsierende Beben, das ich erlebt hatte, während er an mir saugte. Nun ertönte in meinen Ohren ein seltsames, wunderbares
     Summen, das allmählich immer höher und lauter wurde. Schon bald war ich von einem Mantel aus Klang und Gefühlen eingehüllt,
     der alles andere auf der Welt ausschloss. Jetzt |337| gab es nur noch ihn und mich und dieses wundersame Fließen seines herrlichen Blutes.
    Allmählich drang eine neue, andere Art von Klang zum äußersten Rande meines Bewusstseins vor. Ich hörte ein zischelndes, gemurmeltes
     Gespräch. Ein ungeheures Krachen. Schwere Schritte. Männerstimmen, die voller Entsetzen und Verzweiflung schrien. Ich war
     jedoch so sehr in meine Beschäftigung versunken, dass ich diese Geräusche nur als unwillkommene Störung wahrnahm. Dracula
     war anscheinend ebenso verzaubert. Plötzlich brüllte er voller Wut auf. Er warf mich unsanft auf das Bett zurück, wo ich mir
     das Blut von den Lippen wischte und benommen und voller Entsetzen den Anblick betrachtete, der sich mir bot.
    Im Rahmen der mit Gewalt aufgebrochenen Tür standen Dr. Seward, Lord Godalming und Herr Morris, während Dr. van Helsing, der
     bei der Anstrengung hingefallen sein musste, sich gerade wieder aufrappelte. Alle starrten sie voller Furcht, Entsetzen und
     Abscheu auf mich und meinen Gefährten, der nun, als er zu ihnen herumfuhr, nicht mehr der Dracula war, den ich kannte und
     liebte. Zu meinem Schrecken war alle Farbe aus seinem Gesicht und Haar einem teigigen Weiß gewichen. Seine Züge waren wutverzerrt,
     nur noch eine faltige, wachsgleiche Totenmaske, und seine Augen flammten rot und boshaft, als sei er das finsterste Geschöpf
     der Hölle.
    Ehe ich mich versah, sprang dieser grässliche Dracula die Eindringlinge mit einem weiteren wutschnaubenden Brüllen an, hielt
     dann aber inne und zögerte, als Dr. van Helsing auf ihn zuging und ihm einen Umschlag hinhielt, in dem sich etwas befand,
     das ich nicht erkennen konnte. Nun hoben die anderen kleine Kruzifixe in die Höhe und näherten sich ihm. Sogleich wurde es
     ungeheuer dunkel, als hätte eine große schwarze Wolke sich vor den Mond geschoben. Dann entzündete Herr Morris mit einem Streichholz
     das Gaslicht. Dracula war in einem Dunstschleier verschwunden.
    Ich schrie auf. Es war ein ohrenbetäubendes Kreischen, das |338| all mein Entsetzen, meine Schuldgefühle, meine Beschämung und Verzweiflung ausdrückte. Entsetzen, weil mein Geliebter sich
     gerade vor meinen Augen in ein entsetzliches Ungeheuer verwandelt hatte; Schuldgefühle wegen meines eigenen, niederträchtigen
     Verhaltens; Beschämung, weil mich diese Männer in einer so kompromittierenden Lage gefunden hatten; und Verzweiflung wegen
     der Ereignisse, die nun folgen würden. Würden sie begreifen, dass ich nur zu bereitwillig Draculas Blut getrunken hatte? Würden
     sie erraten, in welcher Beziehung wir schon länger zueinander standen? Würden sie ihn deswegen umso mehr hassen und ihn –
     und sich – in noch größere Gefahr bringen? Und was würde aus mir werden?

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    16
    Ich schlug die Hände vors Gesicht, sank auf mein Bett zurück und schluchzte, als müsste mir das Herz brechen.
    »Mein Gott«, hörte ich Herrn Morris sagen. »Dieses Ungeheuer ist der leibhaftige Satan. Lasst uns nachsehen, wohin er verschwunden
     ist!«
    Ich hörte, wie sich Schritte entfernten, spürte dann, wie die Bettdecke sanft über meinen Körper gebreitet wurde, während
     jemand mir zart das Haar vom Nacken zurückstrich und die beiden Male aufdeckte, die dort zu sehen waren. Dr. van Helsing holte
     tief Luft vor Schreck. Dann flüsterte er: »Für die arme Frau Mina können wir erst etwas tun, wenn sie sich selbst wieder einigermaßen
     gefangen hat. Jonathan aber ist nur betäubt, wir wissen ja, dass der Vampir so etwas hervorrufen kann. Ich werde ihn wecken.«
    Wenig später hörte ich Jonathans erstaunten Ausruf, als er aufwachte und hochfuhr. Ich wandte mich instinktiv zu ihm um und
    

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