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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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nicht. Ich gebe zu, ich war gezwungen, einen Mann zu töten - aber das geschah aus Notwehr. Keinem der anderen hätte ich auch nur ein Haar gekrümmt.“
    „Doch!“
    „Mina, warum hätte ich denn die Besatzung der Demeter umbringen sollen? Ich war auf sie angewiesen, und die Matrosen mussten lebendig und gesund bleiben, um das Schiff zu führen, wenn ich sicher mit meiner Fracht in Ihrem Hafen einlaufen wollte. Wäre das Schiff gesunken, so hätte ich all meine Kisten mit transsilvanischer Erde verloren, hätte mich Tausende von Meilen von meiner Heimat entfernt befunden und nur wenig Hoffnung auf Überleben gehabt. Ganz zu schweigen davon, dass ein Schiff, das ohne Mannschaften in einen Hafen einläuft, sicherlich Aufsehen erregt hätte, was ich auf jeden Fall vermeiden wollte.“
    Mit wachsender Verwunderung hörte ich ihm zu. Wieso waren Dr. van Helsing oder wir anderen nicht auf diese Gedanken gekommen, ehe wir dem Grafen die Schuld am Ableben der Mannschaft gaben? „Wenn Sie all diese Männer nicht umgebracht haben, was ist dann mit ihnen geschehen?“, verlangte ich von ihm zu wissen.
    „Ich kann Ihnen nur sagen, was mir bekannt ist, denn den größeren Teil der Seereise habe ich unter Deck verbracht. Ich hatte dafür gesorgt, dass ich vor meiner Abreise aus Varna genügend Nahrung zu mir genommen hatte. Ich brauche nicht mehr viel Blut, es sei denn, ich bin bemüht, die gesunde rosige Hautfarbe zu erhalten, die den Sterblichen so gut gefällt. Das wenige Blut, das ich während der einmonatigen Reise benötigte, um am Leben zu bleiben, habe ich mir von den Ratten an Bord geholt. Wir waren schon elf Tage auf See, als ich eines Abends spät an Deck ging, um frische Luft zu schnappen. Wie ich schon bald feststellen sollte, war dies ein schwerwiegender Fehler. Am nächsten Tag tauchte die gesamte Mannschaft unter Deck auf, um den Frachtraum zu durchsuchen. Ich lag sicher geschützt in einer meiner Kisten, die sie zum Glück nicht zu öffnen versuchten. Ihren Gesprächen entnahm ich, dass einer von der Besatzung, ein gewisser Petrowski, ein Mann, dem man eine große Vorliebe für Alkohol nachsagte, zwei Nächte zuvor unter geheimnisvollen Umständen verschwunden war und dass am Vorabend der Wachhabende kurz einen hoch aufgeschossenen Fremden an Deck gesehen haben wollte. Ich kann nur vermuten, dass Petrowski in betrunkenem Zustand gestrauchelt und über Bord gegangen sein muss. Sein Verschwinden zusammen mit dem unglückseligen Zufall, dass ich an Bord beobachtet wurde, hat jedoch zu Panik und abergläubischer Angst unter den Matrosen geführt, die nun fürchteten, dass sich jemand oder etwas höchst Seltsames an Bord aufhielt. Da ich keine weitere Unruhe verursachen wollte, blieb ich die nächsten sechs Tage in meiner Kiste. Doch diese Gefangenschaft und Reglosigkeit ist nicht leicht zu ertragen. Schließlich vermochte ich es nicht länger in meinem Gefängnis auszuhalten. Ich ging wieder an Deck, war mir allerdings nicht darüber im Klaren, dass der Wachhabende im Hinterhalt lag, um nach mir Ausschau zu halten. Er stürzte sich mit seinem Messer auf mich. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn zu töten und über Bord zu werfen.“
    „Haben Sie ihn ausgesaugt, ehe Sie ...“
    „Würde es etwas ändern, wenn ich das getan hätte? Mein Überleben war doch gefährdet. Der Mann hätte den anderen von seinen Beobachtungen erzählt, und die hätten vielleicht mein Versteck entdeckt. Den Rest der Reise verbrachte ich im Frachtraum, doch oben scheint dann das Chaos ausgebrochen zu sein. Der erste Maat, ein abergläubischer Rumäne, hat wohl das Verschwinden der zweiten Person als Zeichen gedeutet und ist - wie der Kapitän in seinem Logbuch festhielt - anscheinend verrückt geworden. Soweit ich feststellen konnte, hatte er es sich in seinem Wahn zur Aufgabe gemacht, jedes Mitglied der Mannschaft, dem er nachts allein an Deck begegnete, zu erstechen und den Fischen vorzuwerfen, vielleicht weil er hoffte, sie so davor zu bewahren, ihrerseits Vampire zu werden, oder weil er fürchtete, sie seien bereits verwandelt worden. All das fand ich jedoch erst heraus, als wir unser Reiseziel beinahe erreicht hatten.“
    „Sie sagen, dass Sie nichts mit dem Tod dieser Männer zu tun hatten? Dass der erste Maat die anderen Matrosen umgebracht hat?“
    „Ja.“
    „Warum hat er dann gesagt, er sei dem Fremden an Bord begegnet, und als er versucht hätte, ihn mit dem Messer zu töten, sei die Klinge aber wie durch leere Luft

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