Dracula, my love
möchte“, erwiderte er leise.
„Ich hege nicht den Wunsch, mir Ihre Erklärungen anzuhören. Sie sind ein Mörder und ein Ungeheuer! Gehen Sie mir aus den Augen! Fort!“
„Ich werden Sie nicht verlassen, Mina. Nicht, bevor Sie sich angehört haben, was ich zu sagen habe. Vielleicht ergibt sich für mich diese Gelegenheit nie wieder. Heute Abend habe ich die Pläne Ihres kleinen Kollegiums belauscht. Ihre Männer durchsuchen mein Haus, während ich mit Ihnen spreche, und sie hoffen, die kostbare Fracht zu schänden, die ich unter solchen Mühen hergebracht habe. Ich hätte die Frevler aufhalten können. Jeden Einzelnen von ihnen hätte ich töten können, aber ich habe es nicht gemacht. Um Ihretwillen wollte ich ihnen nichts antun. Stattdessen habe ich etwas geschickt, das sie ein wenig abschrecken wird.“
„Was?“
„Ein paar Tausend Ratten.“
„Oh!“ Angewidert schrie ich auf.
„Das wird ihre Unternehmungen heute Nacht stören. Ich fürchte jedoch, dass damit das Unvermeidliche nur aufgeschoben ist.“ Plötzlich fuhr er zu mir herum. In den Pupillen seiner blauen Augen loderten rote Flammen. Dieser Anblick ließ mir das Blut in den Adern gerinnen. „Glauben Sie, dass diese Reise in Ihre Heimat für mich ein Vergnügen war, Mina? Denken Sie, dass es mir leichtgefallen ist, hierherzukommen? Nein. Dies ist das Ergebnis von fünf Jahrzehnten sorgfältiger Planung! Ich habe Ihre Sprache gelernt. Ich habe Ihre Kultur, Ihre Gesetze, Ihre Politik und Ihr Gesellschaftsleben studiert. Dazu musste ich große Geldsummen investieren. Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung. Und nun trachten Sie und Ihre Männer danach, alles zu zerstören, was ich mir mit so viel Mühen aufgebaut habe. Ich muss es schaffen, Ihnen die Wahrheit verständlich zu machen!“
Einige Augenblicke lang blieb er mit dem Rücken zu mir am Kaminsims stehen, als müsste er erst seine Wut beherrschen. Dann drehte er sich zu mir um und starrte mich durchdringend an. Nun hatten seine Augen wieder ihre natürlich tiefblaue Farbe zurückgewonnen. „Erlauben Sie mir bitte, Ihnen zu erklären, warum ich überhaupt nach Whitby gekommen bin. Alles begann mit einer Photographie.“
„Mit einer Photographie? Von wem?“
„Von Ihnen. Herr Harker hatte sie mit nach Transsilvanien gebracht.“
Ich kannte die Photographie, von der er sprach. Jonathan hatte sie kurz nach unserer Verlobung mit seiner Kodak-Kamera aufgenommen, und er pflegte sie überall in seiner Brieftasche mit sich herumzutragen.
„Eines Abends hat er sie mir gezeigt und lange über Sie gesprochen. Ich begriff, dass Sie nicht nur wunderschön sind, sondern eine überaus bemerkenswerte Frau, und dass er sie von ganzem Herzen liebte. Ich gebe zu, ich war ... neidisch. Diese Art Leidenschaft für eine Frau hatte ich schon Jahrhunderte lang nicht mehr empfunden, und es hatte auch niemand derartige tiefe Gefühle für mich gehegt. Dann ... dann kamen Ihre Briefe an.“
„Die Briefe, die ich an Jonathan geschrieben hatte und die ihn niemals erreichten!“
„Ja.“ Er wandte den Blick ab, konnte mir plötzlich nicht mehr in die Augen schauen.
„Warum haben Sie ihm diese Briefe vorenthalten? Wie konnten Sie nur?“
„Verzeihen Sie mir. Ich hätte die Briefe nicht öffnen dürfen, Mina. Doch von dem Augenblick an, als ich den ersten Umschlag berührte, spürte ich etwas, das ich Ihnen nicht erklären kann. Ich las Ihre kostbaren Worte. Es war, als strömten die Seiten Ihren Geist aus. Ich schaffte es nicht, mich von diesen Briefen zu trennen.“
Es lag so viel Gefühl und Aufrichtigkeit in seiner Stimme, dass meine Mauer aus Furcht und Hass - ganz gegen meinen Willen - einen winzigen Riss bekam.
„Ich war überwältigt von dem Bedürfnis, Sie kennenzulernen“, fuhr er fort. „Ihren Briefen entnahm ich, wo und wann Sie sich in Whitby aufhalten würden. Deswegen habe ich mir unter all den Häfen, über die ich in England hätte einreisen können, Whitby herausgesucht. Vielleicht war das töricht von mir. Ich hätte mit meinem Schiff unmittelbar über die Themse in den Hafen von London einreisen können und wesentlich weniger Komplikationen erlebt, auf lange Sicht auch weniger Kosten gehabt. Doch ich war entschlossen, Sie zu finden, koste es, was es wolle.“
Ich starrte ihn verwirrt an. „Sie sind nur ... nur meinetwegen nach Whitby gekommen?“
„Aus keinem anderen Grund.“
„Aber die Matrosen an Bord des Schiffes! Sie haben sie alle ermordet!“
„Das stimmt
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