Dracula, my love
Dardanellen gesichtet - was bedeutete, dass sie innerhalb der nächsten 24 Stunden in Varna einlaufen würde. Diese Nachricht versetzte die Männer sofort in eine fieberhafte, beinahe glückliche Erregung. Zur großen Enttäuschung aller lief jedoch die Zarin Katharina weder am nächsten noch am übernächsten Tage in Varna ein. Vier Tage voller Anspannung vergingen, ohne dass wir ein Sterbenswörtchen von dem Schiff hörten oder irgendeinen Grund für die Verzögerung erfuhren. Die Männer befanden sich alle in einem förmlichen Fieber der Erregung, außer Jonathan, den ich jeden Morgen ruhig allein in unserem Hotelzimmer sitzend vorfand, wie er die Klinge des großen Gurkha-Messers wetzte, das er nun immer bei sich trug. Der Anblick der scharfen Schneide dieses Khukhuri ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Denn ich konnte nicht umhin, mir den Schrecken vorzustellen, sollte jene Klinge jemals Nicolaes Kehle berühren, von Jonathans entschlossener und eiskalter Hand geführt.
Jonathan hielt sein Versprechen, mich stets ins Vertrauen zu ziehen. Schon bald hatte er auch die anderen davon überzeugt, es ihm gleichzutun. Ich erlaubte Dr. van Helsing weiterhin, mich zweimal täglich zu „hypnotisieren“, und wiederholte bei jeder Gelegenheit die gleiche Botschaft. Als ich eines Tages bei Sonnenaufgang wieder in meiner vorgetäuschten Trance lag, nahm er eine Untersuchung vor, die mich zutiefst beunruhigte: Er öffnete meinen Mund, um meine Zähne zu inspizieren.
„Bisher keine Veränderung“, konstatierte er.
„Welche Veränderungen erwarten Sie denn?“, fragte Herr Morris.
„Erinnern Sie sich daran, dass Fräulein Lucys Eckzähne in den letzten Tagen vor ihrem Tode länger und spitzer wurden?“, erwiderte Dr. van Helsing. Die anderen nickten mit ruhigem Ernst. „Es gilt auch nach anderen Dingen Ausschau zu halten. Sehen Sie denn nicht? Frau Mina beginnt bereits ihren Appetit zu verlieren. Sollte sie anfangen, nach Blut zu dürsten ...“
„Was dann?“, erkundigte sich Lord Godalming mit beunruhigter Stimme.
„Dann wird es nötig sein, ... Schritte einzuleiten“, erwiderte der Professor voller Bedauern
„Was für Schritte?“, rief Jonathan entsetzt.
Stille senkte sich herab. Dr. Seward antwortete leise: „Euthanasie ist ein vorzügliches und beruhigendes Wort.“
„Sind Sie von Sinnen?“, schrie Jonathan. „Sie würden meine Mina vor der Zeit aus dem Leben befördern? Das kommt überhaupt nicht in Frage!“
„Sie verstehen nicht, lieber Freund Jonathan, denn Sie waren nicht dabei“, sagte Dr. van Helsing. „Wir anderen aber haben alle das Grausen von Fräulein Lucys Auferstehung mit angesehen.“
„Sie war keine Frau aus Fleisch und Blut mehr“, wandte Herr Morris in dringlichem Ton ein, „sondern ein Geschöpf von liederlicher Wollust und grausigem Schrecken. Glauben Sie mir, Harker, auch Ihnen würde es lieber sein, dass Ihre Frau tot ist, als dass sie in einer solch grauenhaften Gestalt durch die Felder streift.“
Mein Herz pochte voller Angst. Großer Gott! Wenn diese Männer davon überzeugt sein würden, dass ich angefangen hatte, mich unwiderruflich in einen Vampir zu verwandeln, dann hegten sie ernsthaft die Absicht, mich umzubringen! Ich versuchte lieber nicht darüber nachzudenken, dass dieser Fall eintreten könnte, dass vielleicht Nicolae wirklich einmal zu oft von meinem Blut getrunken hatte und dass ...
Beruhige dich , verkündete da seine Stimme in meinem Kopf. Was auch immer geschieht, diese Schlächter werden dir kein Haar krümmen. Ich werde bei dir sein, meine Liebste. Selbst jetzt, in diesem Augenblick, wache ich über dich.
Wo?, dachte ich als Antwort. Wo bist du?
In deiner Nähe. Ich bewege das Schiff voran. Es ist kein Kinderspiel, das Wetter zu beeinflussen.
Ich lächelte innerlich. Wie leichthin ließ er diese Anmerkung über eine solch unglaubliche Aufgabe fallen. Rasch öffnete ich wieder die Augen und lächelte so süß ich nur konnte. „Oh, Professor! Was habe ich gesagt? Ich kann mich an gar nichts erinnern.“
Jonathan und die anderen wandten alle schuldbewusst den Blick ab. „Sie können uns nur mitteilen, was wir bereits wissen, Frau Mina“, erwiderte Dr. van Helsing hastig. „Das Schiff, es ist noch immer irgendwo unterwegs.“
„Der Nebel muss es aufgehalten haben“, meinte Lord Godalming. „Einige der Dampfer, die gestern Abend hereingekommen sind, haben über Nebelschwaden nördlich und südlich des Hafens berichtet.“
„Wir
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