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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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mein gesamtes Gesicht aus. „Das stimmt nicht.“
    „Mina, bist du blind? Hast du den Blick in Herrn Wagners Augen nicht gesehen, als er quer durch den Raum zu dir geschritten kam oder als er dich in den Armen hielt? Ich habe euch beim Tanzen beobachtet. Er hat nicht einmal den Versuch gemacht, es zu verhehlen. Lass es dir sagen: Herr Wagner liebt dich, oder er ist dabei, sich in dich zu verlieben. Ich muss das wissen. Schließlich haben mich schon sehr viele Männer genauso angesehen, und drei von ihnen haben dann auch um meine Hand angehalten.“
    „Lucy, so etwas darfst du nicht sagen. Es ist nicht recht. Es darf nicht sein!“
    „Aber es ist doch so! Ich nehme an, da du jedem so bereitwillig von meiner Verlobung erzählst, hast du Herrn Wagner auch über Jonathan in Kenntnis gesetzt?“
    „Natürlich! Bei der ersten Gelegenheit, am Tag, als wir uns kennengelernt haben.“
    „Hm. Dann ist er kein Mann, der so leicht aufgibt. Er muss die Hoffnung hegen, dass er es irgendwie schafft, deine Gunst zu gewinnen und dich Jonathan wegzunehmen.“
    „Dann irrt er sich. Ich habe Herrn Wagner nie die leiseste Andeutung gemacht, dass ich ...“ Ich unterbrach mich und konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.
    „Mina, schau doch nicht so schuldbewusst. Nur weil wir beide verlobt sind, bedeutet das nicht, dass wir tot sind! Wir können immer noch andere Männer anschauen und wertschätzen, nicht? Wir können immer noch in einem Pavillon am Meer mit ihnen tanzen, ohne schlimme Strafen zu befürchten! Falls Herr Wagner annimmt, dass du dich mehr für ihn interessierst, als du es tatsächlich tust, bin ich mir ziemlich sicher, dass du ihn nicht absichtlich hinters Licht geführt hast.“ Mit einem schelmischen Grinsen fügte Lucy noch hinzu: „Allerdings muss ich zugeben, dass es mir beinahe leid tut, dass du mit Jonathan verlobt bist, denn ich finde, dass Herr Wagner eine hervorragende Partie wäre.“
    „Oh! Du bist aber wirklich zu boshaft!“, rief ich aus, wenn ich auch nicht verhindern konnte, dass ich in Lucys Lachen einfiel. Als ich mich schließlich wieder ein wenig gefasst hatte, sagte ich nüchtern: „Du weißt nichts über Herrn Wagner, und ich eigentlich auch nicht. Es ist mir eine Ehre, mit Jonathan verlobt zu sein. Er ist mein bester Freund auf der ganzen Welt, neben dir, meine Liebe. Und ich liebe und vermisse ihn.“
    „Das weiß ich doch. Ich liebe und vermisse Arthur. Und ich hege keinerlei Zweifel, dass wir beide schon im Oktober verheiratet sein werden.“
    Wir erreichten unser Logis. Ich blieb auf der Vordertreppe stehen und sagte mit leiser Stimme: „Aus diesem Grund, Lucy, versteht es sich hoffentlich von selbst, dass wir besser deiner Mutter gegenüber unsere Erlebnisse von heute Abend mit keinem Wort erwähnen ... und auch Arthur und Jonathan gegenüber, wenn wir sie das nächste Mal sehen.“
    Lucy legte mit einem kleinen Glänzen in den Augen den Finger an die Lippen. „Ich werde unser Geheimnis mit ins Grab nehmen.“
    4
    In jener Nacht schloss ich, obwohl Lucy behauptete, nach all dem Tanzen viel zu erschöpft zum Schlafwandeln zu sein, unsere Tür sorgfältig ab und band mir wie immer den Zimmerschlüssel ans Handgelenk. Lucy schlief unverzüglich ein und schien so sanft zu schlummern, dass ich keine weiteren Schwierigkeiten erwartete. Meine Hoffnung auf eine ruhige Nacht wurde jedoch zunichte gemacht. Mein Gemüt war zu sehr erfüllt von Gedanken an Herrn Wagner und an mein schamlos unangemessenes Benehmen des vergangenen Abends. Als ich endlich eingeschlummert war, weckte mich Lucy zweimal auf, als sie ungeduldig versuchte, das Zimmer zu verlassen. Jedes Mal schien sie außerordentlich erbost, die Tür verschlossen zu finden, und ich musste all meine Kräfte aufbieten, um sie wieder ins Bett zu schaffen.
    Am nächsten Tag machte Lucy eine höchst unerwartete Bemerkung, als wir zum Abendessen nach Hause zurückkehrten. Wir hatten den Nachmittag auf unserer Bank an der Ostklippe verbracht. Ich hatte voller Besorgnis vermutet, dass uns dieses Fleckchen Erde nun ein wenig anders - vielleicht sogar gruselig - erscheinen würde. Schließlich hatte ich Lucy erst zwei Nächte zuvor in einer außerordentlich kompromittierenden Situation hier vorgefunden. Sie jedoch schien diesem Ort sogar noch mehr verfallen zu sein als ich. Sie war nur sehr schwer davon zu überzeugen, zu den Mahlzeiten nach Hause zu gehen.
    Gerade hatten wir die Treppe erreicht, die zum Westpier führte, und hielten inne, um

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