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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Bruder das Volk an die Türken zu schmachvoller Knechtschaft. Dann aber war es wieder jener Geist des ersten Dracula, der einen Späteren seines Geschlechts über den breiten Strom gehen und ins Land der Türken einfallen ließ, immer und immer wieder. Wurde er auch zurückgetrieben, wurde sein Heer auch vernichtet und kehrte er auch als Einziger zurück, so griff er dennoch wieder an, denn er wusste, dass nur er allein den Sieg erzwingen konnte. Manche behaupteten, er hätte nur an |47| sich gedacht! Pah, wozu taugen Bauern denn ohne einen Herren? Wie soll denn ein Feldzug gelingen, ohne einen Kopf und ein Herz, ihn zu führen? Nun, als wir nach der Schlacht von Mohács 3 das ungarische Joch abschüttelten, da waren wieder wir aus dem Blute der Dracula die Anführer, denn unser stolzer Geist konnte das Bewusstsein nicht ertragen, unfrei zu sein. Ja, junger Herr, die Szekler und die Draculas als ihr Herzblut, ihr Hirn und ihr Schwert können sich einer Vergangenheit rühmen, an die diese Emporkömmlinge von Romanows oder Habsburgern niemals heranreichen werden! – Aber heute sind die kriegerischen Zeiten vorbei. Blut ist ein zu kostbares Ding in diesen Tagen des ehrlosen Friedens, und der Ruhm großer Geschlechter ist nur noch ein Märchen, das man sich erzählt …«
    Darüber war schon fast wieder der Morgen angebrochen, und wir gingen zu Bett.
( Anm.:
Das Tagebuch ähnelt erschreckend den Erzählungen aus »Tausendundeiner Nacht«, denn immer bricht es mit dem ersten Hahnenschrei ab. Ganz ähnlich auch wie der Geist von Hamlets Vater.)
     
    12. Mai
    Ich will mit Tatsachen beginnen, reinen, nackten Tatsachen, die durch Bücher und Zahlen belegt sind und an denen nicht gezweifelt werden kann. Ich darf sie nicht mit eigenen Beobachtungen und Erfahrungen vermischen. Als der Graf am letzten Abend aus seinem Zimmer kam, begann er mich sofort über juristische Dinge auszufragen und über die Schritte, die er zur Ausführung seiner Absicht zu tun habe. Ich hatte den ganzen Tag fleißig über den Büchern verbracht und war, um nicht unbeschäftigt zu sein, auf die Idee gekommen, einiges zu wiederholen, was mir bei der Prüfung in Lincoln’s Inn 4 vorgelegt worden war. |48| Es lag eine eigene Methode in den Fragen des Grafen, und ich werde deshalb versuchen, sie möglichst der Reihe nach wiederzugeben; vielleicht sind mir diese Notizen irgendwo und irgendwann von Nutzen.
    Zuerst fragte er mich, ob es in England gestattet sei, zwei oder mehr Sachwalter für seine Geschäfte zu haben. Ich sagte ihm, er könne ein ganzes Dutzend anstellen, wenn es ihm beliebe, aber dass es nicht sehr klug wäre, mehr als einen Advokaten in seiner Angelegenheit zu engagieren, denn es könne doch immer nur einer wirklich tätig sein, und ein Wechsel würde seinen Interessen direkt zuwiderlaufen. Er schien mich vollkommen zu verstehen und fragte weiter, ob es wohl dann zweckmäßig wäre, einen Anwalt für Geldsachen und einen anderen für Auswärtiges zu bestellen, falls irgendwo in größerer Entfernung ein lokales Eingreifen nötig wäre. Ich bat ihn, sich klarer auszudrücken, damit ich ihn nicht aufgrund eines Missverständnisses falsch berate. Er sagte darauf:
    »Ich will es durch ein Beispiel illustrieren. Unser gemeinsamer Freund, Mr. Peter Hawkins, kauft von seinem Büro im Schatten Ihrer herrlichen Kathedrale von Exeter mit Ihrer freundlichen Mithilfe für mich ein Grundstück in London. Gut. Sie können nun einwerfen, dass ich auch einen Anwalt hätte nehmen können, der in London selbst wohnt; ich muss Ihnen aber offen gestehen, dass mir daran gelegen war, dass mein Bevollmächtigter durch absolut nichts anderes geleitet werden sollte als durch meine speziellen Wünsche. Und weil es ja nicht ausgeschlossen ist, dass ein Londoner Advokat seine oder seiner Freunde Interessen im Auge hat, beschloss ich, mir einen Anwalt aus der weiteren Umgebung von London zu wählen, dessen Tätigkeit sich allein nach meinen Interessen richtet. Nun nehmen wir einmal an, ich wollte Güter per Schiff nach Newcastle, Durham, Harwich oder Dover transportieren lassen – was bei der Ausdehnung meiner Geschäfte nicht ausgeschlossen ist. Wäre es da nicht besser, meine Angelegenheiten durch einen am betreffenden Ort ansässigen |49| Agenten besorgen zu lassen?« Ich erwiderte, dass die Sache ohne Zweifel ihre guten Seiten hätte, aber auch, dass wir Advokaten einen Interessenverband bildeten, wobei einer für den anderen die Erledigung lokaler

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