Draculas Darling
daran dachte, dass er offiziell tot war und er nur noch als Legende in den Köpfen einiger Menschen herumgeisterte.
Vielleicht fand er in der Küche ein entsprechendes Messer, das ihm dabei half seinen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Zuerst nahm er die Frau hoch. Er wollte sie nicht hier auf der Treppe töten.
Er trug sie in die Küche, in der es bis auf eine kleine Lichtquelle dunkel war. Sie leuchtete nahe der Abzugshaube, gab aber nur einen kalten und geringen Schein ab.
Lorna lag puppenhaft starr auf seinen Armen. Ihre Arme schwangen hin und her. Es würde dauern, bis sie wieder die Augen aufschlagen und sich über ihr neues Dasein im Klaren sein würde. Dann würde sie die Sucht nach Blut überfallen, denn in ihrem Innern war es leer.
Der Küchentisch war so lang, dass die Frau darauf ihren Platz fand. Nur die Beine hingen nach unten. Das allerdings störte Jordan nicht.
Bevor er sich auf die Suche nach einem entsprechenden Messer machte, schaute er nach draußen. Der Blick glitt über den Vorgarten hinweg zur schmalen Straße.
Auf der anderen Seite standen auch Häuser mit Gärten oder Vorgärten. Es war eine kleine Siedlung, in der Menschen ihre Heimat gefunden hatten. Hier lief das Leben noch nach bestimmten Regeln ab, und als Bewohner fühlte man sich irgendwie immer etwas beschützt. Was allerdings nicht immer stimmen musste, wie die beiden Taten bewiesen hatten.
Er sah keinen Menschen draußen. Um diese spätabendliche Zeit lagen viele Bewohner schon in den Betten oder saßen vor dem Fernseher. Was draußen passierte, interessierte nicht und...
Er schüttelte den Kopf. Was da draußen passierte, gefiel ihm gar nicht. Über die schmale Straße hinweg schob sich ein gelblicher Schein.
Es war der nicht zu übersehende Gruß eingeschalteter Scheinwerferstrahlen, die über das Pflaster glitten. Wenig später sah er den Wagen, zu dem die Scheinwerfer gehörten, und er stellte fest, dass der Fahrer ein Ziel hatte.
Es war das Haus der Hurlands!
Vor dem Grundstück hielt er an. Das Scheinwerferlicht erlosch, und der Vernichter wusste, was es bedeutete.
Hurland bekam Besuch!
Aus seinem Mund fuhr ein wütender Laut. Der verdammte Zufall hatte ihm einen Streich gespielt. Für ihn stand jetzt fest, dass er das Haus auf dem normalen Wege nicht mehr verlassen konnte. Er wäre dem Fahrer in die Arme gelaufen.
Okay, er hätte ihn erschießen können, aber Jordan wollte seine Spur nicht noch mehr aufblähen. Außerdem stiegen zwei Männer aus dem Fahrzeug.
Dem Vampir blieb nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Weg aus der Küche und damit auch fort vom Vordereingang.
Hin zu den hinteren Räumen. In einem von ihnen lag der Tote. Dort kannte er sich aus, und dort gab es auch zwei Fenster. Durch den Garten konnte er dann fliehen.
Er hatte keine Zeit mehr, sich um Lorna Hurland zu kümmern. Deshalb ließ er sie auf dem Tisch liegen, als er mit schnellen Schritten die Küche verließ.
Sekunden später hatte er das Arbeitszimmer des Hausherrn erreicht. Der Rest war ein Kinderspiel. Er öffnete eines der Fenster und verschwand wie ein Schatten in der Dunkelheit.
Die beiden Männer allerdings wollten ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte sie nicht deutlich gesehen, doch er wusste mit sicherem Instinkt, dass es keine normalen Besucher waren.
Es war durchaus möglich, dass sie ihm noch mal über den Weg liefen...
***
Wir hatten die Gegend gefunden, in der Hurland mit seiner Familie wohnte, und ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen, als wir durch die ruhigen Straßen rollten, die recht schmal waren und beinahe schon Gassen glichen.
»Was macht dir so einen Spaß?«, fragte Suko.
»Ist doch klar. Gibt es eine bessere Tarnung für einen Ausputzer, als sich hierhin zurückzuziehen?«
»Vermutlich nicht.«
»Eben. Hier vermutet ihn niemand. In dieser Gegend kennt man Mörder oder Killer nur vom Bildschirm her. Da wird sich keiner vorstellen können, dass eine derartige Gestalt mitten zwischen ihnen lebt. Perfekter geht es nicht.«
Suko widersprach mir nicht. Er war der gleichen Ansicht. Dieses Neubaugebiet bildete eine kleine Insel im nordwestlichen London. Der große Verkehr lief daran vorbei, und wir waren auch in eine neue Stichstraße eingebogen.
Das Haus der Hurlands stand zusammen mit anderen, fast identischen Bauten in einer Reihe. Wie die anderen Häuser ebenfalls hatte es einen kleinen Vorgarten, es gab einen Stellplatz für das Auto, das wir auch sahen, und wir sahen ferner, dass
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