Dracyr – Das Herz der Schatten
Du gehörst in ein Bett und vorher⦠«
Er legte seine Hand auf ihre Lippen. Sein Blick war ernst, aber er versuchte zu lächeln, obwohl sie sehen konnte, dass es ihm wehtat. » Noctyria ist die beste Medizin für mich « , sagte er leise. » Bring mich zu ihr, bitte. «
Kay erkannte, dass jeder Widerspruch umsonst sein würde. Sie nickte und half Damian, sich aus der Höhle zu schleppen.
» Warum war er so zornig? « , fragte sie und legte ihren Arm stützend um seine Taille. » Warum hat er dich und mich geschlagen? «
Damian atmete zischend ein. » Wir haben etwas getan, was wir nicht durften « , erwiderte er stockend. » Das Feuer⦠wir haben uns⦠es ist Dracerkraft, Dracerfeuer, das wir geteilt haben. « Er schüttelte den Kopf und Kay bedrängte ihn angesichts seiner offenkundigen Schwäche nicht weiter.
Am Eingang zu den Nestern wartete Sam auf sie, immer noch finster dreinblickend. Seine Miene wurde weicher, als er Kay und Damian erblickte, aber der ohnmächtige Zorn in seinen Augen vertiefte sich. » Komm « , sagte er mit gepresster Stimme und half Kay, Damian zu stützen. » Zu Noctyria? «
Damian nickte.
Kay stolperte neben den Männern her. » Sag ihm, dass er das Manöver nicht leiten kann « , rief sie Sam zu. Der Pferchwächter knurrte wortlos. » Sag es ihm, Sam « , wiederholte sie. » Auf mich hört er nicht. «
» Seine Lordschaft hat den Befehl erteilt, dass die Ãbung heute Abend wie geplant stattfindet « , sagte Sam. » Bis dahin muss Damian bereit sein. «
Kay sah ihn, dann Damian sprachlos an. Beide Männer blickten starr geradeaus. » Ihr seid wahnsinnig « , sagte sie.
» Niemand widersetzt sich einem Befehl seiner Lordschaft « , erwiderte Sam, und seine Stimme knarrte vor Zorn. » Niemand, der den nächsten Tag noch erleben möchte. «
Kay presste die Lippen aufeinander und half Sam, Damian durch den Eingang in Noctyrias Nest zu bugsieren. Das unterdrückte Stöhnen, das Damian ausstieÃ, schnitt ihr ins Herz.
Als ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie die Schüssel mit Wasser, den Salbentiegel, die Bandagen und Tücher, die dort bereitgelegt waren. Sam half Damian, sich neben Noctyria niederzulegen, und begann schweigend damit, ihn aus seinen zerfetzten Kleidern zu schälen.
Die Wyvern hatte Kay mit einem Blick begrüÃt, der ihr Inneres mit Wärme erfüllte, aber nun senkte sie den Kopf und schenkte ihre Aufmerksamkeit nur Damian. Der hob sein Gesicht, als bade er es im Licht der Draceraugen.
Kay half Sam, der offensichtlich Ãbung darin besaÃ, Wunden wie diese zu verarzten. Sie schnitt Streifen von den Bandagen ab, tränkte Tücher, wechselte das blutige Wasser in der Schüssel gegen sauberes aus einem Eimer, kämpfte mit den Tränen. Sie sah zu, wie Sam den verletzten Arm abtastete. » Nicht gebrochen « , sagte er. » Ich werde ihn aber trotzdem bandagieren, Junge. Was sagt deine Schulter? « Seine groben Finger glitten erstaunlich behutsam über das Gelenk. Damian verzog das Gesicht.
Die Salbe, die Sam auf der geprellten Schulter verteilte, roch scharf, aber nicht unangenehm. Kay konnte nichts mehr tun, als sich neben Noctyria zu hocken und einen Moment lang der Schwäche nachzugeben, die sie überfiel. Lord Harrynkar wusste, wer sie warâ wahrscheinlich schon lange. Und Damian? Er war nicht überrascht gewesen, also hatte auch er Bescheid gewusst. Und er hatte vollkommene Sicherheit ausgestrahlt, dass Kay weder ihm noch seinem Vater gefährlich werden würde. Kay schauderte und biss sich auf den Daumen.
» Kay? « , hörte sie Damians Stimme. Er klang nuschelig, als wäre er betrunken oder vollkommen erschöpft. » Alles in Ordnung? «
Sie sah ihn an. Sam hatte seine Arbeit beendet und legte nun behutsam wie eine Mutter eine Decke über Damian, der ausgestreckt dicht an Noctyrias Seite lag. Sie hatte ihren Flügel etwas angehoben, um Sam Platz zu lassen, verdrehte den Hals und fixierte Damian weiter mit ihrem intensiven Blick.
» Es geht mir gut « , log Kay. » Ruh dich aus. Wir reden später. «
Er nickte schwach und schloss die Augen. Sam erhob sich mit knackenden Knien und trat zurück, damit Noctyria ihren Flügel über Damian breiten konnte.
Kay atmete zitternd aus und lieà sich von Sam aufhelfen. Der Pferchwächter
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