Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
Vom Netzwerk:
Teufel? « , fragte sie.
    Er wandte den Blick ab und begann damit, Bandagen aufzurollen. » Ich hatte keine große Auswahl « , sagte er. » Entweder Dracyrfutter oder Dracyrhüter. « Er zuckte die Achseln. » Habe mich fürs Leben entschieden. Verdammter, ehrloser Feigling, hm? «
    Er log. Sie konnte es fühlen, hören, riechen schmecken, dass er sie anlog. Aber sie war zu verwirrt und zu erschöpft, um nachzufragen. Sie nickte nur und ging.

    Gormydas empfing sie wie ein einladendes, weiches Bett, ein warmes Schaumbad, ein paar liebevolle Arme, der Kuss einer Mutter. Sie spürte die Anspannung mit einem Schlag aus ihren Gliedern weichen und kuschelte sich dankbar unter seinen Flügel an seinen warmen Leib.
    Dann begann sie, alles Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen. Gormydas hatte alles miterlebt, aber sie musste es mehr sich selbst als ihm noch einmal vor Augen führen. Während sie das tat, wurden ihre Augenlider schwer und sie sank in einen Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen. Die tote Königin sah sie an und hinter ihren Röcken verbargen sich zwei goldblonde Kinder, ein Mädchen und ein Junge. Beide hatten das offene Lächeln der Mutter, das Mädchen strahlte sie aus kornblumenblauen Augen an, die Augen des Jungen waren so zartblau und hell wie der Frühlingshimmel. Kay bemerkte, dass sie zu weinen begonnen hatte, und sank tiefer in den Dämmerschlaf. Sie ließ zu, dass Gormydas sie in sein Wesen einhüllte wie in eine dicke, warme Daunendecke.
    Sie flogen durch einen schwarzen, von Blitzen erhellten Himmel. Schroffe Gipfel zerteilten den Horizont, unter ihnen zog eine unwirtlich zerklüftete, schwarzgebrannte, von roten Lavaströmen durchzogene Landschaft vorbei. So hatte Kay sich immer die Hölle vorgestellt.
    Sie flogen lange, ohne dass die tote Landschaft sich veränderte. Kein Baum und nichts Grünes, keine Dörfer und Städte, kein Mensch und kein anderes Lebewesen belebten die Szenerie.
    Wo sind wir?, fragte Kay stumm.
    Zu Hause, antwortete Gormydas. Sieh, dort sind die anderen.
    Kay blickte zum Horizont und erkannte die geflügelten Silhouetten, die von Blitzen beleuchtet durch den sturmzerrissenen Himmel flogen. Die Neun, dachte sie. Vorneweg flog Noctyria, Kay hätte sie unter Hunderten anderer Dracyr erkannt. Schräg hinter ihr flogen Beldowar und Glysaferia, dann folgten Dandalon und Migaryas und den Schluss bildeten Palemyon, Rystadin und Valedanys. Die Edelsteinfarben ihrer Schuppenhäute schimmerten im rötlichen Widerschein der Lavaglut und im eisblauen Licht der Blitze. Gormydas nahm Kurs auf die Gruppe und näherte sich ihnen mit kraftvollen Flügelschlägen.
    Wo sind die Reiter?, dachte Kay, aber der Gedanke zerfaserte im gleichen Moment zu Nebel.
    Gormydas schloss auf und fügte sich in die Formation ein, dicht neben Beldowar, ein Stück hinter Glysaferia. Sie flogen eine lange Zeit in wunderbarem Einklang, und Kay dachte Dracyrgedanken, die wie eine endlose Melodie den Flug begleiteten. Die Gedanken der anderen Dracyr waren bei ihr, schützten und wärmten sie und ließen sie jede Bewegung wie ihre eigene spüren. Die Formation flog wie ein einzelner Körper, nicht mehr wie neun verschiedene Individuen, und die Landschaft in ihrer düsteren Schönheit erwärmte ihr Herz und ließ ihre Sinne zur Ruhe kommen.
    So flogen wir, bevor die kamen, die uns die Freiheit genommen haben. Der Flug gewann an Geschwindigkeit und Höhe. Sterne blitzten durch die schnell dahinziehenden Wolken. Dies war unsere Welt und niemand machte sie uns streitig.
    Die Luft wurde dünner, die Schwingen mussten schneller schlagen. Dann riss die Thermik und der vereinte Dracerkörper begann, dem Boden entgegenzustürzen. Die Luft sauste an den Körpern vorbei, riss und rüttelte an ihnen wie ein lebendiges Wesen. Die Flügel eng angelegt, die Hälse vorgestreckt, fielen die Dracyr wie Steine, schneller und schneller.
    Kay hatte keine Angst. Sie schloss die Nickhäute gegen den scharfen Wind und atmete durch die seitlichen Öffnungen. Ihr Herz schlug schnell und die Muskeln zitterten vor Anstrengung.
    Lautlos ertönte ein Kommando und die Dracyr breiteten ihre Flügel aus. Die Schwerkraft wollte sie zerreißen und zerquetschen, aber starke Muskeln und die feste Panzerung trotzten der Gewalt der Erdanziehung. Mit einem Brüllen, begleitet von Flammen, die aus Nüstern

Weitere Kostenlose Bücher