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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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und Rachen stießen, zog die Formation in einer engen Kurve wieder hoch, so dicht über dem Boden, dass Staub, flüssige Lava und Steine in die Luft gerissen wurden.
    Wieder ein Kommando und die Formation ging in einen stetigen Gleitflug über. Das Glück über das gelungene Manöver sprudelte in Kay auf und machte sich in einem lang gezogenen Schrei Luft, der von den anderen acht aufgenommen wurde.
    Ein riesiger Schatten zog über den Himmel und verdüsterte den Flug der Neun. Die Kälte, die in Kays Knochen sickerte, spürte sie auch in den anderen Dracyr. Kälte, die die Flügelschläge träger werden, die Muskeln erstarren und den Geist frösteln ließ. Sie blickte empor und erkannte den Dracer, der in tödlicher Stille über den Himmel glitt. Sie sah seine mächtigen, gezackten Flügel und die rote Glut seiner Augen, die als einzige Farbe die tiefe Schwärze seines Körpers unterbrachen. Das Licht der lautlos über den Himmel zuckenden Blitze riss seine Silhouette aus der Dunkelheit und ließ die Kanten seiner Schuppen bläulich glitzern.
    Paindal. Der riesige, düstere Dracerlord. Seine Anwesenheit ließ die Neun zu verängstigten Nestlingen werden. Kay spürte ihre Furcht, die wie Blei in ihre Knochen floss. Wenn Paindal erschien, erlosch jede Freude und die Welt war eiskalt und voller scharfer Kanten. Mit einem Mal war Kay so erschöpft, als trüge sie das Gewicht einer ganzen Welt auf ihren Schultern. Sie stöhnte und ihr Stöhnen fand sein Echo in den anderen Dracyr. Dort oben flog der Vernichter, der sie alle unter seinen Willen gezwungen hatte. Die Freiheit zerschellte an seiner Macht und seinem Willen. Er war das Gefängnis und die Mauer, der Kerker und die Fessel. Wo er war, herrschten Dunkelheit und Kälte. Die Wände des Pferchs schlossen sich um sie, Paindals Macht fesselte sie an den Boden, als trüge sie schwere Ketten, und schloss sie unbarmherzig in Finsternis und Enge ein.
    Kay erwachte mit einem Schrei, der in Gormydas’ Geist widerhallte. Ein Ruck durchfuhr sie, als wäre sie aus der Höhe auf den Boden gefallen und durch den Sturz erwacht. Ihr eigener Schrei kehrte wie ein Echo aus Gormydas’ Innerem zu ihr zurück und brachte sie zum Erzittern. Sie setzte sich auf und zwang sich, tief und ruhig zu atmen. Es war nichts geschehen. Sie hockte sicher und warm an der Seite ihres Dracer, alles war nur ein Traum gewesen.
    Das sagte sie sich wieder und wieder, während sie mit der Furcht kämpfte, die ihr Herz so unbarmherzig umklammert hielt, dass es zu zerspringen drohte. Gormydas umgab sie mit seiner warmen, tröstlichen Persönlichkeit, aber auch er schien über irgendetwas zutiefst beunruhigt und verschreckt zu sein.
    Es war finster im Nest, nur die Öffnung zum Pferch schimmerte in einem etwas helleren Grau durch das Licht, das Tag und Nacht im Hauptraum brannte. Dann verdunkelte sich der Eingang und sie hörte jemanden eintreten. Ehe sie etwas sagen konnte, legten sich Arme um sie, zogen sie an einen warmen Körper, der nach Dracer und herben Kräutern roch, berührten Lippen ihre Wange, streichelte eine Hand ihr Haar. » Du hast geschrien « , flüsterte Damian in ihr Ohr. » Was ist geschehen? «
    Â» Ich habe geträumt. « Kay klammerte sich an ihn und atmete seinen Duft, den sie inzwischen so sehr liebte. Als sie darunter den scharfen Salbengeruch wahrnahm, löste sie hastig ihren Griff und fragte: » Wieso bist du schon wieder auf den Beinen? «
    Er zog sie wieder eng an sich und küsste sie leidenschaftlich. » Ich brauche dich jetzt « , raunte er. » Lass mich nicht allein, Kay. Bitte. «
    Sein Flehen verblüffte sie so sehr, dass sie jeden Widerstand, jede Frage und jeden Protest vergaß. Sie überließ sich seinen Berührungen, die nicht nur körperlich waren, sondern auch auf der Ebene stattfanden, auf der sie und Gormydas verbunden waren– aber auch Noctyria und damit ebenfalls Damian. Die Empfindungen waren so intensiv, dass Kay zu brennen meinte. Das Feuer war stark und heiß, aber sie fürchtete sich nicht davor. Sie war über eine Landschaft aus Lava, Glut und Hitze geflogen, unter einem Himmel, der ewig schwarz war. Es gab nichts, was sie fürchten musste, so lange sie mit Damian und den Dracyr verbunden war. Nichts, außer…
    Damians Nähe vertrieb die Kälte, die aus ihrem Inneren steigen wollte. Kay

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