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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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verbrannt, und legte sich wieder auf den Rücken. Sein gequältes Gesicht war ein heller Flecken in der Dunkelheit. » Du verstehst nicht « , flüsterte er.
    Â» Nein « , erwiderte sie nicht minder kalt als er. » Das verstehe ich nicht. « Ihr Herz schlug bis in die Kehle.
    Â» Kay « , sagte er, und seine Stimme klang hilflos, » du bist die stärkste Dracyrreiterin, die ich kenne, außer… « Er vollendete den Satz nicht, fing noch einmal an. » Du weißt nicht, welche Schäden es in einem menschlichen Geist anrichtet, wenn er zu lange mit einem Dracerbewusstsein verbunden ist. « Sein Blick suchte ihren. » Sieh dir deine Freunde an. Branwen und Morgan sind die beiden besten Schüler, die ich habe. Beide schaffen es ohne große Beeinträchtigung, zwei Tage und eine Nacht mit ihrem Dracer verbunden zu bleiben. Danach sind sie desorientiert und erschöpft und benötigen eine lange Ruheperiode. « Er hob sich auf die Ellbogen, ohne sie aus seinem Blick zu entlassen. » Die anderen, Corena, Neirin, Esbeth: Sie schaffen einen Ritt von drei oder vier Stunden. Eine Mission wie die letzte bringt sie an den Rand ihrer Kräfte, du hast sie erlebt. Sie sind danach wie von Sinnen– und dabei haben sie ihre Dracyr körperlich, nicht allein mit dem Geist gelenkt. « Er beugte sich vor und sah sie eindringlich an. » Du hast nicht miterlebt, was geschieht, wenn ein Reiter zu lange mit seinem Dracer vereint ist. Er verliert den Verstand, Kay. Unweigerlich. «
    Kay begann zu frieren. Sie schlang die Arme um sich, um das Zittern zu dämpfen. » Unweigerlich « , wiederholte sie tonlos. » Und wie lange… «
    Er griff nach ihren Händen. Sie sah, wie er nach Worten suchte. » Ich… « , sagte er schließlich, » ich war… mein Vater hat mich gezwungen, zwei Monate mit Noctyria im Rapport zu bleiben. Er wollte prüfen, ob ich seiner würdig bin. «
    Kay riss die Augen auf. Die Qual in seiner Stimme, der Schmerz auf seinem Gesicht, das Gefühl, dass er vor ihren Augen in Stücke zu brechen schien, verschlugen ihr den Atem. Er holte tief und schluchzend Luft und fuhr fort: » Zwei Monate, Kay. Ich habe nach zwei Wochen geglaubt, Noctyria wäre meine Mutter. Ich habe nachts nach ihr gerufen und geweint, weil sie nicht an mein Bett kam… «
    Kay packte seine Hand und achtete nicht darauf, dass ihr fester Griff ihm wehtun musste. » Du hast… wie alt warst du? «
    Â» Sieben. Acht. Ich weiß es nicht mehr. «
    Kay wurde schwarz vor Augen. Sie glaubte, an ihrem Zorn zu ersticken. Wie konnte dieser Unhold, dieser Teufel in Menschengestalt das einem kleinen Jungen, seinem eigenen Sohn, antun?
    Â» Und deine Mutter? « , fragte sie gepresst. » Hat sie das alles tatenlos mitangesehen? «
    Er wandte den Blick ab. » Ich kann mich an meine Mutter nicht erinnern « , sagte er tonlos. » Sie starb, bevor ich sie kennenlernen konnte. «
    Kay zog ihn in eine feste Umarmung und murmelte sinnlose tröstende Silben. Er lag reglos an ihrer Brust, seine Stirn ruhte auf ihrer Schulter. Nach einer Weile richtete er sich auf und seine Augen waren dunkel und tränenlos. » Du musst mich nicht bedauern « , sagte er. » Ich habe es gemeistert, und es hat mich stärker gemacht, genau, wie er es wollte. «
    Kay fluchte. Dann rieb sie sich über die Augen. » Also gut « , sagte sie, um Fassung bemüht. » Du sagst also, ich müsse aufpassen. Worauf muss ich achten? «
    Jetzt war er es, der sie umarmte. Er hielt sie fest und sah ihr in die Augen. » Du wirst es als Druck spüren. Vielleicht auch wie ein ständiges, unterschwelliges Geräusch, ein Murmeln oder Flüstern. Es kann auch sein, dass du glaubst, Dinge am Rande deines Blickfeldes zu sehen, die sich bewegen. Wenn es beginnt, wird es dir womöglich gar nicht auffallen und du wirst dich daran gewöhnt haben, wenn es zunimmt. Das ist die Gefahr daran. Dass man gar nicht bemerkt, wie der eigene Geist langsam in den Wahnsinn gleitet. «
    Kay schauderte. » Und Gorm? « , fragte sie verzagt. » Kann es ihm ebenfalls schaden? Wie wird es ihn beeinträchtigen? «
    Damian schüttelte den Kopf. » Sie sind stärker als wir « , sagte er zu Kays Verblüffung. » Viel stärker. «
    Kay dachte an den glimmenden Blick des Dracyrmeisters. Sie holte scharf Luft. » Dein Vater? «
    Damian

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