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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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» Eure Lordschaft haben nach mir rufen lassen. «
    Damian lehnte entspannt in einem großen Sessel neben einem der Fenster. Er hatte die Beine ausgestreckt und spielte mit einer dünnen, gefährlich aussehenden Gerte. Kays Mund wurde trocken. Sie zwang sich, die Hände nicht in ihre Schürze zu krallen und Lord Damian ins Gesicht zu sehen. Unter seinen Augen, die sie eishell und kalt wie Wintersterne musterten, lagen dunkle Schatten, und die rote Strieme auf seiner Wange leuchtete wie Feuer. Er trug schwarze Kleidung, die sein weißes Haar, das offen auf seine Schultern fiel, leuchten ließ wie mondbeschienenen Schnee.
    Kay räusperte sich mehrmals und wartete, dass er etwas tat oder sagte, aber er ließ sich Zeit. Die Gerte tippte gegen seine weichen Lederstiefel, sein Zeigefinger verdeckte seine Lippen.
    Â» Erzähle mir von dir, Karolyn Donne « , sagte er nach einer Weile.
    Â» Was wollt Ihr wissen, Eure Lordschaft? «
    Er beugte sich ein wenig vor. Die Gerte zog vor ihrem Gesicht kleine Kreise durch die Luft. Kay atmete zitternd ein. Die Spitze der Gerte berührte ihre Wange, sacht, beinahe wie eine Liebkosung.
    Â» Erzähl mir alles « , sagte er. » Wo kommst du her? Wer sind deine Eltern? «
    Kay begann stockend, die Geschichte zu erzählen, die sie sich zurechtgelegt hatte, eine Mischung aus Wahrheit und Erfindung. Das Nonnenkloster, der Hof der Tante– in ihrer Version kein Gut, sondern eine schlichte Bauernkate, der Wunsch, eine Anstellung in der Stadt und einen Bräutigam zu finden…
    Der junge Lord lauschte ohne erkennbare Gemütsregung, ohne Anteilnahme, ohne Interesse. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, ihren Körper, glitt gelegentlich zum Fenster, als sei er es müde, sie anzusehen.
    Â» Es reicht « , sagte er und unterbrach sie mitten im Satz. » Du willst mir erzählen, dass du ein Bauernkind bist, wenn auch von Nonnen erzogen, also nicht völlig ohne Bildung, und nur zur Bräutigamschau hier in der Burg? «
    Kay suchte nach einer Falle in seiner Frage, fand sie nicht und nickte zögernd.
    Damians Hand schoss vor, die Gerte zischte an ihrem Ohr vorbei und berührte singend ihre Schulter. Kay zuckte in Erwartung des scharfen Schmerzes zusammen, aber er blieb aus. Die Berührung war federleicht. Sie atmete keuchend ein.
    Â» Karolyn Donne « , sagte Damian mit seidenweicher Stimme, » erzähle mir, wie eine Bauernfamilie eine wohlerzogene Schönheit wie dich hervorbringen kann. «
    Kay stotterte, fasste sich und antwortete: » Meine Mutter war keine Bäuerin, Eure Lordschaft. « Sie erwiderte seinen Blick mit steigendem Trotz und darunter lauernder Angst. Was wollte er von ihr? Wenn er sie bestrafen wollte, auspeitschen oder Schlimmeres– warum fragte er sie aus? Hatte sie sich durch etwas verraten?
    Wieder pfiff die Gerte durch die Luft, berührte ihre andere Schulter. » Eine Dame von Familie? « , fragte er.
    Kay nickte verkniffen. » Die Forsythes aus Havenstone « , sagte sie. Weit genug weg von der Hauptstadt, um eine nicht existente Adelsfamilie erfinden zu können.
    Sein Blick war starr auf sie gerichtet. » Woher wusstest du von Gormandels Unfall? «
    Die Frage, so beiläufig und kühl gestellt, verschlug ihr den Atem. » Ich… « , stammelte sie, » ich… weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Mylord. «
    Wieder zischte die Gerte durch die Luft, und dieses Mal traf sie Kays Oberarm, scharf und beißend. Sie schrie auf und sprang zurück.
    Â» Woher wusstest du von Gormandels Unfall? « Erbarmungslos stellte er die selbe Frage. Er hatte sich in einer fließenden Bewegung erhoben, und nun hielt er auch in der linken Hand eine Peitsche, diese allerdings mit einem langen, schmalen Lederriemen. Kay starrte sie an. Die Stelle, an der die Gerte sie getroffen hatte, brannte wie Feuer.
    Â» Ich weiß nichts, Mylord « , sagte sie und hob schützend die Hände vor ihr Gesicht. Er sollte sie nicht dort treffen, um der Heiligen Brigid willen, sie wollte nicht so eine Wunde, wie er sie im Gesicht trug!
    Die Lederpeitsche pfiff auf sie zu, und Kay versuchte, ihr auszuweichen, aber umsonst. Es knallte dicht vor ihrem Gesicht und der Riemen wickelte sich um ihre Handgelenke. Sie schrie auf und wehrte sich gegen den Zug, den Damian ausübte, aber der Lederriemen hatte sich fest um ihre Arme gewickelt und fesselte ihre Hände.
    Â» Woher weißt du

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