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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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betrachtete seine Stiefel, die sie mittlerweile bestens zu kennen glaubte. » Ich putze. «
    Er gab einen erstickten Laut von sich, der wie eine Mischung aus Lachen und missbilligendem Räuspern klang. » Sieh mich an « , forderte er. Der Druck seiner Finger um ihren Arm verstärkte sich schmerzhaft. Kay biss die Zähne zusammen und hob den Kopf. Sie sah in sein Gesicht und riss die Augen auf. » Wer hat Euch das angetan? « , fragte sie unwillkürlich, von Mitgefühl überwältigt.
    Er erwiderte ihren Blick reglos. Seine Wange war vor Kurzem brutal aufgerissen worden, vom Winkel seines Auges bis zum Kinn zog sich eine blutrote Narbe, die sich hässlich von seiner glatten Haut abhob. Kay fürchtete sich vor ihm, und sie wusste, dass sie ihm als dem Sohn ihres Erzfeindes eigentlich nur Hass entgegenbringen sollte, aber jetzt verspürte sie nur Mitleid.
    Der kühle Silberton seiner Augen verdunkelte sich, während er ihren Blick erwiderte. Für einen atemlosen Moment erhaschte Kay einen Blick auf Gefühle, die Damian sonst eisern verborgen hielt. Verlassenheit sprach aus seiner Miene, eine so tiefe und trostlose Einsamkeit, dass es sie schüttelte. Seine Lippen öffneten sich, in seinen Augen stand eine wilde, sehnsüchtige Frage, wortlos, voller Trauer und Hoffnungslosigkeit…
    Eins der Mädchen lachte schrill auf und der Blickkontakt riss. » Du lässt dir von einer Bediensteten eine derart vertrauliche Anrede gefallen, Damian? Das hätte ich nie von dir gedacht. «
    Er hob den Kopf, die Lippen arrogant verzogen. Die kalte Maske saß wieder fest und fugenlos auf seinem Gesicht. » Halt den Mund, Esbeth « , sagte er leise und scharf. Das blonde Mädchen verstummte und warf Kay einen mörderischen Blick zu.
    Wieder wandte er sich Kay zu, aber jetzt war sein Ausdruck verschlossen und herrisch. » Warum hat dich unser Gespräch so erschreckt? « , fragte er. » Weißt du etwas, das du vor uns verbirgst? «
    Kay schüttelte heftig den Kopf. » Ich weiß nicht, worüber Ihr gesprochen habt, ich habe nicht gelauscht « , sagte sie. » Um Vergebung, Eure Lordschaft. Ich habe mich über eine… es war eine… eine Ratte. Dort in der Ecke. « Sie deutete auf den Schrank, an dem sie herumpoliert hatte.
    Sein Blick folgte ihrem Fingerzeig nicht, sondern blieb unverwandt auf ihrem Gesicht. Er wusste, dass sie log, das konnte sie spüren. » So, eine Ratte « , sagte er. » Nun, dann sollten wir den Kammerjäger bitten, eine Katze hierher zu bringen, richtig? «
    Kay nickte und erwiderte seinen Blick mit der allergrößten Aufrichtigkeit. Er schnaubte leise und ein ironisches Lächeln lag auf seinen Lippen. » So bitte ich dich, das in meinem Auftrag zu erledigen, Karolyn Donne. Eil dich, dass uns das gefährliche Biest nicht entkommt. «
    Â» Danke, Eure Lordschaft « , sagte sie und knickste flüchtig. » Ich darf mich entfernen? «
    Â» Lauf, Mädchen « , sagte er gleichgültig und wandte sich ab.

    Sie war bald mit dem großen Aufenthaltsraum fertig und dachte schon mit Sehnsucht an eine Pause, etwas zu essen, die Gelegenheit, sich Schweiß und Staub abzuwaschen. Heute hatte sie einen späten Einsatz in der Nachtschicht. Sie sollte die Zeit bis dahin nicht nur nutzen, um sich auszuruhen, sondern auch darüber nachdenken, was sie belauscht hatte und was es bedeuten mochte.
    Sie kehrte von der Pumpe im Hof zurück, an der sie sich Gesicht und Hände gewaschen hatte, und flocht im Gehen ihr Haar zu einem losen Zopf. Eins der Küchenmädchen blickte aus dem Hoffenster und winkte ihr zu. » Kay, komm schnell, die Mamsell sucht nach dir! «
    Kay flüsterte eine Verwünschung. Nicht noch mehr Arbeit, die schnell erledigt werden musste und ihr Zeit von ihrer ohnehin knapp bemessenen Pause stahl.
    Â» Karolyn « , empfing sie die Mamsell, als sie den Dienstbotentrakt betrat. » Wie siehst du aus? Was hast du mit deinen Kleidern angestellt? Warum ist dein Haar nicht hochgesteckt? Zeig mir deine Hände. Zieh dich um, schnell. Seine Lordschaft hat nach dir verlangt. «
    Kays Knie wurden weich. » Sei…seine Lordschaft? « , stammelte sie, während die Haushälterin die Haken und Verschnürungen ihres Oberteils löste und gleichzeitig einem der Mädchen Kommandos zurief: » Kamm, Bürste, Haarnadeln, eine neue Garnitur Wäsche, aber flott,

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