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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Geruch von heißem Metall und Blut. Ein Lufthauch, heiß wie Ofenglut. Sie schauderte.
    Der Junge schlang die Arme um den Leib. » Dracer « , sagte er heiser. » Ich bin dein Herr. «
    Kay hätte beinahe aufgelacht, wenn sie nicht so überwältigt gewesen wäre von der Präsenz, die den riesigen Höhlenraum ausfüllte. Es war nicht die körperliche Größe des Dracer, die sie zu einem winzigen Wurm zu degradieren drohte. Er war groß, ja, erschreckend groß sogar. Sie hatte Dracyr über der Stadt gesehen, wie sie über der Burg kreisten. Das hatte sie nicht darauf vorbereitet, wie riesig so ein Wesen aus der Nähe betrachtet war. Aber noch mehr beeindruckte sie die geistige Kraft, die der Dracer ausstrahlte. Sie holte zitternd Luft. Die Dracerpräsenz presste ihr das Gehirn aus dem Schädel, so fühlte es sich an. Ihre Augen schmerzten von dem Druck.
    Â» Dracer! Ich bin dein Herr! « , wiederholte der Junge beherzt, obwohl seine Stimme zitterte. Er trat vor und reckte sich zu seiner vollen Größe, was angesichts des riesigen Dracerleibs einfach nur lächerlich aussah.
    Der blaue Dracer senkte den Kopf. Jetzt erst sah Kay seine Augen. Man sollte ihnen nicht in die Augen sehen, warnte ein winziges Stimmchen. Kay konnte ihren Blick nicht lösen. Tiefes, flüssiges Sonnenuntergangsgold. Eine geschlitzte Pupille, in deren Tiefe Sterne zu flimmern schienen. Sie seufzte und machte einen Schritt nach vorne. Wann hatte der Dracyrlord sie freigegeben? Sie hatte es nicht bemerkt. In ihr war kein Platz mehr für seine magische Gewalt. In ihr war… Dracer.
    Was willst du, Knabe?
    Die Stimme, Honig und Bernstein, süß und tief, ein Gong, der widerhallte, summte, dröhnte, in die Knie zwang.
    Kay blinzelte die aufschießenden Tränen fort und richtete sich aus der knienden Haltung auf, in die die Stimme sie gezwungen hatte.
    Der Junge lag zitternd vor dem Dracer auf dem Boden. Der riesige blaue Kopf neigte sich zu ihm, ein Funkenschauer ließ kleine Glutnester auf seinen Kleidern entstehen, es roch nach verschmortem Haar. Sie sah die Glut um seine Nüstern tanzen und wusste, dass er mit dem nächsten Atemzug den Jungen zu Asche verbrennen würde.
    Â» Halt ein « , sagte Kay. Sie sagte es leise, fast zu sich selbst, aber der Dracer hörte sie dennoch. Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen.
    Sonnenfeuer. Heißes, versengendes, tödliches Feuer. Vulkanlava, dunkelrot, sich schlangenhaft bewegend unter geschmolzenem Gestein. Hitze, alles versengend.
    Aber auch tiefes, kaltes Wasser. Nachtschatten, eisiger Wind, blau strahlendes Eis. Kälte. Alles verzehrende, erstarrende, tödliche Kälte.
    Ich habe dich gerufen. Ich heiße dich willkommen. Komm zu mir. Du kennst meinen Namen.
    Kay. Karolyn Devrillan, Tochter, Schwester, Cousine, Nichte … nichts mehr davon. Menschendinge. Gormydas. Mitternachtsdracer. Gormydas, Bruder von Gormandel, zerschmettert unter dem Himmel, den sie beherrschen sollte. Trauer und Tod. Rache und Zorn. Kay, Tochter von Morran, Schwester von Bradan, gestorben durch die Hand des Teufels. Zorn. Trauer und Rache. Tod.
    Feuer. Sonnenfeuer, Dracyrfeuer, Vulkanglut, Sternenlicht. Eine Stimme, süß wie Honig, schmelzend und voller Glut, schmeichelnd und sanft, kraftvoll und schmetternd, ein Liebeslied, ein Triumphgesang. Einstimmen, Verflechten, Ineinandertauchen, Verschmelzen.
    Der Junge, ein Stolperstein im Weg, ein Hindernis. Der Schlag mit dem gezackten Schweif, beiläufig. Schmetterte den Knaben gegen die Wand, ließ ihn dort zusammensacken, blutig, besinnungslos, ohne einen Laut.
    Schreie. Schritte, knallende Peitschen. Jemand griff nach ihrem Arm, ihrer Schulter, sie schüttelte ihn ab. Eine beiläufige Bewegung, die den Mann dennoch mehrere Schritte zurücktaumeln und gegen einen anderen stoßen ließ. Kay ging noch einen Schritt auf die Augen zu, die sie lockten, die Stimme, die sie rief.
    Sonnenfeuer trifft auf mitternachtsblaue Augen. Schwarze Haare, die sich aus dem Zopf lösen und bis zur Hüfte herabfallen. Eine Hand, lang und schmal, aber seltsam zierlich gegen die großen Nüstern, die sie berührt. Die Hitze versengt sie nicht. Funken stieben durch ihre Finger und prasseln auf ihren Arm. Sie hat den Umhang abgeworfen wie eine lästige Schuppenhaut. Sie möchte die Kleider abstreifen, alles fühlt sich falsch und seltsam an. Sie reckt ihre Schultern, zuckt mit

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