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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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habe ich ihm auch schon gesagt. Er hat etwas zu trinken bekommen und wartet jetzt auf seine Instruktionen. « Eine kurze Pause, dann der Zusatz: » Sollte er nicht ein wenig ausruhen, bevor er ans Werk geht? Er ist unerfahren, Vater. Das wäre selbst für einen erfahrenen Reiter eine zu schwere Aufgabe, wenn er nicht vorher… «
    Â» Schweig « , unterbrach ihn der andere. Es lag kein Zorn in seinem Ausruf, nur kalte Sicherheit. » Wir haben keine Zeit für Zimperlichkeiten. Er schafft es oder er stirbt bei dem Versuch. Jetzt. «
    Die Stimmen waren so nah, dass Kay nur den Blick hätte heben müssen, um die Sprecher zu sehen, aber sie verharrte reglos und starrte weiter auf den Boden.
    Â» Wer ist das? « , fragte der jüngere Sprecher.
    Â» Der Jungwarner braucht lebendige Nahrung, wenn er seinen Reiter akzeptiert hat « , erwiderte der Ältere. » Ich habe dafür gesorgt, dass frisches Fleisch bereitsteht. «
    Â» Gut. « Der Jüngere wandte sich gleichgültig ab. Seine Stimme entfernte sich. » Wir sollten den Pferch öffnen, sobald Gwilim bereit ist. Ich möchte gerne dabei sein. «
    Â» Das ist zu gefährlich, mein Sohn. Du wirst dich mit mir hinter der Absperrung aufhalten, wir können von dort aus beobachten, was vor sich geht. «
    Â» Wenn er es nicht schafft, können wir nicht… «
    Â» Wenn er es nicht schafft, kann es niemand « , fuhr der Ältere ihm erneut in die Parade. Kay erkannte die Stimmen nun und wunderte sich, dass sie so lange dafür gebraucht hatte. Ihre trägen Gedanken schoben den Namen vor sich her. Lord Harrynkar. Der Teufel. Und Damian, sein Sohn.
    Â» Was wirst du dann beginnen, mit einem tobenden Jungwarner mitten im Pferch? «
    Â» Sein Fressen ist präpariert « , erwiderte der Dracyrlord. » Wenn Gwilim Stryder versagt, wird das Mädchen zu einem Giftköder. Ich habe alles vorbereitet, es kostet mich nicht mehr als ein Schnipsen meiner Finger. «
    Â» Es wäre tragisch, ihn so zu verlieren « , wandte Damian leise ein. » Er ist ein herrliches Wesen. Noctyrias Zuchtlinie… «
    Â» Ich weiß! « , fuhr der Dracyrmeister ihn an. » Nun schweig und jammere nicht herum wie ein altes Weib. «
    Stille kehrte ein. Kay ließ alle Gedanken fahren, obwohl Worte an ihr nagten wie eine gierige Rattenschar. Das Mädchen. Giftköder. Präpariert.
    Wieder das ledrige Flattern, das Geräusch von hornigen Schuppen, die über Horn rieben. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte, die Luft schien sich zu erwärmen. Tanzten dort Funken vor ihren Augen in der Luft?
    Wieder eine menschliche Stimme, jung, vor Angst zitternd. » Hier, Mylord? Bin ich hier am rechten Platz? «
    Jemand rief eine Antwort. Dann das Geräusch einer schweren, sich langsam schließenden Tür. Es hallte wie ferner Donner.
    Kay vernahm die leisen, unsicheren Schritte, dann erschien die Gestalt eines jungen Mannes, eher noch ein halbes Kind, in ihrem Blickfeld. Er blieb in ihrer Nähe stehen, schien sie aber nicht wahrzunehmen. Kay seufzte leise. Sie hätte ihn gerne angerufen, sich ihm bemerkbar gemacht, ihn mit ihrer Gesellschaft an diesem düsteren Ort voller Schatten getröstet– sich von ihm trösten lassen. Aber immer noch war sie nicht Herrin über ihre Stimme, ihre Glieder, ihre Wünsche und Gedanken. Sie regte unbehaglich die Schultern unter dem schweren Umhang. SEIN Wille hielt sie umklammert wie geschmiedetes Eisen. ER war in sie gedrungen, ER besaß ihren Leib und ihre Seele. Sie fühlte sich schmutzig und besudelt.
    Der Junge stand still in der Mitte des beleuchteten Areals. Sein Kopf drehte sich unablässig hin und her. Kay konnte seine großen, angstvoll geweiteten Augen unter dem wirren dunklen Schopf erkennen. Wie alt mochte er sein? Dreizehn oder vierzehn? Ungefähr so alt wie ihr Cousin Markus. Heimweh biss scharf in ihr Herz. Trauer. Was tat sie hier? Was machte der Junge dort, worauf warteten sie beide?
    Scharren und Klicken. Etwas schob sich durch den engen Durchgang, der gegenüber dem Eingangsportal lag. Das Fackellicht reichte gerade bis dorthin, aber es war zu schwach, um die Einzelheiten des Wesens zu zeigen, dass sich dort bewegte. Kay konnte ein blaues Schimmern erkennen, Eisblau, Königsvogelblau, Kornblumenblau, Schattenblau, Mitternachtsblau. Schmetterlingsflügel, Saphire, Amethyste, tiefes Wasser, Nordlicht. Der scharfe

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