Dracyr – Das Herz der Schatten
alles gelehrt hat, unter Schmerzen und Angst. Damian hasst ihn, aus ganzem, vollem Herzen und mit dem blutigen Geschmack der Furcht und des Schmerzes auf der Zunge.
Sein Lächeln erstirbt, als der Junge aus dem Haus hastet, die Frau und ein krummbeiniger kleiner Mann folgen ihm. Stryder und seine Eltern bleiben vor ihm stehen und sehen zu ihm auf. » Mylord, ich bin so weit « , sagt Gwilim Stryder und strafft seine Schultern.
Damian nickt ihm zu. » Du kannst dein Bündel an Dandalons Geschirr befestigen « , sagt er. » Sieh zu, dass es gut festgezurrt ist und die Flügel nicht behindert. « Er tritt beiseite und beobachtet den Jungen, wie er sich mit vorsichtigen Schritten dem Dracer nähert. Noctyria hebt träge den Kopf, den sie auf ihren mächtigen Vordertatzen abgelegt hat, und beobachtet Gwilim Stryder.
» Mylord, darf ich Euch stören? « , fragt der Vater. Damian wirft ihm einen Blick zu, der dem kleinen Mann alle Farbe aus dem Gesicht treibt.
» Später. Gedulde Er sich « , sagt Damian abweisend und wendet seine Aufmerksamkeit wieder dem Jungen zu, der sein schäbiges Bündel neben Dandalons Flanke absetzt und mit ungeschickten Fingern, aber erstaunlich furchtlos, die seitlichen Riemen löst. Dort sind Haken angebracht, an denen leichtes Gepäck befestigt werden kann. Er beobachtet, wie Gwilim sein Bündel verschnürt und festzurrt, dann das Geschirr und den Sitz des Sattels überprüft. Er zieht den Sattelgurt fest und schiebt seine Finger prüfend zwischen Leder und die empfindliche Stelle am Unterbauch, wo eine Nervenbahn durch den Gurt abgeklemmt werden kann. Damian nickt nachdenklich. Der Junge hat seine Lektion nicht vergessen und er hat geschickte Hände. Dandalon ist einmal zusammengezuckt, als eine der Schnallen aus Gwilims Händen glitt und gegen das Bein des Dracer schlug, aber das war keine groÃe Sache. Dafür hätte Sam ihm eine Kopfnuss verpasst und ihn zur Strafe das Geschirr neu anlegen lassen.
Gwilim schiebt die losen Enden in ihre Schlaufen und dreht sich zu Damian um. Der bedeutet ihm mit einem Kopfnicken, er möge warten, und wendet sich den Eltern des Jungen zu. » Ich nehme ihn jetzt mit mir. Ihr dürft euch verabschieden. «
Gwilims Vater sinkt ein wenig in sich zusammen. » Mylord « , sagt er leise und hält den Blick demütig gesenkt, » wann werden wir unseren Sohn wiedersehen? «
Damian überlegt, die Frage nicht zu beantworten, dann zuckt er die Achseln. » Ich denke nicht, dass ihr ihn wiedersehen werdet « , sagt er gleichgültig. » Er gehört ab jetzt zum Haushalt Lord Harrynkars. «
Die Frau erstickt ein Schluchzen in ihrer Schürze. Gwilim hört das Weinen seiner Mutter und blickt alarmiert auf. Sein Vater geht steifbeinig auf ihn zu, wagt es aber nicht, sich den Dracyr zu nähern. Gwilim stakst zu ihm, und die beiden stehen dicht voreinander, die Köpfe beinahe Wange an Wange. Stryder murmelt seinem Sohn einige Worte ins Ohr, streicht ihm über die Schulter, den Kopf, wendet sich dann um und winkt seine Frau zu sich. Die schleppt sich mit gesenktem Kopf zu den beiden Männern und alle drei umarmen sich.
Damian stöÃt ungeduldig Luft durch seine Nase. » Mach dich startklar, Tyria « , befiehlt er leise. » Dandalon? Corena, der Junge sitzt jetzt auf. «
Er sieht, wie der löwenzahnfarbene Dracer sich spannt. Er dreht den Kopf und sieht Damian an. Wir sollten fliegen, hört er Corena flüstern. Es wird bald dunkel und Dandalon fliegt nicht gerne in der Nacht.
Das stimmt. Noctyria liebt nächtliche Flüge, aber das ist im Allgemeinen nicht Dracyrart. Er klatscht kurz und scharf in die Hände. » Aufsitzen « , befiehlt er.
Gwilim reiÃt sich aus den Armen seiner Mutter, die schrill aufjammert. Sein Vater klopft ihm unbeholfen auf die Schulter, dann wendet er sich hastig ab und geht zum Haus zurück. Er will offensichtlich nicht dabei zusehen, wie sein Sohn auf einem Dracer sein altes Leben hinter sich lässt.
Damian erklimmt Noctyrias Rücken und setzt sich im Sattel zurecht. Er sieht Gwilim mit steigender Ungeduld dabei zu, wie er ungeschickt die Seilleiter emporhangelt, dabei beinahe seinen Stiefel verliert und endlich Hals über Kopf im Sattel landet. Mit hochrotem Gesicht und wirr abstehendem Haar sitzt er endlich aufrecht und hebt den Daumen in Richtung Damian.
» Schnall dich fest « , sagt der und
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