Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
mir auf. Ich wusste nicht, wie man Schutzgeister zeichnete. Jim hatte mir nur erzählt, dass es verschiedene Typen für unterschiedliche Zwecke gab. Ich blickte Nora mit meiner verschärften Sicht an und wollte ihr gestehen, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich das machen sollte. Aber etwas in ihrer Aura ließ mich schweigen. Sie sagte nichts, aber ihr Blick glitt immer wieder zu den Schutzgeistern, die sie gerufen hatte, und dann zu mir, als wollte sie mir etwas sagen.
Lächelnd trat ich zu der Palme und fuhr mit dem Finger das Muster des Schutzgeistes, der davorhing, nach.
„Schutz. Sehr gut“, sagte Nora. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu, ehe ich zum nächsten trat.
„Glück. Gut.“
Die Muster, die ich in die Luft zeichnete, blieben nicht wie Noras Schutzgeister im Raum - was wahrscheinlich etwas mit meiner Unerfahrenheit zu tun hatte -, sondern glühten funken- sprühend auf, bevor sie sich in nichts auflösten. Als ich den letzten nachgezeichnet hatte, fühlte ich mich wesentlich besser. Zwar durfte Nora mir bestimmt nicht offensichtlich helfen, aber sie hatte den Test von vorneherein so angelegt, dass ich ihn bewältigen konnte. Ich dankte den Sternen, dass sie und nicht Marvabelle das Ritual durchführte.
„Hervorragend“, sagte Nora, als ich fertig war und wieder vor sie trat. Wie immer empfand ich kurz ein schmerzliches Gefühl des Verlusts, als ich meinen Blick wieder auf normal stellte, aber mein geistiges Sehen kostete mich auch viel Kraft, und ich konnte es immer nur kurze Zeit durchhalten. „Jetzt sag mir bitte die Namen der acht Fürsten von Abbadon.“
Das war etwas, das ich konnte. Schließlich hatte ich all diese mittelalterlichen Texte nicht umsonst gelesen! „In alphabetischer Reihenfolge sind es Amaymon, Ariton, Asmodeus, Ashtaroth, Beelzebub, Oriens und Paymon.“
„Sehr gut. Und jetzt nenn mir drei Dämonen und die Dämonenfürsten, an die sie gebunden sind.“
Fast hätte ich laut gelacht. „Ilarax ist an Magoth gebunden, Bafamal an Ashtaroth und ... äh ... Effrijim an mich.“
„Das ist korrekt.“ Sie lächelte mich an. „Für den letzten Teil des Rituals musst du einen Kreis ziehen und schließen, mit dem du ein Wesen rufen könntest.“
„Mehr nicht?“, fragte ich erstaunt. „Ich muss den Kreis nur ziehen und schließen? Ich brauche keinen Dämon zu rufen oder so?“
„Nein. Anwärter auf Lehrstellen besitzen für gewöhnlich noch nicht die Erfahrung oder die Fähigkeiten, um eine so anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen.“
Na, einen Kreis konnte ich mit geschlossenen Augen ziehen. Vorsichtig kniete ich mich hin, nahm das Stück Kreide entgegen, das sie mir reichte, und zog einen Kreis von etwa einem halben Meter Durchmesser. Da ich weder Blut noch Asche oder Salz hatte, um den Kreis zu versiegeln, zog ich mir ein paar Haare aus und legte sie sorgfältig über die Stelle, wo der Kreis begann und endete. Dann erhob ich mich und rief die vier Himmelsrichtungen an, wodurch der Kreis von der sterblichen Welt auf die Anderswelt ausgedehnt wurde.
„So“, sagte ich und betrachtete mein Werk. „Das war es.“
„Ja. Und du hast es sehr, sehr gut gemacht. Mir haben vor allem die Peace-Zeichen gefallen, als du die Himmelsrichtungen angerufen hast. Einzigartig und faszinierend.“
Nora lächelte über meine kleine Improvisation. Sie löschte den Kreidekreis mit der Schuhspitze aus und drückte meinen Arm. „Schau nicht so besorgt drein, Aisling. Du hast das Ritual erfolgreich durchgeführt und hast sogar noch sieben Minuten Zeit. Ich werde das Komitee morgen früh entsprechend informieren. Es steht dir frei, dir einen Mentor zu suchen.“
„Gott sei Dank. Ich glaube, eine weitere Bestrafung hätte ich nicht überstanden.“
Sie begleitete mich zu den Aufzügen, und ich wünschte mir von ganzem Herzen, ich könnte noch einmal den Mut aufbringen, sie zu bitten, meine Mentorin zu sein. Aber ich wusste, dass es einfach nicht höflich war, eine potenzielle Mentorin zu bedrängen. Es gab mehr Lehrlinge als Mentoren, und manche Lehrlinge mussten jahrelang warten, bis sie eine Ausbildungsstelle fanden. Also hielt ich den Mund und dankte Nora lediglich dafür, dass sie mit mir das Ritual durchgeführt hatte. „Eins möchte ich gern wissen“, sagte ich, während wir auf den Aufzug warteten. „Warum sagen manche Leute Au-delà und andere Anderswelt?“
„Die Begriffe sind identisch, und ihr Gebrauch richtet sich nur nach der jeweiligen persönlichen Vorliebe.
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