Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
Au-delà ist vielleicht die bessere Bezeichnung, weil man es als ,darüber hinaus’ übersetzen kann, schließlich handelt es sich nicht um eine andere Welt ... es ist nur ein anderer Zustand als der sterbliche.“
„Ja, das hört sich logisch an. Ich glaube, ich ... oh, hi, Tiffany.“
Tiffany trat aus dem Aufzug in einer bodenlangen durchsichtigen Silbertoga. Man konnte deutlich sehen, dass sie nackt darunter war. „Guten Abend, Aisling. Guten Abend, Nora. Die Magier haben mich für Reinigungsrituale im Licht der Göttin ausgewählt. Es heißt, dass ein Tropfen Blut von einer Jungfrau im Vollmond die Virilität eines Mannes und die Reinheit einer Frau wiederherstellt. Man kann damit eine verlorene Seele erretten, und selbst der hartnäckigste Fleck lässt sich damit entfernen.“
„Oho“, sagte ich und unterdrückte das Lachen. „Du hast aber ganz schön mächtiges Blut.“
„Oh ja, sehr mächtig. Jetzt siehst du auch, wie wichtig der Job einer professionellen Jungfrau ist. Denk nur an all die Leute, deren Leben ich mit nur einem einzigen Tropfen Blut verschönere! All die Männer, die jetzt kleine Babys machen können, und die Frauen, die wieder so werden, wie sie einmal waren. Ich teile meine Gabe mit sehr vielen Personen.“
„Selbstlos wie immer“, sagte ich und winkte ihr nach, als sie zur Eingangstür ging, wo eine Gruppe von Männern in teuren Anzügen und glänzenden Schuhen auf sie wartete. „Was würde ich nicht darum geben, wenn ich auch solches Vertrauen in meine Fähigkeiten hätte.“
Nora lachte, als wir in den Aufzug traten. Sie fragte nach der Nummer meines Stockwerks, und es stellte sich heraus, dass sie nur eine Etage über uns wohnte. „Die Keuschheit, die sie leben muss, würde dich schon bald wünschen lassen, mit weniger Selbstvertrauen auszukommen.“
Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu. Ob ich sie wohl fragen konnte, was ich wissen wollte? Ach, es konnte bestimmt nicht schaden, ich hatte ja sowieso keine Chancen bei ihr. „Das klingt jetzt vielleicht sehr zudringlich und unhöflich, aber ich habe einen guten Grund für die Frage“, begann ich. „Hast du ... hast du jemals einen Incubus gerufen?“
Ihre Augen weiteten sich ein wenig. „Das ist eine sehr persönliche Frage.“
„Ja, ich weiß, es ist unverschämt. Aber ehrlich, Nora, ich würde die Frage nicht stellen, wenn es nicht wichtig wäre. Ich würde es wirklich gern wissen.“
„Nein“, sagte sie nach einer kleinen Weile. Die Aufzugtüren öffneten sich auf Drakes Etage. Ich zögerte. Eigentlich hätte ich gern noch mehr gefragt, wollte aber die Freundschaft, die sich zwischen uns entwickelt hatte, nicht aufs Spiel setzen.
„Kennst du andere Hüterinnen, die es getan haben? Hier, meine ich“, fuhr ich fort und hielt die Hand vor das elektronische Auge, damit die Aufzugtür nicht zuging.
Sie schüttelte den Kopf. „Aisling, ich muss dich warnen. Den Reizen eines Incubus zu erliegen, ist sehr gefährlich.“
„Gefährlich? Inwiefern? Diejenigen, die mir begegnet sind, sind zwar ein bisschen aufdringlich, aber sie kommen mir nicht gefährlich vor.“ Es sei denn, sie wollten Sex bis zum Tod.
„Sie können gefährlich sein, weil Frauen, die sie rufen, rasch die Lust an sterblichen Männern verlieren. Sie wollen dann nur noch von Incubi befriedigt werden. Sie sehnen sich so nach ihnen, dass sie alles tun, um sie zu halten - sie verkaufen dafür sogar ihre Seele. Und so gewinnt ein Incubus an Macht, denn er lebt von den Seelen der Frauen, die er versklavt.“
„Wie bitte? Ich hatte ja keine Ahnung ...“
Sie berührte mich sanft an der Schulter, mit der ich die Tür aufhielt. „Ich erzähle es dir auch nur, weil es offensichtlich ist, dass du mit einem Incubus zusammen warst. Ich möchte nicht, dass du in diese Falle tappst.“
Woher mochte sie wissen, dass ich mit einem Incubus zusammen gewesen war? War mir das anzusehen? Vielleicht konnte ich es den anderen Hüterinnen ja auch ansehen. „Woher weißt du das?“
Sie lächelte traurig. „Du riechst nach Rauch.“
„Oh.“ Das war nicht besonders hilfreich. Ich konnte ja schließlich nicht an jeder Frau auf der Konferenz schnüffeln. „Danke, dass du mir meine Fragen beantwortet hast.“
Ich trat von der Tür zurück, damit sie zugehen konnte.
„Viel Glück bei deinen Ermittlungen“, sagte sie, kurz bevor die Türen sich wieder schlossen.
Warum wusste eigentlich jeder schon vorher, was ich tun würde?
20
Im Wohnzimmer der Suite
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