Dragon Love 03 - Rendezvous am Hoellentor
findest also, ich sei von ihm besessen?“
„Ich glaube, dass du ihn liebst. Und dass ihr trotz der Schwierigkeiten, die ihr miteinander habt, zusammengehört. Außerdem glaube ich, dass du das ebenfalls weißt und nur zu stur bist, es zuzugeben.“
Noras offene Worte nahmen mir den Wind aus den Segeln.
„Aber ... aber ... „
Kopfschüttelnd ergriff sie das Blatt Papier. „Ich wollte dieses Thema in ein paar Tagen mit dir besprechen, wenn wir mit der Ausbildung beginnen, Aisling. Die Kraft einer Hüterin kommt von innen. Wenn man sich etwas vormacht, schwächt man seine Macht.“
„Er hat mich betrogen“, erwiderte ich hitzig. „Er hat mir das Herz gebrochen!“
„Er hat dein Vertrauen missbraucht, das stimmt. Aber du hast deinen Schwur gebrochen. Ihr müsst beide lernen, Kompromisse zu machen, um ... was in aller Welt?“
Beim wütenden Klang ihrer Stimme blickte ich auf. „Oh! Entschuldigung! Das wollte ich dir schon die ganze Zeit erzählen, aber Drake hat mich abgelenkt. Als mich René hier abgesetzt hat, wartete ein gewisser Mark Sullivan vor deiner Tür. Er sagte, er sei beim Komitee, und es sei dir von heute an verboten zu unterrichten, weil gegen dich ermittelt werde.“
Nora nickte, während sie den Brief leise murmelnd las. Dann hob sie den Kopf und sah mich an.
„René?“, fragte sie. „Du hast René gesehen?“
„Das erzähle ich dir ein andermal. Erklärt der Brief denn, worum es eigentlich geht?“
Ihre Miene war ausdruckslos, als sie weiterlas. Ich kannte Nora noch nicht lange - ich hatte sie erst vor einem Monat in Budapest kennengelernt -, deshalb konnte ich ihre Körpersprache noch nicht deuten. Allerdings war der Zorn in ihren schwarzen Augen nicht zu übersehen. Sie funkelten und blitzten, als sie das Blatt Papier zusammenknüllte und auf den Fußboden warf.
„Diese Idioten. Diese blöden, ignoranten Idioten. Ich hätte nicht übel Lust, sie alle zu verfluchen.“
„Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich war auch entsetzt, als Mark sagte, dass du mich nicht unterrichten darfst. Warum verbieten sie es dir?“ Tröstend tätschelte ich ihr den Arm.
„Da steckt natürlich Marvabelle dahinter“, antwortete sie.
„Marvabelle?“, fragte ich überrascht. „Marvabelle O’Hallahan? Die in Budapest war? Die mit dem schmächtigen Orakel-Ehemann, die bei der Ausbildung zur Hüterin deine Zimmergenossin war? Diese Marvabelle?“
„Genau die.“ Nora war aufgesprungen und marschierte jetzt durch das Zimmer. „Seit wir die Morde an den Hüterinnen aufgeklärt haben, hat sie es auf mich abgesehen. Sie hat mir schon in Budapest deutlich zu verstehen gegeben, sie würde nicht tatenlos zusehen, wenn ich den Ruhm einheimse, der ihr zusteht.“
„Der ihr zusteht? Sie hat doch gar nichts dazu beigetragen, die Mörder zu entlarven!“ Empört stand ich auf und stapfte ebenfalls durch das Zimmer.
„Wir haben doch die ganze Arbeit gemacht! Sie hat doch nur im Weg gestanden!“
Nora packte mich am Ärmel. „Um ehrlich zu sein, du hast alles aufgedeckt! Aber ich danke dir, dass du dich mir zuliebe so aufregst.“
„Das spielt doch keine Rolle“, wehrte ich ab. „Wichtig ist nur, dass Marvabelle glaubt, sie kann sich mit uns anlegen. Ich wusste gar nicht, dass sie einen solch großen Einfluss im Komitee hat.“
„Ich auch nicht.“ Nora ergriff ein Stofftier, und es gelang ihr, das Spielzeug gegen das Schreiben, an dem Paco gerade nagte, auszutauschen. Sie glättete es und las es noch einmal. Ich blickte ihr dabei über die Schulter und runzelte die Stirn, als ich die umständliche Sprache vor mir sah, in der der Beschluss abgefasst war.
„In Übereinstimmung mit den Vorschriften des Kodex der Hüter-Gilde wird Ihnen hiermit untersagt, Hüter während der Zeit der anhängigen Ermittlungen zu unterrichten“, las ich laut. „Oh, das ist vielleicht ein Blödsinn!“
Nora nickte, faltete das Stück Papier einmal und legte es in ihren Korrespondenzkorb. „Da hast du recht. Aber ärgere dich nicht darüber. Ich habe nichts zu verbergen, und ich habe nicht gegen die Richtlinien der Hüter verstoßen. Das ist nur ein kleiner Verweis, nicht wert, dass wir uns Sorgen machen.“
„Nicht wert? Das ist absolut ungerecht, und ich habe nicht vor, untätig hier herumzusitzen, während ... „ Ich brach ab, als ich ihren entschlossenen Gesichtsausdruck sah. Hier ging es um ihr Leben, ihren Beruf und nicht um mich. „Okay. Nur ein kleiner Verweis. Ich verstehe.“
„Morgen beginnen
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