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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ist nicht vorbei«, sagte Stephan, als sie bereits in der Tür standen. »Die Fingerabdrücke Ihres Bruders waren auf den Münzen, mit dem er die Eintrittskarte in die Kokerei gelöst hat – und sie sind natürlich in Ihrer Wohnung, weil Franz dort zu Besuch war. Ylberi will nicht umsonst eine Liste aller Personen, die im letzten Jahr in Ihrem Haus waren. Es ist eine Frage der Zeit, bis er auf Franz Gustendorf stößt.«
    »Wir werden abwarten«, sagte Anne van Eyck. Sie war gelassen wie ihr Mann. »Wir haben nicht behauptet, in dieser Sache alles perfekt gemacht zu haben. Aber wenn ich es richtig sehe, habe ich kaum eine Pflicht, Franz mit auf diese Liste zu setzen.«
    Sie lächelte verschmitzt.

30
    Wanninger saß abends in der leeren Gaststube des schäbigen Hotels. Die rustikalen Holztische waren mit einfachem Porzellan eingedeckt, als würden viele Gäste erwartet. Doch Wanninger blieb der einzige Gast. Die Wirtin brachte ihm Frikadellen und Bratkartoffeln. Sie hatte alles selbst zubereitet, servierte fachkundig von der Seite und stellte ein Bier dazu.
    »Es soll dir schmecken«, sagte sie sanft und setzte sich zu ihm.
    »Ich werde dich ab jetzt exklusiv bedienen!«
    Sie stand auf und schaltete die alte Stereoanlage an. Es kam Diskomusik aus den Neunzigern.
    Wanninger aß mit Genuss. Er trank das Bier und prostete ihr zu. Sie bediente ihn. Er mochte das einerseits und andererseits nicht. Seine Gedanken waren bei seinen E-Mail-Eingängen. Er hatte sich bis 21 Uhr Internetverbot verordnet und auf Ihre Vorgabe eingelassen, die Einhaltung dieser Zeitgrenze beschwören zu müssen.
    Um 20.30 Uhr ging er auf sein Zimmer. Die Wirtin folgte ihm wenige Minuten später, nachdem sie die Gaststätte geschlossen hatte. Es werde niemand mehr kommen, meinte sie. So, wie fast immer.
    Sie setzte sich wieder aufs Bett, er an den kleinen Tisch, auf dem der Laptop stand.
    »Es ist noch eine halbe Stunde«, sagte sie lächelnd.
    Wanninger wollte sie erst rauswerfen und endlich die Antworten auf seine E-Mails lesen, aber er hatte ihr versprochen, bis neun Uhr zu warten. Sinnlos, sich diese halbe Stunde weiter zu quälen, aber sein Versprechen galt. Sie sah in ihm einen, auf dessen Wort gezählt werden konnte. Sie sah ihn so, wie sich Wanninger selbst sah. Er starrte auf seinen Laptop, dann auf seine Uhr, schließlich wandte er sich um. Sie hatte ihr geblümtes Sommerkleid ausgezogen, strich verlegen durch ihr rotes Haar.
    Er stand auf, ging mit langsamen Schritten auf sie zu, berührte zitternd ihre weiße Brust, setzte sich neben sie, umarmte sie, als wäre sie ihm völlig fremd, distanziert und zugleich begierig. Sie war anders als die Frauen, denen er hinterhergelaufen war, die er mit Sensationsberichten und Publikationen im Herzen erreichen wollte und nie erreicht hatte. Er zog sich aus, unsicher, als machte er dies zum ersten Mal. Das kleine schäbige Zimmer war ein vertrautes Refugium geworden. Einzig die Frau war wie neu. Er betrachtete sie mit anfänglicher Scheu, ertastete sie wie eine neue Welt, in die er die ersten Schritte wagte. Sie ließen sich in das Bett fallen, auf die durchhängende Matratze, in deren Mitte sie wie in einem weichen Nest lagen. Sie redeten nicht, sie fühlten sich. Wanninger war glücklich.
    Irgendwann später am Abend ging sie runter, um eine Flasche Wein zu holen. Er startete den Computer, an den er bis jetzt nicht mehr gedacht hatte. Als sie wieder kam, öffnete sie gekonnt die Flasche. Es war ein einfacher Silvaner aus dem Supermarkt. Der Computer kündigte den Eingang zahlreicher Mails an. Wanninger las die Absenderadressen. Sie hatten geantwortet: BILD und Stern, Spiegel, Focus und all die anderen Redaktionen, die er angeschrieben hatte. Er griff nach der Flasche und nahm einen Schluck, dann überflog er nur die ersten Sätze der Mails. Alle hatten Interesse an seiner Geschichte. Er schrie die Freude aus sich heraus, tanzte nackt mit der Frau wie ein Teufel um das Feuer, blickte bei jeder Umdrehung die nächste E-Mail an und feierte sie mit der Wirtin wie die Wiedergeburt seines Lebens. Sie sah ihn mit tränennassen Augen an. Sie sah das Glück in ihm. Der Laptop offenbarte Botschaften, die ihm eine Zukunft gaben. Sie wollte Teil dieser Zukunft sein, umarmte ihn immer fester, als fürchte sie, dass er davonfliegen könnte. Doch er nahm sie wieder in den Arm, umschlang sie, hielt inne und spürte ein Gefühl, das ihn auf sie beide konzentrierte, das Karussell seiner trunkenen Freude auf etwas

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