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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ein schmieriger Gisbert Wanninger alles wieder aufkochen und Menschen zerstören können, die sich ein neues Leben aufgebaut und sich gewandelt haben. Vernichtung von Existenzen, nur, weil ein alternder Journalist seine Popularität verloren hat und über solche Geschichten wieder an seinen früheren Ruhm anknüpfen will? Ist das legitim, Herr Knobel?«
    Stephan antwortete nicht. Er wusste, dass sich die Beantwortung dieser Frage rechtlichen Bewertungen entzog.
    »Der falsche Doktor«, gab Hermann van Eyck als Stichwort.
    Stephan hatte diesen Begriff irgendwo einmal gehört, aber er konnte ihn nicht mit einem Geschehen in Verbindung bringen.
    »Mein Mann hatte in jungen Jahren eine Dezernentenstelle in Soest bekommen, allerdings bei der Bewerbung eine gefälschte Promotionsurkunde der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster vorgelegt. Er hatte nie promoviert, und es steht außer Frage, dass er diese Fälschung nie hätte begehen und sich unter Vorlage dieses Dokumentes keine Stelle hätte erschleichen dürfen. Mein Mann war damals 32 Jahre alt, der Vorgang ist satte 25 Jahre her. Die Sache flog auf, als ein Mitglied des Stadtrates, das der Oppositionspartei angehörte und alle Gelegenheiten nutzte, der den Bürgermeister stellenden Partei vor die Füße zu pinkeln, eher zufällig die Promotionsurkunde sah und Unstimmigkeiten entdeckte. Möglich war ihm dies nur, weil er selbst in Münster studiert und dort auch promoviert hatte und Abweichungen im Schriftbild der Urkunde im Vergleich zu seiner eigenen erkannte. Schließlich fand dieser Typ sogar heraus, dass das Datum, unter dem der Dekan Hermanns Promotionsurkunde unterschrieben haben sollte, ausgerechnet in den Semesterferien lag.«
    Stephan musste unwillkürlich darüber lächeln, dass Anne van Eyck das Auffliegen dieser dilettantischen Fälschung wie ein unverdientes Unglück darstellte.
    »Die Sache schlug damals natürlich hohe Wellen. Mein Mann flog sofort raus, und die Sache konnte strafrechtlich nur deshalb einigermaßen glimpflich zu Ende gebracht werden, weil Hermann einige Korruptionsfälle aufdeckte, denen er in den letzten Tagen seiner Tätigkeit auf die Spur gekommen war und hinter denen sich offensichtlich derjenige verbarg, der die Fälschung der Promotionsurkunde entdeckt hatte. All das änderte natürlich nichts daran, dass mein Mann erledigt war. Der Jan-Hermann Gustendorf war bekannt und zugleich verbrannt. Etwa drei Jahre später lernte ich Hermann bei einem seiner Hollandbesuche kennen, und er erzählte mir all das freiwillig, als wir uns ineinander verliebt hatten. Weitere zwei Jahre später haben wir in den USA geheiratet, und mein Mann hieß fortan Hermann van Eyck. Wir haben alles getan, dass man ihn urkundlich kaum nachverfolgen konnte, und dabei sicherlich auch gegen das eine oder andere Meldegesetz verstoßen. Wir gründeten eine Unternehmensberatung, die mein Mann aufgrund seiner unzweifelhaften fachlichen Fähigkeiten schnell in Fahrt brachte und die wir schließlich – weitab von Soest – in Dorsten ansiedelten. Mein Mann trägt seither einen Bart. Die Gefahr, dass ihn zufällig jemand erkennen würde, ist gering.«
    »Und dann kommt einer und droht dieses Lebenswerk zu sprengen …«, folgerte Stephan.
    »Richtig«, stimmte Anne van Eyck zu. »Dann kam Wanninger, weil gefälschte Promotionen, Plagiate und anderes gerade ein öffentlichkeitswirksames Thema sind und weil er darauf bauen kann, dass dieses Thema den Älteren noch in Erinnerung und für die Jungen eine interessante Facette sein dürfte. Was glauben Sie, was mit einer Unternehmensberatung passiert, deren Chef diese Vergangenheit hat?«
    Stephan antwortete nicht.
    »Der Ruin ist vorprogrammiert«, sagte ihr Mann. »Welcher Kunde will sich von jemandem beraten lassen, der als Fälscher aufgefallen ist? Zu unseren Kunden zählen namhafte mittelständische und größere Unternehmen. Wir können und wollen uns das nicht leisten.«
    »Wanninger trat also an Hermanns Bruder Franz Gustendorf heran«, fuhr Anne van Eyck fort. »Er belästigte ihn immer wieder mit Telefonaten, forschte nach Hermanns Verbleib, den er selbst nicht aufklären konnte und schon deshalb einen neuen Skandal witterte. Typen wie Wanninger sind Ungeziefer. Wenn sie Scheiße riechen, drehen sie fast durch und heften sich an die Sache an. Aber Franz hielt still. Er vertröstete Wanninger und lockte ihn auf falsche Fährten, ahnend, dass er ihn damit noch mehr reizen würde, aber es gelang zumindest,

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