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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bestimmt, aber ich bekam ihn, weil ich dort Stammkunde bin. Es war Riesenandrang an der Tankstelle, weil viele Autobesitzer mit dem Dreck kämpften und die Wischer, die im Verkaufsraum hingen, schon ausverkauft waren. Danach habe ich die Scheiben an Liekes Wagen gereinigt, und wir haben den Wagen auch noch aufgetankt, weil wir ja nun sowieso gerade da waren. Da Lieke mich häufiger in Dortmund besuchte, verbrauchte sie auch mehr Sprit. Danach sind wir wieder zu der kleinen Wohnung gefahren. Als ich aussteigen wollte, sagte sie plötzlich, dass sie etwas zwischen uns spüre. Ich antwortete ihr nicht, sondern nahm sie wortlos mit nach oben. Dann redeten wir noch lange. Ich sagte ihr das, was ich mich vorher nicht getraut hatte, wagte nicht einmal, sie dabei anzusehen. Und ich sagte ihr auch, dass ich mich selbst als das sehe, was ich wirklich bin: ein feiges Schwein. Lieke hörte mir wortlos und traurig zu. Sie begann zu weinen, ohne dass ich es schaffte, sie in den Arm zu nehmen. Schließlich holte sie die Flasche Wein, die wir vorher angebrochen hatten, und trank noch zwei oder drei Gläser. Ich bat sie, damit aufzuhören, weil sie doch noch fahren müsse, aber sie erwiderte barsch, dass ich nicht zu befürchten hätte, dass sie sich in einen fahruntüchtigen Zustand versetzen wolle. Sie wisse ja, dass sie bei mir keine Bleibe haben werde. Dann öffnete sie noch eine zweite Flasche und trank auch daraus noch. Dann irgendwann ging sie. Ich habe sie zurückhalten wollen, weil sie sichtlich unter Alkoholeinfluss stand. Doch sie schlug um sich und riss sich los. Sie sagte, dass sie wie immer auf sich selbst aufpassen werde. Ich habe sie nicht halten können, Herr Knobel. Ich habe sie aus dem Leben gehen lassen.«
    Seuter begann hemmungslos zu heulen. In seinem Inneren wusste er, dass er Lieke verstoßen hatte. Sie hatte sich von ihm losgerissen, als sie das verstanden hatte.
    Die Insassen des polnischen Reisebusses kamen von der Raststätte zurück, sahen aus neugieriger Distanz herüber, bestiegen den Bus und gafften durch die Fensterscheiben.
    Marie zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Jacke, und Stephan legte den Ausdruck des Fotos auf den Tisch und drehte ihn so, dass Seuter das Motiv erkennen konnte.
    »Was ist das für ein Treffen, Herr Seuter?«
    Seuter rieb sich die nassen Augen, dann musste er lächeln.
    »Ist das das Foto, das Sie dem Tankwart gezeigt haben?«
    Stephan nickte.
    Jetzt begann Seuter sogar ein ersticktes Lachen.
    »Das war Anfang August letzten Jahres«, sagte er und hustete, »ich hatte Lieke an einem Tag, an dem sie Überstunden abfeierte, zu einem dienstlichen Termin mit nach Frankfurt genommen. Wir sind über die A 45 gefahren. Kurz vor Wetzlar war ein Laster mit Kies verunglückt und hatte seine ganze Ladung über die Fahrbahn verstreut. Die Autobahn war also Richtung Frankfurt für längere Zeit gesperrt. Es bildete sich ein kilometerlanger Stau, in dem auch wir standen. Es gab keine Abfahrten, über die man den Stau hätte ableiten können. Alle Autos standen hintereinander, und das für Stunden. Fast alle haben ihre Wagen verlassen. Es war warm draußen. Wir sind also auch ausgestiegen und dann über die Leitplanke geklettert. Auf der Wiese stand ein Chinese, der kleine Tricks vorführte.«
    »Tricks?«, fragte Stephan verwundert.
    »Ja«, lächelte Seuter, »es war ein chinesischer Zauberer Namens Yong Fang, der wie wir mit seinem Auto im Stau stand und abends eine Vorführung in einem Seniorenheim in Bad Nauheim hatte. Er nutzte die Wartezeit, um noch mal seine Zauberstücke zu probieren. Wir sind also zu ihm hingegangen, und er zeigte mir, wie er einen Tischtennisball verschwinden ließ und wieder zum Vorschein brachte. Ich habe bestimmt eine halbe Stunde zugeschaut, aber ich habe nicht begriffen, wie er es machte.«
    »Und der Mann rechts im Bild?«, fragte Stephan. »Der mit den Stoppelhaaren?«
    »Weiß nicht«, sagte Seuter. »Irgendein anderer Autofahrer, der sich wie wir die Zeit vertrieb.«
    »Nicht ein Herr Drauschner?«, vergewisserte sich Stephan.
    »Drauschner? – Keine Ahnung, wie der hieß. Der Name sagt mir nichts, und ich habe den Mann nie wieder gesehen. Wie gesagt: Es war reiner Zufall. Dieser Mann war wie ich einfach neugierig auf die Zauberstücke von Yong Fang.«
    »Und Lieke?«, fragte Marie.
    »Lieke hat uns so fotografiert, als hätte sie heimlich ein konspiratives mafiöses Treffen aufgenommen. Der Chinese sah wegen dieses Zauberkoffers so mysteriös aus. Wir

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